Immobilien-FondsNews - das Interview

12/27/2021

Interviewpartner

Patrick Otterbach

Patrick Otterbach

Stellvertretender Direktor und Dezernent

Zusatzversorgungskasse Darmstadt

Interview

Das Interview: Heute mit Patrick Otterbach, Stellvertretender Direktor, Zusatzversorgungskasse der Gemeinden und Gemeindeverbände in Darmstadt

Wie sieht das Immobilienportfolio der Zusatzversorgungskasse aus?


Bis vor wenigen Jahren waren wir ausschließlich direkt in Wohnimmobilien im Raum Darmstadt investiert. Inzwischen haben wir die Diversifikation deutlich stärker vorangetrieben. So investieren wir seit 2019 auch indirekt über deutsche Immobilienspezialfonds, wobei nach wie vor Core und Core+ im Fokus liegen.

Wie sieht Ihre Anlagestrategie genau aus?

Wir haben im letzten Jahr gemeinsam mit einer Partnerkasse einen Wohnfonds als Individualmandat gestartet. Das Zielvolumen beträgt rund 300 Millionen Euro. Darüber hinaus haben wir uns im Laufe diesen Jahres an verschiedenen gewerblichen Gemeinschaftsfonds beteiligt und prüfen weitere Möglichkeiten im Sinne eines diversifizierten Portfolioaufbaus. Das Ziel ist insgesamt eine spürbare Steigerung unserer Immobilienquote.

Wie sieht Ihr Engagement im Bereich ESG aus?

Als kommunale Zusatzversorgungskasse haben wir eine besonders hohe Verantwortung im Bereich Soziales. Das sind wir schon alleine unseren Mitgliedern schuldig. Deshalb stehen bei uns auch keine Luxuswohnungen im Vordergrund, sondern praktische und dennoch moderne, vor allem aber von den Durchschnittsbürgern bezahlbare Wohnungen. Da wir in unserem Fonds hauptsächlich in neue bzw. neuwertige Wohnungen investieren, berücksichtigen wir bei der Gebäudequalität auch das E im ESG.

Haben Sie aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation Ihre Strategie geändert?

Nicht unmittelbar, aber natürlich haben wir wertvolle Erkenntnisse daraus gezogen. Wohnimmobilien haben sich sehr krisenfest gezeigt. Darüber hinaus prüfen wir immer wieder neu, welche anderen Nutzungsarten langfristig die Umbrüche der aktuellen Zeit gut überstehen werden.

Welche Besonderheiten gelten für Ihre Organisation?


Als kommunale Zusatzversorgungskasse sind wir größtenteils umlagefinanziert und gehören insgesamt eher zu den kleineren Kassen. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns auch auf risikoarme Immobiliensegmente und investieren grundsätzlich nicht opportunistisch.


Wie beurteilen Sie die Aussichten für die Immobilienmärkte im kommenden Jahr?

Aufgrund der seit Jahren anhaltenden Niedrigzinspolitik sowie der Inflation, wird die Immobiliennachfrage weiter sehr hoch bleiben und auch die Renditekompression sich wohl nicht entspannen. Zudem finden große Veränderungen statt. Alte Büroimmobilien werden es immer schwerer haben. Immobilien ohne hohe ESG-Qualität werden bei den institutionellen Investoren noch weiter im Interesse zurückfallen. Ob und wieweit Logistikimmobilien angesichts der dort im freien Fall befindlichen Renditen noch auskömmlich sind, bleibt mehr denn je offen. In Summe wird das Jahr 2022 wohl ebenfalls eine Herausforderung für Immobilieninvestitionen.

Patrick Otterbach studierte Volkswirtschaftslehre in Freiburg sowie Basel und schloss sein Studium 2007 als Diplomvolkswirt ab. Darüber hinaus ist er Immobiliensachverständiger (DIA) und Bankkaufmann. Vor seiner Tätigkeit bei der Versorgungskasse/Zusatzversorgungskasse Darmstadt hatte er Positionen im Portfoliomanagement und im Finanzbereich u.a. bei Universal Investment, Vonovia und Commerz Real inne. Seit Anfang 2019 ist Patrick Otterbach bei der VK/ZVK in Darmstadt tätig und verantwortet als stellvertretender Direktor und Dezernent die Bereiche Personal, IT und Finanzverwaltung mit allen Kapitalanlagen.

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