Ein ganzheitlicher Ansatz zur Messung der CO2-Emissionen von Immobilien

31.01.2024

Autor

Nico Rheims

Nico Rheims

Managing Director Real Estate

Ardian Germany GmbH

Blogbeitrag

Ein ganzheitlicher Ansatz zur Messung der CO2-Emissionen von Immobilien

Bei der Erfüllung der EU-Klimaziele kommt dem Gebäudesektor und damit der Immobilienwirtschaft eine besonders wichtige Rolle zu, denn das Errichten und Bewirtschaften von Gebäuden aller Art ist für rund 40 Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich.

Um das Ziel der CO2-Neutralität zu erreichen und Transparenz für Immobilieneigentümer und -investoren zu schaffen, sind verschiedene Instrumente im Einsatz. Gebräuchlich ist z. B. der Carbon Risk Real Estate Monitor (CRREM), der den aktuellen oder prognostizierten CO2-Verbrauch einer Immobilie misst und mit den CO2-Verbrauchszielen gemäß Pariser Klimaabkommen vergleicht. Überschreitet der CO2-Ausstoß eines Gebäudes die im Klimaziel vorgegebenen Werte zu einem Zeitpunkt – der CO2-Verbrauch der Immobilie schneidet dann den Dekarbonisierungspfad –, wird sie ein „gestrandeter Vermögenswert“ und ist für viele Investoren kein geeignetes Investitionsobjekt mehr. Schätzungen zufolge werden 80 % des aktuellen Gebäudebestandes in der EU bis zum Jahr 2050 „stranden“, wenn nicht geeignete Investitionsmaßnahmen sowie innovative Methoden zur Erhöhung der Energieeffizienz und Reduktion der CO2-Emissionen umgesetzt werden.

Dieses und andere Instrumente berücksichtigen allerdings nur den CO2-Ausstoß bei der laufenden Bewirtschaftung einer Immobilie, nicht jedoch die „grauen Emissionen“, also das CO2, welches zum Beispiel durch den Abriss eines nicht energieeffizienten Gebäudes und dessen Ersatz durch eine neue „grüne“ Immobilie verursacht würde. Experten schätzen, dass eine im Betrieb CO2-freie Neubauimmobilie erst nach ca. 40 Jahren die CO2-Emissionen aus der Bauphase ausgleichen kann. Erst mit einem Indikator wie dem „Return on Carbon Invested“ (ROCI) wird eine ganzheitliche, lebenszyklusorientierte Betrachtung möglich. Der ROCI misst das Verhältnis zwischen der CO2-Einsparung im Gebäudebetrieb vor und nach der Sanierung und den CO2-Emissionen aufgrund der Umbauphase, oder eben des Abrisses und Neubaus. In dieser ganzheitlichen Nettobetrachtung sind zielgerichtete Umbau- und Sanierungsmaßnahmen fast immer CO2-freundlicher als der Abriss und Neubau.

Auch ein laufendes und transparentes Monitoring der wesentlichen KPIs an die Shareholder spielt eine entscheidende Rolle für eine nachhaltige grüne Transformation von Immobilienprojekten. Hierfür dient der proprietäre „Real Sustain Score“ als Indikator. Dieser wertet laufend die wesentlichen ESG-Metriken einer Immobilie aus und macht den Transformationsprozess zwischen Ankauf und Verkauf messbar und transparent.

Bereits während der Ankaufsphase von Immobilien sollten Investitionsvorhaben mit diesen Instrumenten analysiert werden, um eine ganzheitliche Entschei- dungsgrundlage zu erhalten und nur Investments um- zusetzen, die den Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit tatsächlich gerecht werden.

Aufgrund der starken Nachfragekonzentration sowohl von Nutzern als auch von Investoren auf nachhaltige und energieeffiziente Gebäude wird eine sich zukünftig verstärkende Spreizung zwischen den Mieten und Kaufpreisen „grüner“ und „nicht-grüner“ Immobilien erwartet. Daher wird sich nachhaltiges Handeln auch finanziell in den kommenden Jahren für Investoren auszahlen.

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