Nachbericht zur ESG Konferenz 2025

Die diesjährige ESG-Konferenz der FondsForum-Plattform am 7. und 8. Mai 2025 in Frankfurt bot ein umfassendes Format für den Austausch über nachhaltige Strategien im Immobiliensektor. Die Moderation übernahm an beiden Tagen die erfahrene ESG-Kommunikationsexpertin Miriam Beul. Führende Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Finanzwesen präsentierten praxisnahe Ansätze zur Integration von ESG-Kriterien in Investitionsstrategien, Portfoliomanagement und regulatorische Berichterstattung. Die Themen reichten von nachhaltigen Anlageprodukten und der geopolitischen Bedeutung von ESG über praktische Erfahrungen mit der CSRD bis hin zu innovativen Lösungen wie Künstlicher Intelligenz und Photovoltaik. In Diskussionsrunden und Fachvorträgen wurden zentrale Fragen zur Nachhaltigkeit im Immobilienbereich beleuchtet: Wie können Unternehmen Resilienz stärken? Wie lassen sich Klimarisiken aktiv managen? Und wie gelingt die Transformation zu einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Wirtschaft? Die Konferenz zeigte eindrucksvoll, dass ESG nicht nur eine regulatorische Notwendigkeit ist, sondern ein Schlüssel zur langfristigen Wertsteigerung.

I. IMMOBILIENNACHHALTIGKEIT

Nachhaltigkeit im geopolitischen Wandel

Prof. Dr. Christina E. Bannier (Justus-Liebig-Universität Gießen) betonte die Bedeutung von Nachhaltigkeit im geopolitischen Kontext. Sie zeigte auf, wie Unternehmen durch nachhaltige Strategien Resilienz stärken, Risiken wie Klimawandel und soziale Umbrüche abmildern und regulatorische Anforderungen proaktiv erfüllen können. Wesentlichkeit und klare Berichtsstrukturen sind entscheidend.

Nachhaltige Anlageprodukte und ihre Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitsziele

Prof. Dr. Christian Klein (Universität Kassel) hob die Bedeutung nachhaltiger Geldanlagen hervor, die nicht nur Risiken wie Klimawandel adressieren, sondern aktiv zur Zielerreichung beitragen. Er betonte, dass Impact-Investing und Transformationsfinanzierung entscheidend sind, um nachhaltigen Wandel zu fördern. Finanzprodukte müssen echten positiven Impact erzielen.

Wie muss es weitergehen mit der Transformation?

In der Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Christina E. Bannier und Prof. Dr. Christian Klein wurde betont, dass energetische Sanierungen für Bestandshalter notwendig sind, um die Klimaziele 2050 zu erreichen – und dass Kapitalmärkte ESG-konforme Investments zunehmend durch günstigere Finanzierungskonditionen fördern.

II. MOTIVATION UND UMSETZUNG

Unternehmerische und wirtschaftliche Mehrwerte durch ESG & Nachhaltigkeit

Philipp Tetzlaff (Deloitte Consulting GmbH) betonte die Notwendigkeit von Anpassungsfähigkeit in einer Welt des Wandels. Er zeigte auf, wie geopolitische, klimatische und technologische Veränderungen Unternehmen beeinflussen. Erfolg hängt von einer klaren ESG-Strategie ab, die Risiken minimiert und Chancen nutzt. Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsvorteil.

Vorteile der ESG-Integration aus Sicht eines Bestandshalters

Melissa Mikulic (Zurich Gruppe Deutschland) zeigte, wie eine „Brown to Green“-Strategie bestehende Immobilien nachhaltiger macht. Durch Maßnahmen wie Energieeffizienzsteigerung, Biodiversität und Nutzung erneuerbarer Energien wurden CO₂-Emissionen um 66 % gesenkt und Mieteinnahmen um 30 % erhöht. ESG-Integration stärkt Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität.

Macht einfach!

In der Paneldiskussion mit Sebastian Rühl (empact GmbH) wurde deutlich: Dachpachtmodelle bieten Bestandshaltern eine rentable, schnell umsetzbare Lösung – ein Beispiel dafür, wie einfache ESG-Maßnahmen Wirkung und Rendite vereinen.

Mehr Nachhaltigkeit durch Manager-Incentivierung?

In der Paneldiskussion mit Dr. Heinz Schannath (Dr. Schannath Executive Search) stand zur Debatte, warum ESG-Kriterien bislang kaum in Bonusmodellen auftauchen – obwohl quantitative KPIs wie der GRESB-Score messbare Anreize schaffen könnten.

Kostet Nachhaltigkeit für die Immobilienwirtschaft nur Geld?

In der Paneldiskussion mit Rüdiger Hornung FRICS (Wüest Partner), Diana Louis (MEAG Munich Ergo AssetManagemement GmbH) und Timm Sassen (Greyfield Group), moderiert von Hendrik Aholt MRICS (Deloitte Consulting GmbH), wurde klar: Nachhaltigkeit kostet nicht nur – sie steigert langfristig den Immobilienwert und schafft Zukunftssicherheit.

III. CSRD

Status quo in der Berichtspflicht

Janine Schluer (KPMG AG) erklärte den aktuellen Status der ESG-Berichtspflichten und die geplanten Anpassungen durch CSRD und Omnibus. Sie betonte, dass Unternehmen klare Berichtsstrukturen und eine strategische ESG-Integration benötigen, um regulatorische Anforderungen zu erfüllen und Transparenz gegenüber Investoren und Stakeholdern sicherzustellen.

Umsetzungserfahrungen von CSRD

Dr. Patrick Bergmann (Madaster Germany GmbH) erläuterte die praktische Umsetzung der CSRD und betonte die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft im Bausektor. Durch transparente Berichterstattung und zirkuläre Materialnutzung können Unternehmen regulatorische Anforderungen erfüllen und gleichzeitig Ressourcen schonen. ESG-Berichterstattung wird so zur Chance für nachhaltiges Wachstum.

Strategische Prioritäten in der CSRD-Umsetzung aus Bankensicht

Susanna Schmitt (Berlin Hyp) erläuterte die strategische Umsetzung der CSRD aus Bankensicht. Berlin Hyp setzt auf einen IRO-basierten Ansatz (Impacts, Risks, Opportunities), der Berichtsstrukturen optimiert und Transparenz erhöht. Durch klare ESG-Strategien und die Integration von Kreislaufwirtschaft und Dekarbonisierung kann die Bank regulatorische Anforderungen effizient erfüllen und nachhaltigen Mehrwert schaffen.

Bessere Finanzierungen für Immobilien nur noch mit CSRD?

In der Paneldiskussion mit Dr. Patrick Bergmann, Lara Knapwost (Deutsche Pfandbriefbank AG) und Susanna Schmitt, moderiert von Jenny Stephan (KPMG AG), wurde deutlich: CSRD-konforme ESG-Transparenz wird zunehmend zur Voraussetzung für attraktive, zukunftsfähige Immobilienfinanzierungen.

IV. BIODIVERSITÄT

Systemrelevanz von Biodiversität

Dr. Johannes Förster (Helmholtz Centre for Environmental Research – UFZ) hob die Systemrelevanz von Biodiversität hervor. Er zeigte auf, wie der Verlust an biologischer Vielfalt ökologische und finanzielle Risiken für Unternehmen schafft. Gleichzeitig betonte er die Chancen durch naturbasierte Lösungen wie grüne Infrastruktur, die nachhaltiges Wirtschaften und Risikominderung fördern können.

Von der Strategie zu Do‘s und Don‘ts

Jürgen Utz (LIST AG) betonte die Bedeutung pragmatischer ESG-Strategien für die Immobilienwirtschaft. Er zeigte, dass Biodiversität und Ökosystemleistungen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen bieten. Durch klare Do’s und Don’ts können Immobilien nachhaltiger gestaltet und gleichzeitig Renditen gesichert werden. Nachhaltigkeit ist wirtschaftlich, wenn sie richtig umgesetzt wird.

Herausforderung Biodiversität in der Praxis der Immobilienwirtschaft

In der Paneldiskussion mit Daniel Kolzer (Commerz Real AG), Alexandra Quint (GBI Development GmbH) und Hannah Viergutz (Instone Real Estate Group SE), moderiert von Jürgen Utz, wurde deutlich: Trotz wachsender Bedeutung von Biodiversität fehlen in der Immobilienpraxis oft konkrete Leitlinien – Instone etwa verfügt noch über keine standardisierte Vorlage für Projektentwicklungen.

V. IMMOBILIEN-TRANSFORMATION

Investmentstrategien zur sozialen Transformation

In der Paneldiskussion mit Sven Carstensen MRICS (bulwiengesa) und Dr. Dominik Stolz (GSK Stockmann), moderiert von Susanne Eickermann-Riepe (RICS Europe), wurde klar: Soziale ESG-Aspekte bleiben unterreguliert – fehlende Indikatoren und Wirtschaftlichkeit bremsen reine „S“-Strategien bislang aus.

Die Wärmewende in Bestandsgebäuden

Christoph Berger (vilisto GmbH) präsentierte praxisnahe Lösungen für die Wärmewende in Bestandsgebäuden. Er betonte, dass intelligente Heizungssteuerungen und energieeffiziente Maßnahmen wie hydraulischer Abgleich und digitale Thermostate den Energieverbrauch erheblich senken. Eine bedarfsorientierte Wärmesteuerung kann CO₂-Emissionen reduzieren und gleichzeitig Betriebskosten sparen – ein entscheidender Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.

Checkliste zur Photovoltaik-Optimierung

Alessandro Mauri (Voltaro Energy GmbH) präsentierte eine Checkliste zur Optimierung von Photovoltaikanlagen. Er betonte, dass Photovoltaik ein Schlüssel zur Dekarbonisierung und Wertsteigerung von Immobilien ist. Mit richtiger Planung, effizienter Nutzung und passendem Betriebsmodell können Eigentümer CO₂-Emissionen senken, Betriebskosten reduzieren und langfristig den Immobilienwert sichern.

KI im Portfoliomanagement

Matthias Münch (aedifion GmbH) erläuterte den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Portfoliomanagement. KI optimiert Energieverbrauch, automatisiert Gebäudeprozesse und verbessert die Mieterkommunikation. Durch datengestützte Analysen werden Risiken reduziert und Effizienz gesteigert. Münch betonte, dass KI nicht nur operative Aufgaben übernimmt, sondern strategische Entscheidungen im Immobilienmanagement unterstützt.

Wie können Immobilien und Immobilienunternehmen von ESG-Lösungen bestmöglich profitieren?

In der Paneldiskussion mit Christoph Klinck (Chargemaker GmbH) und Jens Thumm (Predium) wurde betont: ESG-Lösungen entfalten ihren vollen Nutzen nur, wenn sie abteilungsübergreifend – besonders im Asset Management – integriert werden.

VI. NACHHALTIGKEITSZUKUNFT

Die Zukunft der ESG-Transformation von Immobilienportfolios

Alexander Roth (Savills Investment Management Germany) präsentierte Strategien zur ESG-Transformation von Immobilienportfolios. Er betonte, dass Investitionen in Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft entscheidend sind, um CO₂-Emissionen zu senken und langfristigen Wert zu sichern. Besonders Wärmepumpen und Photovoltaik bieten hohe Einsparpotenziale. Nachhaltige Investments stärken Resilienz und Wertsteigerung.

Update Klimarisiken und ihre Rolle im Immobilieninvestment

Dr. Christian Spindler (Sustainaccount AG) verdeutlichte die wachsende Bedeutung der Klimarisikoanalyse im Immobiliensektor. Er zeigte, wie physische und transitorische Risiken den Immobilienwert beeinflussen und betonte die Notwendigkeit standardisierter Analysen. Unternehmen müssen Klimarisiken frühzeitig identifizieren und durch gezielte Anpassungsstrategien Resilienz und langfristigen Werterhalt sichern.

Deutschlands Nachhaltigkeitsentwicklung im Ländervergleich

Christiane Conrads LL.M. (PricewaterhouseCoopers GmbH), analysierte Deutschlands Nachhaltigkeitsentwicklung im internationalen Vergleich. Während Europa führend bei ESG-Standards ist, kämpft Deutschland mit Bürokratie und niedrigen Sanierungsraten. Conrads betonte, dass klare ESG-Ziele, Digitalisierung und engere Zusammenarbeit zwischen Politik und Investoren entscheidend sind, um Nachhaltigkeit voranzutreiben und den Rückstand aufzuholen.

Lässt sich Nachhaltigkeit zukünftig nur durch Penalties umsetzen? Und welche sind fair?

Die abschließende Paneldiskussion mit Theodor Baur (MEAG Munich Ergo AssetManagement GmbH), Kerstin Meerwaldt (BMW Group) und Rebecca Veksler (AXA Investment Managers), moderiert von Christiane Conrads LL.M. verdeutlichte, dass Nachhaltigkeit künftig nur gelingen kann, wenn verbindliche Rahmenbedingungen gelten: Penalties wie CO₂-Steuern sind notwendig, um Mindeststandards durchzusetzen – gleichzeitig braucht es wirkungsvolle Anreize, um ESG-Initiativen wirtschaftlich attraktiv zu gestalten. Nur so lässt sich die Transformation der Immobilienwirtschaft langfristig sichern.

Fazit

Die ESG-Konferenz 2025 hat gezeigt: Nachhaltigkeit ist kein Randthema mehr, sondern zentrale Voraussetzung für zukunftsfähiges Wirtschaften im Immobiliensektor. Wer frühzeitig in transparente, wirkungsorientierte ESG-Strategien investiert, stärkt Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und langfristige Wertschöpfung – ökonomisch wie ökologisch.

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