Zwischen Wachstum, Komplexität und Klimaschutz - Zukunftsinvestment Rechenzentren

07.04.2025

Autor

Peggy Böker

Peggy Böker

Managerin

Wüest Partner

Blogbeitrag

Zwischen Wachstum, Komplexität und Klimaschutz - Zukunftsinvestment Rechenzentren

Kilobyte, Megabyte, Gigabyte und Terabyte kennen wir. Aber Yottabyte, Ronnabyte und Quettabyte? Ein Yottabyte entspricht 1 Billion Terabyte, 1 Ronnabyte ist 10 hoch 27 Byte, 1 Quettabyte 10 hoch 30 Byte. Diese Messgrößen legt das Internationale Büro für Maß und Gewicht in Frankreich fest. Die Erweiterungen wurden notwendig, um den global exponentiell wachsenden Datenmengen gerecht zu werden. Treiber dieser Entwicklung sind vor allem Cloud-Dienste, Social Media, Gaming, KI - sie sorgen dafür, dass sich Datenmengen und der weltweite Datenverkehr exponentiell entwickeln.

Laut Bitkom stieg die IT-Anschlussleistung der deutschen Rechenzentren zwischen 2022 und 2024 um knapp 400 MW auf 2.730 MW an. Bis zum Jahr 2030 wird ein Anstieg der Kapazitäten deutscher Rechenzentren auf eine IT-Anschlussleistung von 4.850 MW erwartet, sagt der IT-Branchenverband. Entsprechende Milliarden fließen bereits in den Ausbau von Rechenzentrumsinfrastrukturen. Und auch institutionelle Investoren haben die Assetklasse längst für sich entdeckt – lassen sich mit ihnen doch attraktive Renditen erzielen. Savills veröffentlichte im Mai 2024 Spitzenrenditen von 5,0 bis 6,0 %.

Im vergangenen Jahr wurde weltweit ein Volumen von 57 Milliarden US-Dollar in Rechenzentren investiert (M&A), so ein Bericht der Synergy Research Group. Ein neuer Rekord. Für Deutschland schätzt der Datacenter Impact Report 2024 der German Datacenter Association (GDA) die Investitionen in Colocation-Rechenzentren bis zum Jahr 2029 auf über 24 Mrd. Euro. Hinzu kommen noch die Investitionen in sogenannte Hyperscaler – GDA beziffert diese auf deutlich über 4 Mrd. Euro.

Data-Center Investments – Spezial-Know-how unerlässlich

Doch wer mit Investitionen in Data-Centern erfolgreich sein will, muss sich auf eine komplexe Materie einstellen – und benötigt eine Menge Know-How. Die Assetklasse hat wenig mit klassischen Immobilien zu tun. So ist die Technik für klassische Immobilieninvestoren kaum überschaubar und sie treibt die Kosten in die Höhe: diese liegen bei einem fully fitted Datacenter schnell über mehrere 100 Mio. EUR. Je nach Ausbaustandard und Kapazität macht die Gebäudehülle davon nur 20 Prozent oder weniger aus. Doch die Technik ist schnelllebig und so muss in weit kürzeren Intervallen mit hohen Reinvestitionen gerechnet werden. Und: Datacenter rechnen nicht in EUR/qm, Baukosten sowie Mieten werden in EUR/kW kalkuliert, denn alles hängt am Strom.

Die Komplexität von Datacentern zeigt sich auch in den Anforderungen an den Standort. Ein oft entscheidendes Standortkriterium ist die Nähe zu relevanten Datentrassen und Internetknotenpunkten. Darüber hinaus sind die Sicherheit des Standorts und der weitgehende Ausschluss von Naturkatastrophen wichtige Parameter. Eine stabile und sichere redundante Stromversorgung ist unerlässlich. Auch die Verfügbarkeit von Anschlüssen an Nah- und Fernwärmenetze zwecks Abwärmenutzung sowie die Bebauungs- und Siedlungsdichte spielen bei der Standortwahl eine Rolle.

In Deutschland gilt insbesondere die Region Frankfurt/Rhein-Main mit dem dominierenden Internet-Knoten Deutsche Commercial Internet Exchange (DE-CIX) als besonders geeignet. Aber auch Berlin-Brandenburg entwickelt sich zu einem bedeutenden Rechenzentrumstandort. Deutliche Nachteile von Deutschland im internationalen Vergleich liegen in den hohen Strompreisen, in den bürokratischen Genehmigungsprozessen, regulatorischen Anforderungen und im Fachkräftemangel.

Datacenter als Klimakiller?

ESG wird auch für Datencenter immer wichtiger - immerhin wird sich der Energieverbrauch von Rechenzentren bis zum Jahr 2030 in etwa verdreifachen, sagt die Unternehmensberatung McKinsey.

Seit Anfang 2024 müssen laut Energieeffizienzgesetz Datacenter mindestens 50 Prozent des jährlichen Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen decken. Zum 1. Januar 2027 steigert sich diese Vorgabe auf 100 Prozent. Bestehende Datacenter müssen bis Juli 2027 eine Power Usage Effectiveness (PUE) von 1,5 erreichen, ab Juli 2030 dann einen Wert von 1,3. Für Datacenter, die ab 1. Juli 2026 ihren Betrieb aufnehmen gilt ein PUE von 1,2. Der PUE gibt dabei das Verhältnis des Gesamtenergiebedarfs zum Energiebedarf der IT-Infrastruktur an. So wird sichtbar, wie viel Energie für Kühlung, Netzwerk und Spannungsumwandlung verbraucht wird. Eigentümer und Investoren sollten dies im Auge behalten. Bestandsschutz gibt es nicht, so dass bei vielen bestehenden Datacentern großer Investitionsbedarf bestehen dürfte.

So viel steht fest: die Datenmengen wachsen und mit ihnen unser Bedarf an Datacentern. Aber die Technik ist im Wandel und wie zukunftssicher eine Investition in Datacenter ist, hängt stark vom Betreiber ab. Und sie erfordert spezielles Know-how.

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