
Zukunftsfähige Gebäude mit Demand Side Management
Autor
Matthias Münch

Blogbeitrag
Zukunftsfähige Gebäude mit Demand Side Management
Der steigende Energiebedarf und die Abkehr von fossilen Ressourcen machen den Umstieg auf erneuerbare Energien unumgänglich. Dem Gebäudesektor kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: Er ist nicht nur einer der größten Energieverbraucher, sondern hat auch das Potenzial, durch Demand Side Management selbst Teil der Lösung zu werden.
Die Energiezukunft ist grün – und flexibel
In Deutschland stammen fast zwei Drittel des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien. Im dritten Quartal 2024 erreichte der Anteil laut Statistischem Bundesamt mit 63,4 Prozent einen neuen Höchststand für diese Jahreszeit. Doch auch die „grünste“ Energiequelle kann ihre Vorteile nur entfalten, wenn wir sie effizient nutzen. Ein Beispiel dafür ist die Stadt Oranienburg. Dort führte die Überlastung des Stromnetzes im Frühjahr 2024 dazu, dass zeitweise keine neuen Stromanschlüsse oder Leistungserhöhungen genehmigt wurden. Parallel dazu stehen viele Regionen Deutschlands vor einem anderen Problem: In Zeiten geringer Nachfrage oder hoher Verfügbarkeit, etwa an sonnigen Tagen, kann das Netz den überschüssigen erneuerbaren Strom nicht mehr aufnehmen. In solchen Fällen muss die Einspeisung lokal reduziert werden, während an anderer Stelle Mangel herrscht.
Diese Beispiele zeigen, dass der Ausbau Erneuerbarer alleine nicht ausreicht, um die Energiewende zu meistern. Vielmehr sind Lösungen gefragt, die Angebot und Nachfrage in Einklang bringen. Der Gebäudesektor bietet hier ein enormes Potenzial und kann durch Demand Side Management (auch „Lastmanagement“) zu einem aktiven Akteur im Energiesystem werden.
Die Stromnachfrage gezielt steuern
Demand Side Management rückt die Nachfrageseite in den Fokus sodass der Strombezug flexibel an die Verfügbarkeit angepasst wird. Ein Beispiel ist die Nutzung dynamischer Tarife. Diese am Börsenpreis orientierten Modelle ermöglichen es, in Zeiten geringer Nachfrage oder hoher Verfügbarkeit günstig Strom zu beziehen. Umgekehrt können Gebäude bei Bedarf überschüssigen Eigenstrom ins Netz einspeisen und Einnahmen erzielen. Auf diese Weise werden sie zu flexiblen Einheiten, die Energie nicht nur verbrauchen, sondern auch speichern und bei Bedarf wieder abgeben können. In Spitzenlastzeiten, etwa während einer Veranstaltung, können Gebäude außerdem ihren Stromverbrauch gezielt drosseln, ohne den Nutzerkomfort zu beeinträchtigen. Diese als „Peak Shaving“ bekannte Strategie hilft, die Kosten für die Bereitstellung des Stromanschlusses zu senken.
Die erfolgreiche Umsetzung von Demand Side Management erfordert innovative Technologien zur automatisierten und bedarfsgerechten Optimierung der Energieflüsse. Cloud-Plattformen zur digitalen Betriebsoptimierung liefern dafür die Grundlage und lassen sich ohne aufwändige Umbaumaßnahmen im Gebäude integrieren. Dort dienen sie als zentrale Schnittstelle, um Echtzeitdaten von Sensoren, Stromzählern und Automationssystemen zu sammeln und auszuwerten. Eine intelligente, KI-basierte Regelung macht es möglich, den Energieverbrauch dynamisch zu gestalten und den Bezug optimal an die Netzbedingungen anzupassen. So können beispielsweise Wetterdaten und Strommarktpreise herangezogen werden, um den optimalen Zeitpunkt für Energiespeicherung oder den Bezug von Solarstrom zu ermitteln.

Cloud-Plattformen eignen sich aufgrund ihrer hohen Skalierbarkeit nicht nur für einzelne Gebäude, sondern auch für große Immobilienportfolios. Sie schaffen die Basis für eine umfassende Vernetzung und Optimierung, wodurch Synergien innerhalb eines Portfolios effektiv genutzt werden können.
Netzinteraktive Gebäude als Wettbewerbsfaktor
Für Gebäudeeigentümer bietet der netzinteraktive Gebäudebetrieb mit Demand Side Management nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch ökologische und strategische Mehrwerte: Durch den Einsatz dynamischer Stromtarife und die Kappung von Spitzenlasten können Betriebskosten gesenkt und die Energieeffizienz gesteigert werden. Das erhöht nicht nur die Wirtschaftlichkeit einer Immobilie, sondern auch ihre Attraktivität für Mieter und Investoren.
Ökologisch betrachtet leisten Gebäude dadurch außerdem einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung. Durch ihre Flexibilität erhöhen sie die Netzstabilität und ermöglichen eine effizientere Nutzung erneuerbarer Energien. In einem zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Markt wird diese Fähigkeit zu einem strategischen Vorteil, der den Wert und die Wettbewerbsfähigkeit von Immobilien deutlich steigern kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Mit Demand Side Management kann der Gebäudesektor zur größten „virtuellen Batterie“ Deutschlands - wenn nicht sogar Europas - werden. Der Weg dorthin erfordert jedoch Engagement. Eigentümer sollten gezielt in die Digitalisierung ihrer Bestandsgebäude investieren. Mit Unterstützung spezialisierter Anbieter lassen sich für jedes Gebäude und jedes Nutzungskonzept die passenden Lösungen entwickeln.
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