
Die Wärmewende in Bestandsgebäuden
Autor
Christoph Berger

Blogbeitrag
Die Wärmewende in Bestandsgebäuden
ESG-konforme Immobilien: Es scheitert meist nicht am Umsetzungswillen. Die größten Hemmnisse für nachhaltige Portfolios in Deutschland sind vielmehr der Fachkräftemangel und rechtliche Unsicherheiten, die sich auf die ESG-Budgets auswirken.
Da diese strukturellen Herausforderungen nicht über Nacht verschwinden werden, braucht es digitale Lösungen, die sich einfach und kostengünstig implementieren lassen. Dabei haben Gebäudeverantwortliche längst nicht mehr „nur“ das nationale Klimaziel von 2045 vor Augen, sondern spüren schon heute: Immobilien, die nicht (in ausreichender Form) die ESG-Kriterien erfüllen, erbringen weniger Ertrag im Verkauf oder lassen sich schwerer vermieten. Innerhalb der nächsten zwölf Monate muss zudem die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) in deutsches Recht überführt werden, wodurch für die energetisch am schlechtesten aufgestellten Gebäude („Worst Performing Building“, WPB) eine Sanierungspflicht entsteht.
Wie können Bestandsgebäude also möglichst schnell, unkompliziert, günstig und effektiv nachhaltiger werden? Laut dena-Gebäudereport macht die Raumwärme den Großteil des Endenergieverbrauchs in Nichtwohngebäuden aus und ist somit gleichzeitig Nummer eins Verursacher von CO2-Emissionen im Bestand. Beides kann aufgrund der Umweltauswirkungen das ESG-Rating negativ beeinflussen. Zudem ist der Energieverbrauch über die Energiekosten (plus steigender CO2-Steuer) auch ein direkter Wirtschaftsfaktor. Langfristig kann der Gebäudebestand in Deutschland zudem nur dann vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden, wenn er einen minimalen und effizienten Energieverbrauch vorweist.
Optionen, den Energieverbrauch zu reduzieren, gibt es einige: Sanierung der Fassade, Fenstertausch, energieeffizienter Neubau. Doch mit Blick auf die Strategie der Bundesregierung zeigt sich, dass digitale und Automationslösungen als erste Maßnahmen angeraten sind. Da sie nicht viel kosten, aber einen ähnlich großen Effekt haben können, sind sie den Maßnahmen vorziehen, die aufwendig (und damit oft langwierig und kostenintensiv) sind.
Eine solche digitale Energiesparmaßnahme ist zum Beispiel die intelligente Einzelraumregelung. Mithilfe selbstlernender Thermostate wird dabei die Raumwärme bedarfsgerecht gesteuert. Registrieren die Geräte, dass sich niemand im Raum befindet, regelt sich der Heizkörper automatisiert herunter und spart Energie. Die Lösung, die im Privatbereich mit programmierbaren Thermostaten bereits seit Jahren erfolgreich ist, wurde in den vergangenen Jahren für Nichtwohngebäude automatisiert und ist sogar für Behörden und Schulen geeignet. Einsparungen von rund dreißig Prozent sind zu erwarten – ohne aufwendige Planungsverfahren und bauliche Maßnahmen, mit einstelliger Amortisationsdauer und sogar umlagefähig auf Mietparteien.
Eine andere Energieeffizienzmaßnahme ist der hydraulische Abgleich. Er sorgt für eine gleichmäßige Wärmeverteilung über mehrere Stockwerke hinweg und ist die Basis für einen effizienten Heizbetrieb. Die ursprünglich vollständig analoge Aufgabe (Heizlastberechnung und Ventil-Justierung an jedem einzelnen Heizkörper) ist mittlerweile im 21. Jahrhundert angekommen und lässt sich mit digitalen Thermostaten in Nichtwohngebäuden bereits vollständig per Klick durchführen – ohne Fachpersonal und innerhalb von Minuten.
Die Wärmewende in Bestandsgebäuden ist digital. Um kurzfristig und wirtschaftlich Stranded Assets zu vermeiden, ist die Steigerung der Energieeffizienz das Mittel der Wahl. Denn Energieeffizienzmaßnahmen lassen sich mit digitalen Lösungen unkompliziert umsetzen, sind im Vergleich zu anderen Sanierungsmaßnahmen kostengünstig und geringinvasiv, liefern trotz ihrer Einfachheit signifikante Ergebnisse, sind umlagefähig und haben einen sofortigen positiven Effekt auf das Gebäudeportfolio. Hätten Sie diesen Beitrag bereits vor, sagen wir, vier Jahren gelesen, wäre Ihr Investment in eine solche digitale Effizienzmaßnahme heute womöglich bereits amortisiert.


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