
Die Wohnwende als Investment: Wie Impact und Rendite zusammenkommen, wenn wir Wohnen neu denken
Autor
Nathanael Over

Blogbeitrag
Die Wohnwende als Investment: Wie Impact und Rendite zusammenkommen, wenn wir Wohnen neu denken
Der Wind pfeift durch die Straßen, und es regnet in Strömen. Ich folge den Anweisungen meines Handys auf dem Weg zum Hotel. Plötzlich finde ich mich unter einer Eisenbahnbrücke wieder. Vor mir stehen Zelte, improvisierte Wände aus Decken, Planen und Brettern. Es ist klamm und kalt – und direkt neben den Schienen schlafen Menschen, ohne Wohnung. Wenige Minuten später stehe ich in meinem Hotelzimmer an der Fensterfront im 15. Stock und schaue über die funkelnden Lichter der Stadt. Doch das Bild der Menschen unter der Brücke lässt mich nicht mehr los.
Ein Zuhause ist mehr als ein Dach über dem Kopf
Wohnen ist nicht nur ein Grundbedürfnis – es ist für jeden von uns die Grundlage für Stabilität und Teilhabe am Leben. Ohne ein Zuhause fehlt der Rückzugsort. Die Realität: Über 700.000 Wohnungen fehlen in Deutschland. Menschen leben in überbelegten Räumen, Senioren in nicht barrierefreien Altbauten, Geflüchtete in Übergangsunterkünften. Studierende und junge Familien suchen verzweifelt Wohnraum. Die Wohnungsnot ist mitten in der Gesellschaft angekommen.
Gleichzeitig sind in den letzten Jahren die Baukosten, die Zinsen und die regulatorischen Auflagen gestiegen. Das ist unsere Herausforderung: Wohnen neu zu denken – eine Brücke zu schlagen zwischen Kapital und Wirkung, zwischen sozialem Anspruch und wirtschaftlicher Tragfähigkeit.
Bezahlbar. Nachhaltig. Gemeinschaftlich. Schön.
Diese vier Begriffe bilden den Kompass für Die Wohnwende. Besonders der Aspekt „gemeinschaftlich“ eröffnet neue Perspektiven: Wenn Menschen bereit sind, Wohnfläche zu teilen, Gemeinschaftsräume zu nutzen und sich im Alltag zu begegnen, sinken die Kosten – und die Lebensqualität steigt. Hier steckt eine stille Revolution: Wenn wir statt 48 Quadratmetern pro Person mit 38 auskommen, schaffen wir mehr Wohnraum für alle. Und mit dem richtigen architektonischen Konzept entsteht daraus kein Verzicht, sondern ein Gewinn an Leben.
Alte und Neue
Eine besondere Chance liegt in der großen Gruppe älterer Menschen und Geflüchteter – zwei Gruppen, die auf den ersten Blick wenig verbindet, auf den zweiten umso mehr. Beide suchen leistbaren Wohnraum, Teilhabe und einen Ort, der der Einsamkeit entgegenwirkt. Warum entwickeln wir nicht Wohnquartiere, die diese Gruppen bewusst zusammenbringen? Es gibt bereits erste Projekte, in denen Senioren ihre Erfahrungen mit Kultur und Behörden, ihre Zeit und Sprachkenntnisse einbringen – und die „Neuen“ ihre Gastfreundschaft, Fürsorge und praktische Hilfe. Aus dieser Verbindung kann eine Gemeinschaft entstehen, die weit über Mietverträge hinausgeht.
Im Kreislauf bauen – mit Holz, für Menschen und den Planeten
Wenn wir von nachhaltigem Bauen sprechen, geht es darum, unseren Planeten nicht weiter zu verheizen – und gleichzeitig Räume zu schaffen, in denen Menschen sich zu Hause fühlen können. Der Holzbau bietet dafür eine überzeugende Antwort: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, speichert CO₂ über Jahrzehnte hinweg und erzeugt beim Bauen eine deutlich bessere Klimabilanz als konventionelle Materialien. In Kombination mit serieller Bauweise und zirkulären Prinzipien entstehen Gebäude, die nicht nur effizient errichtet, sondern auch rückbaubar und wiederverwendbar sind. Das reduziert langfristig Kosten, schont Ressourcen und schafft neue Standards in der Nachhaltigkeit.
Die Wohnwende gemeinsam meistern
Die Wohnwende ist keine romantische Idee. Sie ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Sie beginnt, wenn Zahlen zu echten menschlichen Schicksalen werden. Und sie darf nicht bei politischen Forderungen stehen bleiben – sie braucht konkrete Investitionsentscheidungen. Das bedeutet auch: Wir müssen Wege finden, wie Investitionskosten sinken können. Lassen Sie uns gemeinsam über neue Lösungen nachdenken – wie Kapital und Verantwortung zusammenfinden können. Denn: Eine Wohnwende ohne Taten wird nichts.
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