Zusammenfassung

Nachbericht zur ESG Konferenz 2024

Zusammenfassung der Immobilien ESG Konferenz für institutionelle Investoren des FondsForum vom 23. und 24.05.2024 in Frankfurt am Main

Am ersten Konferenztag der ESG Konferenz begrüßten Oliver Strumpf und Miriam Beul die Teilnehmer und führten in die Veranstaltung ein, die einen großen Bogen zur ESG-Thematik mit spannenden Vorträgen und Diskussions-Panels spannte. Der inhaltliche Aufbau betrachtete am ersten Konferenztag die Themen „Situation“, „ESG-Management“, „CSRD“ und „Transformation“ sowie am zweiten Konferenztag die Themenbereiche „Portfoliomanagement“ und „Zukunft“.

I. Situation
Prof. Dr. Martin R. Stuchtey von der The Landbanking Group GmbH eröffnete mit einem Vortrag über die Bedeutung der Natur als wichtigstes Kapital die Konferenz. Er erklärte, dass der Erhalt der Biodiversität und natürlicher Ressourcen für den Wohlstand der Menschheit unerlässlich sei. Stuchtey betonte die Bedeutung von Naturkapitalkonten, die ökologische Verbesserungen messbar machen und als neue Assetklasse dienen können. Diese Konten könnten beispielsweise für landwirtschaftliche Flächen genutzt werden, um den Übergang zu einer regenerativen Ökonomie zu unterstützen. Er wies darauf hin, dass eine naturbasierte Ökonomie notwendig sei, um die Wirtschaft im Einklang mit der Biosphäre zu bringen, und forderte neue Rechtsrahmen und Transparenzauflagen, um Naturkapital in der Immobilienwirtschaft zu integrieren. Abschließend unterstrich er, dass Natur vom Kostenfaktor zum Wertgegenstand werden müsse, unterstützt durch neue Berichtserstattungs- und Haftungsregelungen, die z. B.  Biodiversität, Wasserhaltefähigkeit und Bodenqualität fördern.

Christiane Conrads von der PricewaterhouseCoopers GmbH sprach über neue Standortrisiken durch Biodiversität und erläuterte die essentielle Rolle der Biodiversität für den Fortbestand der Immobilienwirtschaft, denn Biodiversität ist nicht nur die Grundlage allen Lebens, sondern auch für saubere Luft, Wasser und Energie von entscheidender Bedeutung. Die Immobilienwirtschaft trage zu 30 % des globalen Biodiversitätsverlusts bei, was auf den hohen Flächen- und Ressourcenbedarf zurückzuführen ist. Zum Abschluss betonte sie die Notwendigkeit eines systemischen Wandels hin zu mehr Wildnis, wie etwa durch urbane Nationalparks, einen intensiveren Austausch mit Landschaftsgärtnern, das Schaffen von Korridoren und das Aufbrechen von Versiegelungen.

Anschließend folgte Hendrik Aholt von der Deloitte Consulting GmbH, der transitorische Klimarisiken beleuchtete, welche durch den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft entstehen. Diese Risiken umfassen politische und regulatorische Veränderungen, technologische Entwicklungen, Marktpreisänderungen, Verbraucherpräferenzen und Reputation. Aholt erklärte, dass physische Klimarisiken, wie Schäden an Gebäuden durch Überflutungen, Wassermangel und Hitze, ebenfalls berücksichtigt werden müssen und dass wir uns in einer Übergangsphase von transitorischen zu physischen Klimarisiken befinden. Aus seiner Sicht sollten sich Eigentümer dadurch aus purem Eigeninteresse damit beschäftigen.

Prof. Dr. Matthias von Harten von der Zurich Gruppe Deutschland diskutierte die Auswirkungen des Klimas auf Versicherer und der damit verbundene Druck, die Klimaresilienz zu erhöhen und die Verischerungs-Portfolios entsprechend anzupassen. Er betonte in seinem Vortrag die maßgebende Rolle der Versicherungen in der Transformation. Eine intensive Panel-Diskussion, moderiert von Miriam Beul, mit Andreas Haberstock von der Trium GmbH, Daniel Kolzer von der Commerz Real AG und Dr. Julia Wernsdorfer von der ING-DiBa AG widmete sich dem ESG-Druck auf Banken und Versicherer mit der Wichtigkeit von Transformation, der Relevanz transparenter Kommunikation zwischen allen Beteiligten und der Gefahr, dass Immobilien in Zukunft nicht mehr versicherbar sein können.

II. ESG-Management
Nach einer Pause sprach Pia Hoffmann-Gallert von Wüest Partner Deutschland über aktuelle Herausforderungen und Lösungen der EU-Taxonomie. Sie beschrieb die Anwendung der EU-Taxonomie und welche umfangreiche Anforderungen sie an die nachhaltige Finanzierung, insbesondere im Bau- und Immobiliensektor, stellt. Außerdem schilderte sie, dass Finanzierungen ohne Taxonomie-Konformität immer schwerer werden.

In der Diskussionsrunde „Arbeitet anders zusammen“ erörterten Tristan Holtkamp von der MOMENI Group und Sebastian Rühl von der empact GmbH neue Kollaborationsansätze und sprachen von Pilotprojekten, aber auch großflächigen, entschlossenen Maßnahmen wie Photovoltaik-Installationen und Heizungsmodernisierungen, der Wichtigkeit von frühzeitiger Datenerfassung und Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Moderiert von Oliver Strumpf diskutierten Dr. Bernhard Frohn von der BOB efficiency design AG, Mathias Neumann von der PAUL Tech AG und Jens Thumm von der Predium Technology GmbH, ob die Immobilienwirtschaft an ESG-Drive verliert. Nach Ansicht der Redner zeige die Immobilienbranche noch wenig Veränderungswillen in Bezug auf ESG, obwohl die Regulierung voranschreitet. Es brauche mehr Leidenschaft, Spaß an der Transformation, Transparenz und Zusammenarbeit, um nachhaltige Maßnahmen effektiv umzusetzen.

III. CSRD
Nach dem Mittagessen und den lebhaften Face-to-Face-Gesprächen mit persönlichem Austausch der Teilnehmenden referierte Jakob Bauereis von der KPMG AG über die Umsetzung der sozialen CSRD-Dimensionen. Sein Appell an die Branche war, dass es messbare Ziele, Strategien, Maßnahmen und Ressourcen, Stakeholder-Engagement sowie Abhilfemaßnahmen und Beschwerdeverfahren brauche, wobei umfangreiche Zusammenarbeit und wesentliche Standards entscheidend sind.

Im Anschluss daran sprach Klara Hecktor von der LIST AG über Reportinganforderungen zwischen Handlungsdruck und Transformation und forderte „mehr Tempo bei der Transformation – let’s do it“. Danach folgte Diana Louis von der MEAG Munich Ergo AssetManagement GmbH, die die CSRD-Umstellung aus Sicht eines Fondsmanagers betrachtete. Eine weitere Panel-Diskussion, moderiert von Jenny Stephan von der KPMG AG, mit Dr. Kathrin Manthei von der GEBAG Duisburger Baugesellschaft mbH, Janna Pisarev von der Helaba Invest Kapitalanlagegesellschaft mbH und Janine Schluer von dem Unternehmen Bayerische Hausbau RE GmbH & Co. KG beleuchtete die Rolle von CSRD und SFDR in der Immobilienwirtschaft.

IV. Transformation
Nach einer weiteren Pause sprach Dave Gebauer von der ENGIE Deutschland GmbH von einem Reality-Check zur Dekarbonisierung von Infrastruktur und klärte Mythen in der Immobilienbranche auf. Holger Weber von der x.project AG erörterte nun das ESG-Datenmanagement, welches die Wichtigkeit von umfangreichen und fundierten Daten hervorhob. Eine abschließende Panel-Diskussion, moderiert von Dirk Rathlev von der Ernst & Young GmbH, mit Michaela Föller von der GOLDBECK Services GmbH, Iris Hagdorn von der HIH Invest Real Estate GmbH und Patrick Lange von der agradblue GmbH thematisierte die ökologische und wirtschaftliche Umsetzung der ESG-Transformation und schloss mit einer optimistischen Einschätzung, dass die Transformation technisch machbar sei.

Der vollgepackte Konferenztag endete mit einem Network-Dinner und einem spektakulärem Ausblick bei bestem Wetter im Roof-Top-Restaurant Occhio d’Oro.

Am zweiten Konferenztag der ESG Konferenz begrüßte Miriam Beul die Teilnehmer erneut und übergab zum Auftakt das Wort an die erste Rednerin. 

V. Portfoliomanagement.
Wiebke Merbeth, Mitglied im Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung, startete mit einem Vortrag über die Sustainable Finance-Aktivitäten der Bundesregierung und erläuterte das anfänglich zu hohe Ambitionsniveau, welches sich in einem niedrigeren Akzeptanzniveau äußerte und räumte zudem ein, dass teilweise andere Länder auf dem Transitionspfad schon weiter seien als Deutschland. Dr. Roland Claussen von der CalCon Deutschland GmbH sprach anschließend über wichtige ESG-Potenziale in Wohnimmobilien-Portfolios mit folgendem Schlüsselzitat von Immanuel Kant: „Ich kann, weil ich will, was ich muss.“ Cüneyt Andac von der King & Spalding LLP erläuterte die Bedeutung von PV-Anlagen für Immobilienfonds als Teil der Energiewende und thematisierte die Unterschiede zwischen der Vermietung der Dachfläche an Dritte, der Verpachtung einer PV-Anlage oder dem eher problematischen Eigenbetrieb durch Eigentümer. Alexander Roth von der Savills Investment Management GmbH präsentierte ESG-Transformationsansätze in europäischen Immobilienportfolios anhand konkreter Beispiele und wies darauf hin, dass ESG multidimensional sei, das „S“ nicht aus den Augen gelassen werden und man mutig sein sollte. In einer Diskussionsrunde, moderiert von Christine Damke von der BeyondBuild GmbH, diskutierten Carsten Kreutze von der Recogizer Group GmbH und Nico Schröder von der AC+X Strategic Investments GmbH die Rolle des digitalen Asset Managements für ESG und die Relevanz der Datenverfügbarkeit als Voraussetzung für datengetriebene Entscheidungen.

VI. Zukunft
Nach einer Pause sprach Dr. Sebastian Gläsner von MSCI über aktuelle und zukünftige ESG-Benchmarks. Matthias Münch von der aedifion GmbH thematisierte die Zukunft der klimaneutralen Immobilien. Leopold Böhm von der BuildingMinds GmbH referierte über den Werterhalt von Immobilien. In einer abschließenden Panel-Diskussion, moderiert von Nina Schrader von der Deloitte Consulting GmbH, erörterten Arnaud Ahlborn von der INDUSTRIA Immobilien GmbH, Roger Baumann von der Zurich Insurance Group Ltd. und Britta Slater von der BNP Paribas Real Estate Investment Management Germany GmbH die Zukunft des Bauens und ob sich die Uhr möglicherweise rückwärts dreht. Hier wurden neben konkreten Beispielen nachhaltiger Immobilien auch darauf hingewiesen, dass wir noch „ganz viel lernen müssen“, Pionierarbeit wichtig sei und wir die „lessons learned“ noch nicht im großen Stile umsetzen. Und auch wenn das „E“ – allem voran die Dekarbonisierung – im Fokus steht, das „S“ nicht außer Acht gelassen werden darf. 

Nach dem Mittagessen, zahlreichen informativen sowie inspirierenden Vorträgen und regem Austausch aller Beteiligten endete eine erfolgreiche Konferenz.

Sandra Ascherfeld
Master Nachhaltiges Design
Eco Sign Akademie für Gestaltung