Home bleibt Office

01.12.2022

Autor

David Rouven Möcker

David Rouven Möcker

Partner, Leiter Real Estate Consulting & Transformation

PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (PwC)

Blogbeitrag

Home bleibt Office - Aktuelle Erkenntnisse zum ortsunabhängigen Arbeiten ­(„Remote-Work“) und zur Entwicklung neuer Arbeitswelten

Die Transformation der Büroarbeitswelt ist in vollem Gange

Viele Unternehmen waren am Anfang der Covid-19-­Pandemie noch überrascht, wie gut die Arbeit aus dem Homeoffice und von unterwegs funktionierte, und zwar in Bezug auf die Produktivität und das Wohlbefinden der Mitarbeiter1. Mittlerweile hat sich das Arbeiten im Homeoffice unter dem Einsatz von neuen Technologien und Softwarelösungen zum „New Normal“ entwickelt.

Die PwC-Studie „Mehr Home, weniger Office“ aus dem ersten Corona-Jahr 2020 zeigte deutlich, wie groß die Akzeptanz bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern für flexibles, ortsunabhängiges Arbeiten war. Doch ist das Arbeiten von zuhause in der aktuellen Situation immer noch ein Erfolgsmodell? Wie ist die Entwicklung in Zeiten sinkender Inzidenzen und steigender Impfquoten? Holen die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter wieder zurück ins Büro, und inwieweit möchten diese das überhaupt noch?

Die aktuelle PwC-Studie „Home bleibt Office“ gibt Antworten auf diese Fragen und zeigt, ob sich der Trend fortsetzt und welche Maßnahmen für neue Arbeitsplatzkonzepte im Einzelnen schon umgesetzt wurden oder geplant sind.

Die wichtigsten Ergebnisse sind:

  1. Mehr als drei von vier Arbeitnehmern wünschen sich langfristig mehr Homeoffice. Das sind mehr als im ersten Corona-Jahr.
  2. Anfängliche Bedenken bezüglich der Mitarbeiterproduktivität im Homeoffice bestätigen sich nicht. Arbeitnehmer und Arbeitgeber beobachten weiterhin fast einstimmig eine positive Entwicklung und schätzen die Produktivität im Homeoffice mindestens genauso gut ein.
  3. Die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, verbunden mit einer verstärkten Kommunikation und Interaktion sind die wesentlichen Faktoren für ein erfolgreiches Arbeitsmodell und zufriedene Mitarbeiter.
  4. Die Mehrheit der Unternehmen plant, ihre Büroflächen an die neuen Anforderungen anzupassen oder hat bereits Maßnahmen ergriffen. Arbeitgeber gehen überwiegend von einem gleichbleibenden Flächenbedarf aus. Wenn Flächen reduziert werden, geht es in erster Linie um Kosteneinsparungen.

Büroarbeit von morgen wird zunehmend zuhause stattfinden

Es besteht weiterhin ein sehr positives Stimmungsbild gegenüber flexiblen Arbeitsmodellen. Laut der aktuellen Studie möchten 78 % (2020: 71 %) der Arbeitnehmer in Deutschland auch langfristig mehr Zeit im Homeoffice ­verbringen (s. Abb.1). Das positive Votum gilt branchenübergreifend: So steht die Nachfrage nach Homeoffice im öffentlichen Dienst beispielsweise der in den anderen Branchen wie Industrie, Handel und Dienstleistungen in nichts nach.

Die befragten Arbeitgeber unterstützen in der Regel die nach wie vor große Nachfrage der Arbeitnehmer nach Homeoffice. Sie erwarten dementsprechend langfristig einen Anstieg der wöchentlichen Homeoffice-Tage von durchschnittlich zwei auf drei Tage.

Die Arbeitgeber schätzen ihre Mitarbeiter tendenziell produktiver ein

Mittlerweile berichtet nur noch ein geringer Teil der Unternehmen von einer beeinträchtigten Produktivität ihrer Mitarbeiter in Folge von Homeoffice. Die Stimmungslage auf Arbeitgeberseite hat sich damit seit dem ersten Corona-­Jahr zugunsten eines verstärkten Homeoffice-­Modells gewendet. Unternehmen können von einer tendenziell erhöht wahrgenommenen Produktivität ihrer Mitarbeiter profitieren (s. Abb. 2).

Auch die Arbeitnehmer bewerten die Mitarbeiterproduktivität aus dem Homeoffice heute positiver. So verbesserte sich zum Beispiel der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit der Teams, wobei ein Drittel der Beschäftigten den damit einhergehenden Anstieg an E-Mails, Chats und Calls als wachsende Herausforderung sieht.

Im Homeoffice überwiegen die positiven Erfahrungen

Die Flexibilität in der Arbeitseinteilung, eine verbesserte Work-Life-Balance und Lebensqualität werden im Home­ office sehr positiv bewertet. Arbeitnehmer beklagen jedoch die fehlende Interaktion mit ihren Kollegen (s. Abb. 3). Damit die Umstellung auf das Homeoffice langfristig gelingt, kommt den Themen Kommunikation und Interaktion daher eine besondere Bedeutung zu. Sie spielen für die Zufriedenheit der Mitarbeiter eine entscheidende Rolle ebenso wie das Angebot von Homeoffice selbst.

Unternehmen reduzieren weniger Fläche

Während im ersten Corona-Jahr der Großteil der befragten Arbeitgeber angab, Flächenreduktionen von 20% und mehr vornehmen zu wollen, geht es aktuell vermehrt um Maßnahmen zur baulichen Veränderung in den Büros. Weniger als ein Drittel planen noch mit größeren Flächenreduktionen (s. Abb. 4). Bei der Frage nach den Gründen für ein verstärktes Homeoffice-Modell geben die Unternehmen hauptsächlich wirtschaftliche Gründe an. Langfristige Kostenersparnisse sind der stärkste Treiber.

Unternehmen können nun die Chance nutzen, ihre bestehenden Arbeitsmodelle zu überdenken und über nach­haltige und zukunftsfähige Konzepte – gegebenenfalls auf reduzierter Fläche – nachzudenken. Diese Maßnahmen gehen jedoch immer mit hohen Investitionskosten einher. Eine Reduktion der Flächen, gepaart mit der Umsetzung von neuen Bürokonzepten mag in Summe keine langfristige Kostenersparnis bringen, hilft den Unternehmen jedoch erheblich bei der Gewinnung neuer Talente und der langfristigen Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen.

Im Rahmen der aktuellen PwC-Studie wurden 125 Arbeitgeber und 600 Arbeitnehmer von deutschen Unternehmen aus den Branchen Industrie, Handel, Dienstleistungen sowie aus dem öffentlichen Sektor zu ihren Erfahrungen mit dem Arbeiten aus dem Home­office und möglichen Änderungen beim Flächenbedarf durch neue Arbeitsplatzkon­zepte befragt.

Informationen zu den Abbildungen

Abb.1: Arbeitnehmer: Wunsch häufiger im Homeoffice zu arbeiten (vor COVID-19 und danach)
Abb. 2: Arbeitgeber: Einschätzung der ­Mitarbeiterproduktivität heute im ­Vergleich zu Oktober 2020
Abb. 3: Arbeitnehmer: positive oder negative Erfahrungen im Homeoffice
Abb. 4: Arbeitgeber: Erwartete Anpassung der Büroflächen in den nächsten drei Jahren (andere Annahmen c.p.)

1 Aus Gründen der vorteilhafteren Lesbarkeit wurde im Artikel nur die männliche Form verwendet, schließt aber allen anderen Formen ausdrücklich ein.

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