Mit Refurbishments zu nachhaltigen Core-Assets

07.07.2022

Autor

Marion Paroli

Marion Paroli

Head of ESG

Coros

Blogbeitrag

Mit Refurbishments zu nachhaltigen Core-Assets

Für die Klimatransition nehmen Green Refurbishments von Bestandsgebäuden eine Schlüsselrolle ein. Denn allein in Europa werden 85 bis 95 Prozent der Gebäude, die bereits heute existieren, noch im Jahr 2050 stehen. Nur über grüne und energieeffiziente Neubauten die Klimaziele im Immobiliensektor zu erreichen, ist weder praktikabel noch nachhaltig.

Refurbishments nutzen die bereits im Bestandsgebäude gebundene graue Energie und verwenden sie weiter. Das spart eine signifikante Menge an Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Neubau ein. Die Bauindustrie ist noch immer einer der größten Verursacher für CO2-Emissionen, rund 74 Prozent der Emissionen im Lebenszyklus eines Gebäudes entstehen bei dessen Aufbau und Abriss. Auch wenn der Neubau vor allem mit nachhaltigen Baustoffen seine Berechtigung hat: Eine Lebenszeitverlängerung für eine gut umzugestaltende Bestandsimmobilie in einem gewachsenen Umfeld ist die grundsätzlich nachhaltigste Strategie.

Insbesondere seit Beginn der Offenlegungspflichten im März 2021 rücken Refurbishments somit verstärkt in den Mittelpunkt der Immobilien- und Investmentbranche. Die Liquidität für nicht-nachhaltige Objekte wird weiter zurückgehen und dieser Status sich verstärkt auf ihre Vermarktung und Nachfrage auswirken. Um diesem Wertverfall von Immobilien entgegenzuwirken, sind nachhaltige Modernisierungen essenziell – sie wirken sich für Investoren bei einem Verkauf positiv aus. Dabei sind die Kosten für viele ESG-Maßnahmen und entsprechende Zertifizierungen bereits mit relativ geringen Investitionen im unteren einstelligen Prozentbereich zu realisieren.

Überdies haucht dieser Ansatz „stranded assets“ neues Leben ein und transformiert sie in zukunftsfähige Core-Immobilien der nächsten Generation. Neben einer energetischen Modernisierung können Raumkonfigurationen, Ausstattung und Nutzungsmix an aktuelle Nutzerbedürfnisse angepasst werden. Gleichzeitig wird ein bislang verschlossener Ort für die Stadtgesellschaft wieder zugänglich gemacht. Das bedient nicht nur die starke Mieternachfrage nach grünen und qualitativen Flächen in urbanen Lagen, sondern trägt zu einem hohen Nachnutzungspotenzial und einer möglichst langen Lebenszeit der Immobilien bei.

Neben der Lage als wichtigem Entscheidungskriterium muss der städtebauliche Kontext stimmen und das Gebäude eine Qualität vorweisen, die sich durch innovative Lösungen herausarbeiten lässt. Das erfordert Kreativität und das Überwinden eingeübter Denkmuster, jedes Objekt und seine Umgebung sind einzigartig. Ein Beispiel hierfür ist die „Alte Post“ in Berlin-Neukölln: Das Auftrennen der Decken des Hauptgebäudes erlaubte die Anordnung gut belichteter, hochwertiger Büroflächen über mehrere Etagen. Mit einem Erweiterungsbau und einer Aufstockung in Holz-Hybridbauweise wurde Wohnraum geschaffen, darunter Mikro-Apartments für Studierende und Berufseinsteiger.

Bei Refurbishment-Projekten spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle: Für die erfolgreiche nachhaltige Transformation und dauerhafte ESG-Begleitung von Bestandsimmobilien ist es wichtig, den Status Quo und das Potenzial der Objekte zu kennen – Grundvoraussetzung dafür sind Daten.

Zudem gilt es, relevante Stakeholder und ihr Wissen sowie ihre Interessen frühzeitig in die Projektentwicklung einzubinden, von der Kommunalpolitik über Nutzer und Anwohner bis hin zu externen Experten. Schließlich hängt die Nachhaltigkeit des Nutzungskonzepts wesentlich von lokalen Bedürfnissen ab.

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