ESG – kein Traum, sondern die Herausforderung

08.11.2023

Autor

Henry Fritzsche

Henry Fritzsche

Chief Operations Officer

x.project AG

Blogbeitrag

ESG – kein Traum, sondern die Herausforderung

In einer Zeit, in der Umweltbewusstsein und soziale Verantwortung immer stärker in den Fokus rücken, ist das Akronym ESG – Environment, Social, Governance – zu einem Buzzword in der Wirtschaft und Unternehmensführung geworden. Der nahezu inflationäre Gebrauch dieser drei Buchstaben führt zwangsläufig zur Illusion, alle würden die Ziele gleich wichtig nehmen und mit höchster Energie die Umsetzung anpacken. Das Problem, nachhaltiges Handeln mess- und steuerbar zu gestalten, liegt in zwei Problemen begründet: den sich zum Teil verändernden Zielen („moving targets“) und dem Problem einer „Nachholbarkeitsillusion“.

ESG verspricht eine Zukunft, in der Unternehmen nicht nur auf Gewinn abzielen, sondern auch auf positive Umwelt- und Gesellschaftseffekte. Allerdings besteht oft eine klaffende Lücke zwischen Versprechen und Realität. Während einige Unternehmen beeindruckende Fortschritte erzielen, Emissionen mindern und soziale Initiativen vorantreiben, verwenden andere ESG lediglich als Marketingstrategie, um ein grünes Image zu etikettieren. Die fehlende Informations- und Datentransparenz stellt eine beträchtliche Hürde für die Umsetzung nachhaltiger Strategien dar.

Datenqualität und -struktur sind zweifellos Schlüsselvoraussetzungen für eine effiziente Informationsverarbeitung. Die wachsende Digitalisierung ermöglicht die Analyse umfangreicher Datenmengen und die Auswertung ihrer Erkenntnisse. Besonders im ESG-Kontext steht jedoch die Datenqualität im Vordergrund. Fundierte Entscheidungen und präzise Zielausrichtungen können nur auf Basis verlässlicher und aussagekräftiger Informationen getroffen werden.

Ein Mangel an Datenqualität führt dazu, dass ESG-Maßnahmen lediglich als Marketinginstrument dienen, ohne tatsächlichen Nutzen für Umwelt und Gesellschaft zu erzielen. Die Informationsasymmetrie zwischen Marktteilnehmern stellt eine der größten Hürden auf dem Weg zum Real Estate Information Modeling dar. Eine transparente und zeitgleich fachlich übergreifende Datenbasis ist daher unerlässlich, um ESG in der Immobilienwirtschaft effektiv umzusetzen. Das frühzeitige Erkennen von Nachhaltigkeitsrisiken, welche sich unumstritten verändern können („moving targets“), bilden den essenziellen Boden einer ESG-Risikostrategie ab.

Die aktuelle Marktsituation und -entwicklung verschärft das Problem unserer Nachholbarkeitsillusion. Oftmals wird angenommen, dass eine schnelle Digitalisierung und Implementierung von ESG-Maßnahmen ausreichend sind, um den Rückstand in Sachen Nachhaltigkeit aufzuholen. Wer nicht sofort beginnt, vergrößert seinen Nachteil exponentiell. Die Aufgabe ist immens und qualifizierte Ressourcen sind beschränkt.

Langfristig ausgerichtete Engagements und Verpflichtungen für die Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen, sowohl für Eigentümer als auch Mieter, bilden die Grundlage für zukünftiges Immobilienmanagement. Green Lease-Verträge werden praktisch auf die Einbindung zirkulärer Praktiken des Mieters fokussieren. Diese Verträge verpflichten zur ressourcenschonenden Nutzung, Recycling-Förderung und Abfallreduktion. Durch Überwachung der Mieter-Nachhaltigkeitsaspekte optimiert sich der Standort und ökonomischer Nutzen entsteht.

Die digitale Transformation bietet nahezu grenzenlose Innovationsmöglichkeiten. Während IT-Technologien den Zugang eröffnen, sind qualifizierte Fachleute, Ingenieure und Juristen der Schlüssel zum Erfolg. Der Wandel spiegelt sich in mehr Qualifikations- und Weiterbildungsprogrammen wider, um über klassische Ausbildung hinaus Anforderungen zu meistern.

Investitionen in Immobilien erfahren zukünftig eine Neubewertung, bei der der Fokus nicht mehr ausschließlich auf dem reinen Wert, sondern vielmehr auf dem Impact, also auf der tatsächlichen Auswirkung auf unsere Gesellschaft, liegt. Die grundlegende Verschiebung im Investitionsverhalten von materiellen Vermögenswerten (auch bekannt als „Betongold") hin zu virtuellen Datenmodellen, die die physischen Assets repräsentieren, bildet die Grundlage für die Tokenisierung. Investitionsmodelle, die klare Einblicke in Nachhaltigkeitsfaktoren bieten, resultieren aus einer transparenten und qualitativ hochwertigen Informationsbasis. Der Fokus liegt auf der Datenerhebung und -analyse als zentraler Motor des Wandels und der schlussendlichen Wertermittlung durch den Markt.

Wir befinden uns an einem Wendepunkt, an dem ESG nicht mehr nur ein Trend sein kann, sondern eine drängende Verpflichtung, um kommende Generationen und unseren Planeten zu schützen. Es ist an der Zeit, ESG zu konkretisieren, indem wir qualifizierte Daten erzeugen, Informationsasymmetrien überwinden, Digitalisierungsstrategien erweitern und echte Bemühungen anstelle von Nachhaltigkeitsillusionen setzen.

Die Umsetzung von ESG ist nicht der Traum von Idealisten, sondern eine reale Anforderung an das Management der Zukunft. Nur die Kooperation mit hochqualifizierten Experten sichert die Werte und optimiert die Performance von Immobilien auf einer nachhaltigen, neuen Basis.

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