Investmentchancen im iberischen Lebensmitteleinzelhandel

09.10.2025

Autor

Christian Müller

Christian Müller 

Head of Research & Strategy Germany

Savills Investment Management

Blogbeitrag

Investmentchancen im iberischen Lebensmitteleinzelhandel

Seit der Corona-Pandemie gehören Spanien und Portugal zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in der Eurozone und rücken daher verstärkt in den Fokus institutioneller Investoren. In der jüngsten INREVUmfrage rangierte Spanien erstmals unter den drei beliebtesten europäischen Immobilienmärkten – hinter Großbritannien und Deutschland. Die Gründe dafür sind vielfältig: Eine robuste Konsumnachfrage, ein wachsender Dienstleistungssektor, der geringere Anteil energieintensiver Industrien sowie umfassende EU-Fördermittel sind nur einige der Faktoren, die die positiven makroökonomischen Rahmenbedingungen auf der Iberischen Halbinsel prägen. Davon profitiert auch der Lebensmitteleinzelhandel, der sich in sehr guter Verfassung befindet und attraktive Investmentchancen für Immobilieninvestoren bietet.

Starke Konsumnachfrage treibt Wirtschaftswachstum und Lebensmittelumsätze
Ein wesentlicher Wachstumstreiber ist die anhaltend starke Konsumnachfrage. Moderatere Inflation, eine positive Dynamik am Arbeitsmarkt, steigende Reallöhne sowie ein boomender Touris mus sektor sorgen für wachsende Einzelhandelsumsätze auf der Iberischen Halbinsel – wovon auch der Lebensmittelhandel profitiert. Mitte des Jahres 2025 liegen die annualisierten Lebensmittelumsätze in Spanien um 3,2 % und in Portugal um 4,2 % über dem VorPandemie Niveau und damit weit über dem europäischen Durchschnitt (EU27) von 0,2% (Eurostat/Savills IM, Juni 2025).

Supermärkte dominieren, während Discounter an Marktanteilen zulegen
In Südeuropa dominieren die Vollsortimenter. Verbraucher in Spanien und Portugal legen besonderen Wert auf große Auswahl und hohe Qualität, was Supermärkte mit breiten Sortimenten sowie hoher Frischequalität bedienen. Einkaufen hat in Südeuropa auch eine wichtige soziale Komponente. Im Vergleich zu Discountern bieten Supermärkte in der Regel ein ansprechendes Umfeld mit Marktplatzcharakter, der Raum für Begegnungen und Austausch bietet. Der Anteil der Supermärkte am gesamten Lebensmittelumsatz liegt in Spanien bei rund 70 % und in Portugal bei circa 60 %. Parallel dazu gewinnen aber Discounter an Bedeutung. Schon vor der Pandemie verzeichneten sie steigende Marktanteile, die sie durch eine schärfere Preispositionierung, ein optimiertes Sortiment und verstärkten Filialausbau weiter ausbauen konnten. In Spanien liegt ihr Anteil mittlerweile bei etwa 12 %, in Portugal bei rund 16 %, und damit aber nach wie vor unter dem westeuropäischen Durchschnitt von über 20 % (Euromonitor/ Savills IM, April 2025).

Nationale Platzhirsche und regionale Anbieter
Im europäischen Vergleich zeigt sich die Einzelhandelslandschaft der Iberischen Halbinsel fragmentierter: Sie ist von dominanten Supermarktketten, wachstumsstarken Discountern, aber auch wettbewerbsfähigen regionalen Playern geprägt. In Spanien dominiert Mercadona mit einem Marktanteil von rund 28 % den Lebensmitteleinzelhandel, in Portugal sind Continente (~ 23 %) und Pingo Doce (~ 19 %) führend. Der größte Discounter in beiden Ländern ist Lidl. Ein Beispiel für einen etablierten regionalen Player ist die spanische Handelskette Eroski, die vor allem im Baskenland, in Galicien und auf den Balearen über eine starke Supermarktpräsenz verfügt. Das basiert auf der lokalen Vernetzung, also enger Zusammenarbeit mit lokalen Lieferanten, einer ausgeprägten Serviceorientierung sowie einem breiten Eigenmarkensortiment.

Die größten Investmentmärkte für Lebensmitteleinzelhandelsformate in Europa sind Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Aber die Iberische Halbinsel rückt verstärkt in den Fokus der Investoren. Die starken Fundamentaldaten in Spanien und Portugal kombiniert mit einem attraktiven Preisniveau eröffnen vielversprechende Investmentmöglichkeiten. Das Rendite-Risiko-Profil ist attraktiv. Die Nettoan fangsrenditen liegen in Spanien um rund 100 und in Portugal um rund 150 Basispunkten über dem deutschen Niveau (CBRE, August 2025). Gleichzeitig bietet die Region ein hohes Diversifizierungspotenzial für langfristig orientierte Immobilienportfolios institutioneller Investoren.

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