ESG-Strategie statt Stranded Assets

11/11/2021

Autor

Stefanie Lütteke

Stefanie Lütteke

Head of Property Companies

Drees & Sommer SE

Blogbeitrag

Mittlerweile weiß fast jeder, wofür die drei Buchstaben ESG stehen. Sie bezeichnen ein Wirtschaften, das neben dem ökonomischen Erfolg, Verbesserungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung anstrebt. Doch welche Anforderungen der EU-Taxonomie sind damit verbunden, auf welche Kriterien kommt es an und was bedeutet das für das eigene Unternehmen? In Hinblick auf Immobilieninvestments wird die Nicht-Erfüllung der Kriterien zum finanziellen Risiko. Nur eine ESG-Strategie mit klaren Zielsetzungen sichert langfristig die Rendite und Wertstabilität.

ESG wird unser Handeln mehr und mehr bestimmen. Transparenz und Offenlegung ist künftig von entscheidender Bedeutung. Neben dem zunehmenden gesellschaftlichen Druck verschärfen sich die regulatorischen Rahmenbedingungen. Dabei sieht der europäische EU-Green Deal den größten Handlungsbedarf im Gebäudesektor. Immobilien haben von der Errichtung, über ihren Betrieb, bis hin zum Rückbau einen enormen ökologischen und sozioökologischen Fußabdruck. Die Bauwirtschaft ist größter Verbraucher der weltweiten Rohstoffe und Verursacher von über 30 Prozent der CO2-Emissionen.

Beneficial oder Stranded Asset

Jeder Investor muss für sich definieren, ob er Vorreiter sein und die sich aus ESG ergebenen Chancen nutzen will oder ob er als Schlusslicht Image und Stranded Assets riskiert. Das Zielbild entscheidet über die empfohlenen Aktivitäten, die notwendigen Tools und Reporting-Instrumente.
Ein Überblick zum Status Quo des eigenen Geschäftsmodells, der Portfoliostrategie oder des Immobilienprojekts ist die Grundlage für eine zielorientierte ESG-Strategie. ESG-Quick Checks und -Screenings zeigen die Chancen und Potenziale zuverlässig auf. Die Verfügbarkeit und das Management der relevanten Gebäude- und Portfolio-Daten ist von zentraler Bedeutung für eine effektive Steuerung und Umsetzung der ESG-Strategie. Für das Reporting und die ESG-Verification müssen die identifizierten Maßnahmen und Prozesse erfasst, gegen KPIs gemessen und in definierten Berichtsstandards dargestellt werden.

Circular Real Estate als Rohstoffdepot

Ein zentraler Baustein jeder ESG-Strategie wird künftig die Circular Economy sein. Vorbild ist die Natur mit ihren unendlichen Kreisläufen. Sie gilt als entscheidender Faktor in Sachen Klimaschutz und Ressourcenschonung. Jahrzehntelang stand die Energienutzung und -effizienz in den Gebäuden im Fokus. Um die Klimaziele und die ESG-Anforderungen zu erfüllen, reicht die Energiewende allein jedoch nicht aus. Langfristig werden wir keinen Mangel an Energie, sondern an Rohstoffen haben.

Übersetzt in die Immobilienwirtschaft, führt am Circular Real Estate kein Weg vorbei. Die Immobilie wird zum Rohstoffdepot, dessen Wert in Zeiten einer sich verschärfenden Rohstoffknappheit kontinuierlich steigen kann. Beispiele für kreislauffähige und gesunde Gebäude sind aktuell Projekte wie das Wohnhochhaus Moringa in Hamburg oder das Bürogebäude The Cradle in Düsseldorf. Berechnungen von uns und TS Advisory ergeben, dass Bauen nach dem Circular Economy-Konzept eine Wertsteigerung von bis zu zehn Prozent in Relation zu konventionellen Gebäuden ermöglichen kann.

Welche Rohstoffe eingesetzt wurden und wie kreislauffähig sie sind, wird im Building Circularity Passport® festgehalten. Digitale Materialkataster liefern material- und gebäudespezifische Kennzahlen, die in die ESG-Berichte einfließen und die Erfüllung der Anforderungen begünstigen.

Dies ist ein Auszug aus unserer Publikation ESG Kompakt - Das Magazin für die institutionelle Immobilienwirtschaft zum Thema Nachhaltigkeit, ESG und Circular Real Estate.

Foto: Obere Waldplätze © SCD Architekten Ingenieure GmbH

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