Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Immobilienwirtschaft

06.11.2024

Autor

Stefan Stüdemann

Stefan Stüdemann

Geschäftsführender Gesellschafter

fiveandfriends GmbH

Blogbeitrag

Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Immobilienwirtschaft

Tue Gutes und erzähle es… wem eigentlich?

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie haben mit viel Leidenschaft und zeitlichem Aufwand (vielleicht sogar gegen interne Widerstände) Ihr Herzensprojekt im eigenen Unternehmen umgesetzt: Das Anlegen eines Biotops auf dem Dach Ihrer Firmenzentrale. Gut für die Förderung der Biodiversität und eine fantastische Möglichkeit für Mitarbeitende, in Pausen ein wenig Kraft zu tanken und auf andere Gedanken zu kommen. Leider sieht man davon aber nichts, wenn man vor dem Gebäude steht. Was also tun?

Dieses Beispiel zeigt die zwei Facetten der Nachhaltigkeitskommunikation sehr anschaulich. Die Maßnahmen selbst zeigen (hoffentlich) Wirkung. Aber wie ist es um die Kommunikation darüber bestellt? Diese muss passgenau erfolgen, um den schmalen Grat zwischen Green Washing und Green Hushing 1 zu erwischen.

Die Berichterstattung über Nachhaltigkeitsaktivitäten und -erfolge ist inzwischen essenziell mit einer immer noch zunehmenden Dynamik, insbesondere im Kontext regulatorischer Anforderungen und den wachsenden Erwartungen von Investoren, Mietern und der Gesellschaft. Immobilienunternehmen stehen also ständig vor der Herausforderung, ihre ökologische, soziale und ökonomische Verantwortung transparent und für alle Stakeholder passend darzustellen.

Status quo in der Berichterstattung

Viele große Immobilienunternehmen haben bereits umfassende Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt und veröffentlichen regelmäßig Berichte über ihre Fortschritte in Bezug auf CO2-Reduktion, Energieeffizienz und soziale Nachhaltigkeit. Diese Berichte richten sich oft an institutionelle Investoren, die ihre Portfolios zunehmend nach ESG-Kriterien ausrichten. Kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) hingegen hinken teils noch hinterher, da die komplexen Anforderungen an die Berichterstattung oft als Herausforderung empfunden werden. Derzeit ist verstärkt zu beobachten, dass der Fokus weg vom „E“ hin zu den „S“-Kriterien geht. Diese sind schwerer messbar, aber für wirkliche Nachhaltigkeit wesentlich und für eine effektive Kommunikation fast noch wichtiger als „E“ und „G“. Dazu hat kürzlich die Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung (gif e. V.) eine neue Studie vorgestellt 2, die dieses Segment für künftige Berichterstattung und die Kommunikation greifbarer machen kann.

Bedarfe einer zielgruppenaffinen Nachhaltigkeitskommunikation

Eine reine Einhaltung der Berichtsstandards ist oft nicht ausreichend, um die Stakeholder effektiv zu erreichen (neudeutsch: „zu touchen“). Die Nachhaltigkeitskommunikation sollte daher stärker auf die spezifischen Interessen und Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen zugeschnitten werden:

  1. Investoren: Sie legen großen Wert auf eindeutige und vergleichbare Daten, die den langfristigen Wert eines Investments erhöhen.
  2. Mieter und Nutzer: In Zeiten steigender Energiekosten und des Klimawandels suchen Mieter zunehmend nach energieeffizienten, gesunden und nachhaltigen Immobilien.
  3. Öffentlichkeit und Politik: Eine offene Kommunikation über Nachhaltigkeitsmaßnahmen kann das Unternehmensimage in der Öffentlichkeit verbessern und die Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen erleichtern.

Richtige Nachhaltigkeitskommunikation = Wettbewerbsvorteil

Ein offensiver und proaktiver Umgang mit der Kommunikation über Nachhaltigkeitsaktivitäten kann einen erheblichen Wettbewerbsvorteil darstellen. Die Vorteile eines offensiven Ansatzes:

  1. Verbesserte Investorenbeziehungen: Eine proaktive und transparente Kommunikation kann das Vertrauen der Investoren stärken und Zugang zu nachhaltigkeitsorientierten Kapitalmärkten eröffnen.
  2. Image und Markenwert: Unternehmen, die über ihre nachhaltigen Aktivitäten offen kommunizieren, können sich von der Konkurrenz abheben und eine positive Wahrnehmung bei der breiten Öffentlichkeit und den Medien schaffen.
  3. Kundenzufriedenheit: Durch eine transparente und zielgruppenorientierte Kommunikation können Unternehmen eine starke Bindung zu ihren Mietern aufbauen und deren Zufriedenheit steigern 3.
  4. Wettbewerbsvorteil durch Innovation: Unternehmen, die über ihre innovativen Ansätze zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks berichten, positionieren sich als Vorreiter der Branche.

Fazit

Um sich erfolgreich auf dem Markt zu positionieren, lautet die Empfehlung ganz klar, nicht nur Reportings im gesetzlich erforderlichen Umfang zu veröffentlichen, sondern auch eine zielgruppenorientierte, proaktive Nachhaltigkeitskommunikation zu betreiben. Lassen Sie sich also im besten Fall zumindest kommunikativ aufs Dach steigen.

 

1 Groulx, M., & Labbé, R. (2020). “Greenhushing: The risk of keeping silent about your sustainable achievements.”

2 Just, T., Müller-Judex, L., Salzberger, H. (2024). Soziale Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft: Auf dem Weg zu einem europäischen Bewertungsstandard.

3 Hegger, M., Fuchs, M., Stark, T., & Zeumer, M. (2012). Energie Atlas – Nachhaltige Architektur

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