Das Wichtigste

Erkenntnisse der Konferenz

  • Wir beurteilen die Welt mit ihrem Klimaveränderungen mit unserer Sicht von heute aus. Das ist falsch, denn nur die Sicht von 2050 rückwärts wird die Klimaveränderungen verändern.
  • Die wichtigsten Veränderungen müssen dazu im "E" erfolgen, denn nur diese werden eine Veränderung auf das Klima haben und sind daher am wichtigsten.
  • Und diese Veränderungen müssen auf Revitalisierungen und Bestandsbauten angewendet werden, denn Neubauvorhaben werden in Zukunft nur noch für unbebaute Flächen möglich sein.
  • Die Kreislaufwirtschaft von Baustoffen wird maßgeglich für die Reduktion von Schadstoffen und den den bewussten Umgang mit Ressourcen sein. hinzubekommen.
  • Die Kreislaufwirtschaft wird nur effizient funktionieren, wenn die entsprechenden Daten zu eingesetzen Materialien in den jeweiligen Gebäuden in digitaler Form verfügbar sind, da nur so eine Wiederverwertbarkeit ermöglicht wird.
  • Und damit die Kreislaufwirtschaft sowie die ESG-Transformation umgesetzt wird, darf die Immobilienwirtschaft nicht auf Lösungen oder auf Vorgaben und Gesetzesregelungen der EU warten, sondern sie muss selber aktiv werden - und zwar eher heute als morgen!
  • Für diese kurzfristige Umsetzung der ESG-Transformation müssen branchenfremde Unternehmen mit Spezial-Know-How als Experten eingebunden werden, denn dieses Detailwissen gibt es in der Immobilienwirtschaft derzeit nicht.
  • Neben dem Faktor zeigt sich aber auch, dass insbesondere bei institutionellen Immobilieninvestitionen der Faktor S eine neue Form der Rendite präsentieren wird: und zwar die "soziale Rendite", denn der "gesellschaftliche Return" wird neben dem finanziellen Return zukünftig ein wichtiges Investmentkritierium sein.

Nachbericht zur ESG Konferenz 2022

Am 5. Mai 2022 fand die jährliche ESG Konferenz der FondsForum-Plattform in Frankfurt statt. Über 200 Teilnehmer waren der Einladung zur dritten Konferenz gefolgt. Fast 30 Investoren und Experten der institutionellen Immobilienwirtschaft stellten in Vorträgen ihre Erfahrungen vor und diskutierten über eine zukünftig noch bessere Umsetzung von ESG in Immobilien.

Der Auftakt zur Konferenz wurde bereits beim Vorabendevent in der Championsbar des Marriot Hotels Frankfurt gemacht, zu dem fast 150 Teilnehmer der Konferenz kamen. Beim 3-Gänge-Menü und in entspannter Atmosphäre konnten hier bereits die ersten Kontakte mit einem regen Austausch geknüpft werden.

Am Donnerstag Morgen ging es dann Punkt 9:00 Uhr los - die Konferenz wurde von den Moderatoren Miriam Beul und Oliver Strumpf eröffnet. Im ersten Vortragsblock standen Aspekte der ESG-Transformation im Fokus. Und es ging auch sofort zur Sache. Dazu stellte Spiegel-Bestseller-Autor Toralf Staud Erkenntnisse aus seinem Buch „Deutschland 2050 : Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird“ vor. Seine provokante, aber ehrliche Aussage „Viele Objekte sind ohne entsprechende ESG-Maßnahmen im Jahr 2050 Schrottimmobilien.“, sollte seine Wirkung im Laufe des Tages nicht verfehlen. Thomas Veith, Partner bei PWC, übernahm im Anschluss den Eröffnungsvortrag und präsentierte den Stand und die aktuellen Herausforderungen der ESG Transformation für Investoren und Immobilienunternehmen und nahm diesen Ball gerne auf. Dazu warf Dr. Peter Mösle, Geschäftsführer der EPEA GmbH (Part of Drees & Sommer) im anschließenden Beitrag die Frage auf, ob die Immobilienwirtschaft nun „Lost in Green Governance“ sei, und sich eher mit echten Impact-Aktivitäten oder Green Washing beschäftigen wolle. Zu diesen Themen moderierte Nina Schrader, Direktorin bei der Deloitte Condulting GmbH, im Anschluss eine Podiumsdiskussion und fragte, was passieren muss, damit ESG in der Immobilienwirtschaft besser umgesetzt werden kann. Bei diesem spannenden Austausch waren Carsten Boell, Geschäftsführer der INTERBODEN GmbH, Jan von Mallinckrodt, Head of Sustainanble der Union Investment und Dr. Christoph Schumacher, Global Head of real Assets der Firma Manulife ihre Podiumsgäste zugegegen. Insgesamt zeigte dieser Einführungsblock, dass zukünftig Bestand vor Neubau gehen sollte und Unternehmen ihre Vorgehensweisen stärker zukunftsorientiert ausrichten sollten, als an den bisherigen Strukturen und Mustern festzuhalten.

Der zweite Block der Konferenz thematisierte die Messbarkeiten und Auswirkungen von ESG und Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft. Diesen eröffnete Sebastiano Ferrante, Deputy Head of Europe der PGIM Real Estate Germany AG, mit seinen Ansichten über die Messung und Bewertung von Social Impact. Dr. Jens Hirsch, Domain Expert Sustainability der BuildingsMinds GmbH, präsentierte anschließend, wie Carbon-Risk-Berechnungen für Bestandsimmobilien vorgenommen werden. Karsten Jungk, Partner bei Wüest und Partner und langjähriger Unterstützer der FondsForum-Plattform ging auf die Auswirkungen von ESG auf die Immobilienbewertung ein, und Hermann Horster, Head of Substaninability der BNP Paribas Real Estate Holding G,bH, zeigte auf, wie ESG die Anforderungen beim Immobilienankauf verändert hat und auch noch verändern wird. Die ESG-Auswirkungen auf Kommunen und Städte erläuterte Miriam Beul in ihrer Podiumsdiskussion, und hatte sich dazu den Oberbürgermeister der Stadt Herne, Dr. Frank Dudda, sowie Susanne Eickermann-Riepe vom ICG und Jens Kreiterling; Vorstand der Landmarken AG eingeladen. Eine ganz besondere Erkenntnis war hier, dass in den Kommunen bzw. der öffentlichen Hand das Thema ESG aus der Immobilienwirtschaft weder präsent noch bekannt ist. Vielleicht gäbe es hier einen Ansatz, in allen Vorhaben einen gemeinsamen Wissenstand zu schaffen. 

Der Nachmittag der Konferenz stellte im ersten Teil aktuelle Entwicklungen zur Dekarbonisierung vor. Dazu präsentierte Markus Hamacher, Direktor Business Development der Westbridge Advisory GmbH, die Potentiale von Heizenergie für die Portolio-Dekarbonisierung. Dr. Patrick Bergmann, Geschäftsführer der Madaster Germany GmbH, ging darauf ein und unterstrich, wie wichtig die Digitalisierung für die weitere Umsetzung von Nachhaltigkeitsengagements ist. Insbesondere stellt er in Frage, warum nach wie vor Tonnen an Papier für Bauanträge in die Behörden „gekarrt“ werden müssen, da ja eine elektronische Übermittlung, in allen Bereichen, schon deutlich nachhaltiger und bearbeitbar wäre. Darauf aufbauen präsentierte Jürgen Utz, Leiter Nachhaltigkeitsentwicklung der LIST-Gruppe, die Bedeutung eines Materialpasses und der Ököbilanz. „E is Key!, so ein heruntergebrochenes Fazit seiner gewohnt tollen, punktierten Präsentation.

Wichtige Einblicke zu nachhaltigen Investmentprodukten präsentierten Carolina von Groddeck, Head of Germany con Savills, die auf die Planung von Rendite und Performance mit nachhaltigen Immobilienfonds einging, und Konstantin Hähndel, Geschäftsführer der ACCUMULATA GmbH, der mit seiner Art eines Mutvortrags mögliche Fallstricke bei der Umsetzung von ESG-Strategien in Artikel-9-Fonds aufzeigte. Als letzter Referent übernahm Stefan Thevajegan, Abteilungsleiter der HANSAINVEST, ergänzend das Thema Inhalte und Strukturen moderner ESG-Reportings. Durch die vorausgegangenen Vorträge konzentrierte sich die abschließende Talkrunde insbesondere auf die Frage nach dem Stellenwert der Rendite. Mit Moderator Martin Eberhardt, CIO der Corestate, stand im Fokus des Meinungsaustausch, ob die finanzielle Rendite im Rahmen der Nachhaltigkeitsdebatte überhaupt noch eine Rolle spielen wird, oder, ob eine soziale und eine ökologische Rendite nicht doch wesentlich mehr Gewicht bekommen sollte. Seine Gäste waren hierbei: Roger Baumann, COO bei der Zurich Insurance Company Ltd., Sophie Kazmierczak, Substainable Finance Manager der NEXT Genaration Invest GmbH und Thorsten Seher, Geschäftsführer der Hanseatischen Kapitalverwaltung GmbH. 

Die FondsForum-Plattform hat bereits die Zeichen der Zeit erkannt. Entsprechend arbeiten wir gerade mit Hochdruck an einer Folgekonferenz, die die zukünftigen Anforderungen der Branche insbesondere in der Praxis durchleuchten soll.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.ESG-Praxistag.de 

Autor:
Dietmar Müller

www.dafko.de

Sehr positiv war in der gesamten Konferenz der große Wille zum Aufbruch zu spüren und das gemeinsame Ziel hinter den drei Buchstaben ESG in die Realität umzusetzen. Es sind immer noch Fragen offen und es wurden durchaus auch deutliche Wünsche an die Politik gerichtet. Einig waren sich aber alle Teilnehmer, dass jetzt Handeln gefragt ist, wenn wir nachfolgenden Generationen einen lebensfähigen und chancenreichen Planeten übergeben wollen. Denn der Klimawandel macht vor unseren Grenzen und Gebäuden nicht halt. Das zeigt sich darin, dass Deutschland sich auch rasend schnell erwärmt. Das wird Auswirkungen auf Dachgeschosswohnungen haben, die durchschnittlich noch wärmer als bisher werden. Und das hat Auswirkungen auf Kliniken und Seniorenimmobilien haben, denn dort müssen zukünftig mehr klimatisierte Räume bereitgestellt werden. Und die zunehmende Wasserknappheit wird sich negativ auf die Werthaltigkeit von Gebäuden an Flüssen und Seen auswirken, wenn sich die Qualität der meist hochwertigen Lage dieser Grundstücke und Gebäude durch das fehlende Wasser senkt. Und wenn es denn regnen wird, wird es wesentlich mehr regnen, was sich auch auf den Städtebau auswirken wird, denn die Flächenversiegelung muss reduziert werden, um die Wassermassen besser aufnehmen zu können.