Nachhaltigkeitsberichterstattung als Game Changer

25.11.2024

Autorin

Sarah Immer

Sarah Immer

Akademiereferentin

ADI Akademie der Immobilienwirtschaft GmbH

Blogbeitrag

Nachhaltigkeitsberichterstattung als Game Changer

Die Bedeutung der CSRD für Immobilienunternehmen

Stellen Sie sich vor, als führender Asset Manager in der Immobilienwirtschaft verfügen Sie über ein Portfolio von Tausenden von Wohn- und Gewerbeimmobilien. In der Vergangenheit waren Berichte über den Energieverbrauch oder die CO₂-Emissionen einzelner Gebäude nur für Investoren von Interesse, die speziell nach solchen Informationen fragten.

Mit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) Anfang diesen Jahres ändert sich dies deutlich: Sie müssen nun detailliert offenlegen, wie die Immobilien das Klima beeinflussen und gleichzeitig aufzeigen, wie sich Klimarisiken und Nachhaltigkeitsfaktoren auf den Wert Ihrer Investitionen auswirken.

Das ist tatsächlich ein Game Changer, denn Sie werden künftig nicht nur Ihre Bestandsgebäude, sondern auch Ihre zukünftigen Investitionen daraufhin auf den Prüfstand stellen. Darin liegt die Chance für ein Umdenken in der gesamten Branche.

Neue Anforderungen an Unternehmen unter der CSRD

Die CSRD markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung Sustainable Finance und fordert eine nachhaltige Unternehmensführung in Europa. Darin wurde die Nachhaltigkeitsberichterstattung der klassischen finanziellen Berichterstattung (Jahresabschluss) gleichgesetzt. Im Vergleich zur bisherigen Non-Financial Reporting Directive (NFRD) erweitert die CSRD den Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen erheblich. Der Anwendungsbereich wurde zu Beginn dieses Jahres auf alle großen Kapitalgesellschaften, Banken, Versicherungen sowie kapitalmarktorientierte KMU ausgeweitet. Ob das Gesetz auch Sie betrifft, sehen Sie in der Grafik. Bis 2026 sollen stufenweise weitere Unternehmen hinzukommen, sodass in Deutschland insgesamt 15.000 berichtspflichtige Unternehmen existieren werden. Dies entspricht einer Verdreifachung.

Unternehmen, die nicht direkt betroffen sind, stehen dennoch unter Druck: Ihre Geschäftspartner in der Lieferkette fordern verstärkt Informationen zu Nachhaltigkeitsfaktoren. Die CSRD erweitert somit den Einflussbereich auf viele indirekt betroffene Unternehmen.

Zeitplan für CSRD-Verpflichtung der Unternehmen

Bedeutung der doppelten Wesentlichkeit

Ein zentrales Element der CSRD ist das Konzept der „doppelten Wesentlichkeit“ welches die Unternehmen vor neue Herausforderungen im Datenmanagement und in den Prozessabläufen stellt. Die doppelte Wesentlichkeit verlangt, dass nicht nur ein, sondern zwei Aspekte berücksichtigt werden: erstens die Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf das Klima und zweitens der Einfluss des Klimas auf die Geschäftstätigkeit. Im Vergleich zur vorherigen Rechtslage werden mehr Aspekte als wesentlich eingestuft, da bereits eine der beiden Perspektiven eine Angabepflicht auslöst.

Diese holistische Betrachtung soll sicherstellen, dass Unternehmen umfassend und transparent über ihre Nachhaltigkeitspraktiken informieren. Die Wesentlichkeitsanalyse ist letztlich der erste Schritt auf dem Weg zu einer aussagekräftigen Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Aber welche Umsetzungsmöglichkeiten haben Immobilienunternehmen konkret?

Umsetzung der doppelten Wesentlichkeit

Die Wesentlichkeitsanalyse bildet das Herzstück der Nachhaltigkeitsberichterstattung und entscheidet maßgeblich darüber, welche Kennzahlen in die Berichterstattung einfließen und welche nicht und damit auch über den Umfang des Berichts.

Zur praktischen Umsetzung wird zunächst ein Stakeholder-Dialog vorgeschlagen, um die wesentlichen Auswirkungen aller relevanten Interessengruppen zu analysieren. Zu den Stakeholdern zählen Kapitalgeber wie Banken, Aktionäre und Investoren, aber auch Kunden, Endverbraucher, Betriebs- und Personalrat, Gewerkschaften, eigene Mitarbeitende sowie staatliche Behörden und Finanzämter.

Weitere Optionen umfassen Trend- und Literaturanalysen, um die vorherrschende Literaturmeinung und Peergroup-Benchmarks im Hinblick auf Branchenspezifika zu ermitteln. Aus diesen Daten lässt sich die ökologische, soziale und finanzielle Wesentlichkeit ableiten, die in Form einer Wesentlichkeitsmatrix dargestellt wird. Eine visuelle Darstellung ist nicht verpflichtend, aber sie erhöht die Nachvollziehbarkeit und das Verständnis für die Festlegung der Berichtsinhalte. Eine anschauliche Umsetzung finden Sie in der nachstehenden Abbildung der Vonovia SE.

Wesentlichkeitsmatrix

Welche Kriterien genau berichtet werden müssen, findet sich dann in den European Sustainability Reporting Standards, kurz ESRS, die konkrete Datenpunkte abfragen. Dies erfahren Sie in einer der nächsten Ausgabe des FondsForum Magazins.

Fazit

Die neuen Anforderungen der CSRD stellen (Immobilien-)Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen, hinsichtlich des Datenmanagements, Prozessabläufen und der Einhaltung neuer Gesetze. An dieser Stelle soll jedoch ausdrücklich betont werden, dass es eine Chance ist, nicht nur das Vertrauen der Stakeholder zu stärken und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, sondern auch das eigene Geschäftsmodell auf Nachhaltigkeit und Transparenz zu prüfen.

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