Lieferdienste - Ergänzung oder Konkurrenz?

07.04.2022

Autor

Markus Keßler

Markus Keßler

Managing Director

GARBE Institutional Capital Deutschland GmbH

Blogbeitrag

Lieferdienste: Ergänzung oder Konkurrenz des stationären Lebensmitteleinzelhandels?

Die Menschen in Deutschland kaufen mehr online ein. Online shoppen geht schnell und kann von nahezu jedem Ort aus erfolgen. Die Ware wird im Anschluss bequem nach Hause geliefert. Ein im Einzelhandel längst bekannter Trend beginnt auch im Lebensmitteleinzelhandel Fuß zu fassen. Doch treten Lieferdienste damit nicht in Konkurrenz zum heimischen Supermarkt? Kurzum: nein, vielmehr entsteht ein zusätzliches Angebot. Das haben die Lebensmitteleinzelhändler bereits erkannt. Sie sehen im Online-Trend eine Chance, die sie nutzen möchten. Es geht darum, zukunftsfähige neue Dienstleistungen anzubieten und den Komfort für die Kunden zu verbessern.

Doch warum ist der Onlinehandel für den Lebensmitteleinzelhandel keine Konkurrenz? Ein Blick auf den Unterschied zwischen Non-Food-Artikeln und Lebensmitteln gibt die Antwort: Der Bedarf an Nahrungsmitteln ist kurzfristig. Der übliche Wocheneinkauf beinhaltet zwar einige Artikel, deren Lieferung weniger zeitkritisch ist, er umfasst jedoch auch Lebensmitteln, die noch am selben Tag benötigt werden. Lebensmittel müssen also im Gegensatz zu Non- Food-Artikel noch am Tag der Bestellung in hoher Qualität ausgeliefert werden können; sonst eigenen sie sich nicht für das Onlineshopping.

Vor diesem Hintergrund ist der stationäre Lebensmitteleinzelhandel mit seinem breiten Filialnetz die ideale Basis für ein ergänzendes, regional organisiertes Onlineangebot. Die Waren des täglichen Bedarfs sind vor Ort. Ein Lieferdienst, der die Waren regional ansässiger Lebensmittelhändler vor Ort ausliefert, ist effizient und wirtschaftlich darstellbar. Eine schnelle Auslieferung in hoher Qualität und ohne große zusätzliche Infrastruktur ist möglich.

Das Konzept lässt sich einfach an zwei Beispielen demonstrieren: Die EDEKA Zentrale Stiftung und Co. KG ist an der Deutschland-Gesellschaft des Online-Supermarkts „PicNic“ beteiligt. Das Unternehmen liefert die Waren aus lokalen Supermärkten kostenlos mit elektrischen Lieferfahrzeugen nach Hause. Die REWE - Gruppe hat sich an dem Lieferdienst „Flink“ aus Berlin beteiligt. Das Unternehmen wird ausschließlich von REWE mit Waren versorgt und garantiert eine Auslieferung in nur zehn Minuten.

Die Konzepte bewähren sich derzeit bei den Kunden in der Praxis. Die zeigen sich gerade in der Pandemiezeit offen für eine zusätzliche kontaktlose Möglichkeit des Einkaufens – entsprechend groß ist die Nachfrage. Auch nach der Pandemie wird es einen Markt für diese Art von Service geben. Den großen Lebensmittel-Handelsketten bietet sich damit die Chance, am Onlinehandel zu partizipieren und gleichzeitig lokale Strukturen zu erhalten. Denn für die meisten Kunden bleibt der Gang zum heimischen Supermarkt das Mittel der Wahl.

Der Lebensmitteleinzelhandel wird um einen Service reicher und spielt auch zukünftig die tragende Rolle bei der Nahversorgung. Deshalb bleiben Lebensmitteleinzelhandelsimmobilien auch langfristig und über verschiedene Wirtschaftszyklen hinweg eine attraktive und solide Anlagemöglichkeit.

Co-Autor

Cristian Baio

Cristian Baio

Head of Asset Management Retail

GARBE Institutional Capital Deutschland GmbH

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