Handeln – jetzt!
Autor
Christian Schröder
Blogbeitrag
Handeln – jetzt!
“In Europa herrscht die schlimmste Dürre seit 500 Jahren“ – diesen Satz habe ich vor wenigen Tagen auf einem deutschen Nachrichtenportal gelesen. Sicher ungewöhnlich, einen Artikel im FondsBuch mit einer solchen Botschaft zu beginnen.
Ich möchte sie noch um zwei weitere Nachrichten ergänzen, die aktuell aus dem Markt der Handelsimmobilieninvestoren kommen: „Obwohl das Bewusstsein aufgrund der Regulierung gestiegen ist, scheinen die Kapitalströme der Investoren im Handelssegment noch nicht im großen Stil auf ESG-konforme Objekte umgelenkt worden zu sein. Ebenso wenig lassen sich umfangreiche (energetische) Bestandssanierungen in Richtung ESG-Konformität beobachten oder gar beziffern. Das verwundert bei dem hohen Anteil institutioneller Investoren in diesem Segment.“ Die daraus resultierende Handlung: „Ebenso finden zunehmend Nachhaltigkeitsprüfungen im Ankaufsprozess Berücksichtigung, jedoch sind die Ankaufentscheidungen von deren Ergebnis meistens unberührt.“
Haben Sie diese Nachrichten mal auf sich wirken lassen? Für mich können wir nur einen Schluss daraus ziehen: Wir müssen handeln und zwar sofort! Das ist nicht nur eine Bitte, sondern mittlerweile die aus der EU-Taxonomie resultierende Pflicht der Immobilienwirtschaft und sie beginnt bei den Investoren. Mit der Erfüllung dieser rechtlichen Vorgabe zu beginnen, ist gar nicht so schwer, denn das große Potenzial, Gebäude auf den Nachhaltigkeitspfad zu führen, steckt in jedem Netzwerk eines Immobilieninvestors. Es muss aktiviert werden, indem alle Akteure, vom Fondsmanager, über den Asset- und Propertymanager bis zum Facilitymanager gemeinsam die Nachhaltigkeitsziele definieren, eine passende Strategie entwickeln und diese in objektspezifischen Lösungen umsetzen. Das müssen nicht immer die großen Revitalisierungsprojekte sein. Schon im täglichen Immobilienbetrieb erzielen energieeffiziente Maßnahmen bereits eine nachhaltige Wirkung. Auch diese Maßnahmen kosten Geld, aber es ist gut investiertes Geld. Eine Investition, die sich nicht immer in Euro auszahlt, sondern in einer lebenswerten Zukunft für unsere Kinder in einem Land mit gesunden, grünen Wäldern und ohne Wassermangel.
Klimaschutz hat ein Preisschild, er lohnt sich, aber er ist kein Renditeturbo – zumindest jetzt noch nicht. Auch die Immobilienwirtschaft und damit auch die Immobilieninvestoren sind in der Pflicht, die Perspektive zu verändern. Wer sich heute ausrechnet, dass die Abschläge für eine „graue“ Immobilie geringer sind als die Investitionen in ein „grünes“ Gebäude und sich deshalb für grau entscheidet, läuft in eine Falle. Nicht zu handeln bedeutet, immense Kosten für die Folgen des Klimawandels tragen zu müssen und diese Kosten werden garantiert unaufhaltsam steigen, uns über den Kopf wachsen und unsere Geschäftsmodelle früher oder später grundsätzlich straucheln lassen – ganz sicher!
Also: Kopf aus dem Sand und die Herausforderung annehmen. Klimaschutz durch nachhaltige Immobilien als Mannschaftssport verstehen. Das bedeutet in unserer Branche: Es gibt keine Vordenker und Nachunternehmer. Es gibt nur das schlagkräftige Team „Nachhaltigkeit“. Dazu gehören die Finanzwirtschaft und damit auch das Assetmanagement auf das gleiche Spielfeld und ins selbe Team wie das Property- und Facilitymanagement – und zwar auf Augenhöhe. Jeder Akteur ist ein Spezialist auf seiner Spielerposition und stärkt so den Erfolg der Mannschaft. Noch effektiver wird es, wenn die Schnittstellen im Team durch solche Mitspieler verringert werden, die durch ihr Geschäftsmodell interdisziplinär verschiedene Positionen in diesem Match spielen können. Das macht die Mannschaft schneller und erfolgreicher.
Wir müssen jetzt die Versprechen einlösen, die viele von uns schon seit längerer Zeit in den Medien und in sozialen Netzwerken machen. Wir sollten nicht nur grün reden, sondern nachhaltig handeln. „Manage to Green“ ist ein Auftrag, kein Appell.
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