ESG-Risiken als Kern des modernen Risikomanagements

06.01.2025

Autor

Henry Fritzsche

Henry Fritzsche

Senior Project and Development Manager

x.project AG

Blogbeitrag

ESG-Risiken als Kern des modernen Risikomanagements

Der Klimawandel stellt Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGs) und Alternative Investmentfonds (AIFs) vor wachsende Herausforderungen, da der Umgang mit Klimarisiken im Risikomanagement angesichts regulatorischer und gesellschaftlicher Erwartungen an die Umstellung auf klimafreundliche Portfolios zunehmend an Bedeutung gewinnt. Rahmenwerke wie MaRisk, KAMaRisk, das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) und die AIFM-Delegierte Verordnung (EU) Nr. 231/2013 (AIFM-VO) verlangen eine umfassende Integration physischer Risiken (wie Extremwetterereignisse) und Transitionsrisiken (wie Kosten für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft) in die Risikobewertung und -überwachung.

ESG-Risiken im regulatorischen Fokus

Regulierungsbehörden auf nationaler (BaFin) und europäischer Ebene (ESMA) formulieren konkrete Anforderungen an das Management von ESG-Risiken. So fordert das BaFin-Merkblatt zur Handhabung von Nachhaltigkeitsrisiken, dass Klimarisiken ein integraler Bestandteil des Risikomanagements und -controllings sind. Gemäß MaRisk AT 4.3.2 sind Finanzinstitute angehalten, ESG-Risiken in alle zentralen Risikomanagementprozesse einzubinden – von der Risikoidentifikation über die Risikosteuerung bis zur Risikotragfähigkeit. Die MaRisk-Richtlinien gelten zwar hauptsächlich für Banken und Finanzdienstleister, doch die KAMaRisk-Richtlinie formuliert ergänzend die Mindestanforderungen an das Risikomanagement von KVGs. Die MaRisk BTO 1.2 verlangt, dass potenzielle Gefahren im Zusammenhang mit Kreditgeschäften frühzeitig erkannt und die Fähigkeit des Kreditnehmers zur Bewältigung von ESG-Risiken bewertet wird.

Steuerung und Monitoring von ESG-Risiken

Das KAGB, das die AIFM-Richtlinie in Deutschland umsetzt, sieht eine umfassende Risikosteuerung vor. ESG-Risiken sollen gemäß § 29 KAGB als Teil des Gesamtrisikos in die Risikoerfassung und -überwachung eingebunden werden. Obwohl diese Integration nicht explizit gefordert wird, ist eine Berücksichtigung im Gesamtkontext durch die SFDR und die EU-Taxonomie-Verordnung unverzichtbar. Die Leitlinien zur Kreditvergabe und -überwachung der EBA konkretisieren diese Verantwortung: Bei der Fremdmittelaufnahme sollten Kreditnehmer mit hohen ESG-Risiken gezielt analysiert werden. Das Kreditrisiko des Kreditnehmers sollte regelmäßig überprüft werden (vgl. Pkt. 263), um Risiken rechtzeitig zu identifizieren und deren Geschäftsmodelle sorgfältig zu evaluieren.

Wissenschaftliche Modelle zur Bewertung von Klimarisiken

Um den zunehmenden regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden, kann die Anwendung wissenschaftlich fundierter Modelle zur Quantifizierung der Klimarisiken von Immobilienportfolios ein Lösungsansatz sein. So ermöglichen Temperature-Alignment-Modelle, den Beitrag von Immobilien zur globalen Erwärmung zu messen und mit den Zielen des Pariser Abkommens abzugleichen. Der Vorteil dieser Modelle liegt in ihrer Prognosefähigkeit: Sie erlauben die Simulation langfristiger Klimaauswirkungen auf die Klimabilanz und unterstützen fundierte Entscheidungen zur Dekarbonisierung von Portfolios. Durch diese Modelle können Risikomanager ihre Portfolios nicht nur aktuell bewerten, sondern auch zukunftsgerichtet anpassen, um Immobilieninvestitionen CRREM- und 1,5°-konform zu gestalten und so potenzielle Klimarisiken zu reduzieren.

Digitale Lösungen für Echtzeit-ESG-Berichterstattung

Parallel zur Bewertung von Klimarisiken spielen digitale Plattformen eine zentrale Rolle im modernen Risikomanagement. Diese Plattformen ermöglichen die teil- oder vollautomatische Erfassung, Verwaltung und Analyse von ESG-Daten in Echtzeit, was eine präzisere Risikosteuerung und -überwachung unterstützt. Echtzeitdaten machen Abweichungen in der Performance sichtbar, sodass zeitnahe Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Zudem können diese Daten direkt in die Nachhaltigkeitsberichterstattung integriert werden, was eine zukunftssichere Compliance mit den Berichterstattungsanforderungen der CSRD sicherstellt. Ein solcher digitaler Ansatz sollte fest im Aufgabenbereich moderner Risikomanager verankert sein, um den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden und zeitgemäße Transparenz zu gewährleisten.

Nachhaltigkeit als Schlüssel zu resilienten Portfolios

In einer Welt, die sich verstärkt auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz ausrichtet, sind Risikomanager gefragt, ihre Rolle um die eines Klimamanagers zu erweitern. Die Verankerung von Klimarisiken im Risikomanagement ist essenziell, um nicht nur regulatorische Anforderungen zu erfüllen, sondern auch die langfristige Stabilität und Wertsteigerung von Immobilienportfolien zu sichern. Wissenschaftlich fundierte Modelle und digitale Plattformen unterstützen diesen Wandel, indem sie Risiken messbar machen und fundierte Entscheidungen fördern. Die Integration von ESG-Risiken im Risikomanagement ist nicht nur eine Pflicht, sondern bietet die Chance, durch nachhaltige und zukunftsfähige Portfolioanpassungen eine aktive Rolle im Klimaschutz zu übernehmen.

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