ELTIF 2.0: Wichtige Überlegungen, Herausforderungen & Chancen

06.11.2024

Autor

Dirk Sanden

Dirk Sanden

Director Sales & Relationship Management

Alter Domus Luxemburg

Blogbeitrag

ELTIF 2.0: Wichtige Überlegungen, Herausforderungen & Chancen

Seit Anfang 2024 gewinnt die überarbeitete Version des Europäischen langfristigen Investmentfonds (ELTIF) – ELTIF 2.0 – an Dynamik. Erste Anzeichen aus Luxemburg und Irland zeigen, dass das neue ELTIF 2.0­Regime deutlich besser angenommen wird als sein Vorgänger. In Luxemburg und Irland wurden bereits eine deutliche Anzahl ELTIFs seit Anfang des Jahres unter dem neuen Regime aufgelegt. Die Reformen von ELTIF 2.0 haben für Vermögensverwalter spannende Möglichkeiten geschaffen, neue Kapitalquellen zu erschließen und ihre Investorenbasis zu erweitern.

Die Einführung von ELTIF 2.0 bringt jedoch auch Heraus­forderungen mit sich. Dennoch überwiegen die Vorteile, die die größere Flexibilität und das erweiterte Spektrum an infrage kommenden Vermögenswerten bieten. Wir haben die Entwicklung der ELTIF 2.0­Struktur genau verfolgt und eine neue Infrastruktur implementiert, um Vermögensverwalter bei der Bewältigung der potenziellen Herausforderungen zu unterstützen.

Produktgestaltung und Liquiditätsmanagement

ELTIF 2.0 bietet Managern die Möglichkeit, geschlossene oder offene Fonds aufzulegen, wobei die Einführung offener ELTIFs besonders positiv aufgenommen wurde. Die technischen Regulierungsstandards (RTS) für offene ELTIFs wurden von der Europäischen Kommission und der Europäischen Wertpapier-­ und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) verabschiedet. Dies schafft Klarheit für die Manager und wird voraussichtlich zu einem Anstieg der Fondsstarts mit offenen Merkmalen führen.

Für Manager privater Märkte, die traditionell geschlossene Fonds bevorzugen, erfordert die Verwaltung offener Fonds mit kurzfristiger Liquidität eine Lernkurve. Liquidi­tätsmanagement wird ein zentraler Aspekt sein, auf den sich Manager privater Märkte konzentrieren müssen. Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf diese Überlegungen:

Rücknahmehäufigkeit, Kündigungsfrist &  Prozentsatz der liquiden Mittel

Das RTS bietet zwei Methoden zur Berechnung des Prozentsatzes der liquiden Mittel, die für Rücknahmen bereitgestellt werden können:

- Methode 1 basiert auf Rücknahmehäufigkeit und Kün­digungsfrist, ohne einen obligatorischen Mindestprozent­satz an liquiden Mitteln. Zum Beispiel kann ein ELTIF mit vierteljährlichem Rücknahmefenster und dreimonatiger Kündigungsfrist Rücknahmen von bis zu 33,3 % der liqui­den Mittel zulassen, abhängig vom liquiden Portfolioanteil am Rücknahmetag.

- Methode 2 basiert auf der Rücknahmehäufigkeit und einem Mindestprozentsatz an liquiden Mitteln. Ein ELTIF mit einem vierteljährlichen Rücknahmefenster muss mindestens 20 % des Nettoinventarwerts (NAV) in liquiden Mitteln halten, wobei maximal 50 % der liquiden Mittel für Rücknahmen zur Verfügung stehen.

Der erwartete Cashflow, der über 12 Monate prognostiziert wird, kann ebenfalls in den Prozentsatz der liquiden Mittel einbezogen werden. Vermögensverwalter müssen sich genau mit Rücknahmehäufigkeit und Mindestkündigungs­ fristen auseinandersetzen, da diese Faktoren von Produkt zu Produkt unterschiedlich sein können. Beispielsweise bieten semi-­liquide Fonds in Luxemburg Kündigungsfristen von 30 bis 60 Tagen, während in Großbritannien für den Long Term Asset Fund (LTAF) eine Mindestkündigungsfrist von 90 Tagen gilt, ohne dass ein Mindestprozentsatz an liquiden Mitteln erforderlich ist.

Weitere Faktoren, die ELTIF­-Manager berücksichtigen müssen, sind Mindesthaltedauern und Instrumente des Liquiditätsmanagements.

- Mindesthaltedauer: Vermögensverwalter können eine Mindesthaltedauer festlegen, die den Entwurfskriterien des RTS entsprechen muss. Sie müssen die Angemessenheit der Haltedauer dem lokalen Regulator nachweisen.

- Instrumente des Liquiditätsmanagements:  ELTIF­-Manager können sich dafür entscheiden,  Instrumente wie Anti­-Verwässerungsabgaben, Swing­-Pricing oder Rücknahmegebühren anzuwenden. Eine durchdachte Liquiditätsmanagement-­Policy und Rück­nahme-­Policy werden entscheidend sein, um die offenen Merkmale von ELTIF 2.0 zu verwalten.

Überlegungen für Dienstleister
Für Dienstleister im Bereich alternativer Vermögenswerte wird die Entwicklung von Hybridfonds wie ELTIF 2.0 einen Mentalitätswandel erfordern. Administratoren benötigen spezielle Werkzeuge, um Fonds mit offenen Merkmalen zu verwalten, die in der Welt alternativer Investments bisher selten waren, da diese Funktionen traditionell dem UCITS-­ und Retail-­Markt zugeordnet wurden. Zudem sind Systeme erforderlich, die sowohl illiquide als auch liquide Vermögenswerte verwalten können.

Für Verwahrstellen bietet das Retail­Regime optimalen Investorenschutz, da nur Banken als Verwahrstellen für Retail­ELTIFs fungieren dürfen. Dies eröffnet Chancen für spezialisierte Banken, die sich auf die Verwaltung von Hybridfonds spezialisieren. Sie müssen die Feinheiten illiquider Vermögenswerte mit den Liquiditätsanforderungen offener Fonds sowie das Volumen privater Investorenzeichnungen kombinieren. Dies wird ein wesentlicher Faktor für die erfolgreiche Produkteinführung sein.

Ein neuer Anfang

Neun Jahre nach dem Start von ELTIF 1.0 scheint die Demokratisierung privater Vermögenswerte durch die Kombination von Marktnachfrage und einem verbesserten Produkt­Toolkit 2024 an Fahrt zu gewinnen. Die Weiterentwicklung des Marktes und die Klarstellungen durch die Europäische Kommission bieten Vermögensverwaltern enorme Chancen, neue Fonds aufzulegen. Dennoch müssen Herausforderungen gemeistert werden, um den Erfolg dieser Fonds sicherzustellen.

Ein Umdenken seitens der Vermögensverwalter und Dienstleister wird notwendig sein, um diese neuen Möglichkeiten optimal zu nutzen. Dies wird den Weg für neue, schnell wachsende Vertriebskanäle ebnen, die sowohl private als auch professionelle Investoren ansprechen.

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