LIGHT INDUSTRIAL - nachhaltig hohe Nachfrage

07.01.2021

Autor

Dr. André Scharmanski

Dr. André Scharmanski

Head of Research

Quantum Immobilien KVG mbH

Blogbeitrag

Die zunehmend globale Verflechtung der industriellen Produktion war in den vergangenen 30 Jahren prägend für die Entwicklung der Weltwirtschaft. Doch seit der globalen Finanzmarktkrise verlangsamt sich die Geschwindigkeit der Globalisierung. Zuletzt haben auch die Lieferengpässe in der Corona-Krise die Debatten darüber befeuert, weltumspannende Produktions-netzwerke zu reduzieren, um diese weniger anfällig für exogene Schocks zu machen. Zwar besteht unter Ökonomen Konsens darüber, dass nicht von einer vollständigen Trendumkehr auszugehen ist. Aber es ist zu erwarten, dass sich insbesondere in Sektoren, die stark von globalen Wertschöpfungsketten abhängen und in der Produktion verstärkt auf Roboter zurückgreifen können, der Trend zum Reshoring weiter verfestigen wird. Genauso wahrscheinlich ist es, dass sich systemrelevante Branchen nicht mehr so stark wie bislang von Drittländern abhängig machen, indem mehr Waren lokal produziert und bevorratet werden.

Diese Neuordnung der globalen Wertschöpfungsketten wird deutliche Effekte für den Industrie- und Logistikstandort Deutschland mit sich bringen. Viele Aspekte sprechen für eine nachhaltig hohe Flächennachfrage im Light Industrial-Bereich.

Light Industrial Immobilien

Darunter versteht man Objekte, die zum Lagern, Kommissionieren und Distribuieren von Wirtschaftsgütern genutzt werden oder „leicht industriell“ (ohne nennenswerte Emissionen) geprägt sind und nahe an der Fertigung liegen. Light Industrial Nutzungen weisen insgesamt eine relativ stabile Nachfrage auf und sind auch in Krisenzeiten vergleichsweise resilient. Durch die Corona-Krise gewannen einige Teilbranchen an Bedeutung, andere schwächelten vorübergehend, sodass sich die negativen und positiven Auswirkungen auf die Flächennachfrage insgesamt kompensierten.

Regional schlagen sich die strukturellen Veränderungen unterschiedlich nieder. Für Light Industrial Immobilien ist nach wie vor der Faktor Lage ausschlaggebend. Der optimale Standort ergibt sich aus einer Vielzahl an Parametern, wie einem leistungsfähigen Daten-, und Verkehrsnetz, einem schnellen Zugang zu Absatzmärkten oder der Verfügbarkeit gut ausgebildeter Arbeitskräfte. Entsprechend liegen die räumlichen Schwerpunkte entlang der ökonomischen Kernzonen. Generell dürfte die zu erwartende stärkere Diversifizierung der Lieferketten und die Erhöhung der Anzahl von Zulieferern (Multisourcing) zu einer steigenden Nachfrage nach intermodalen Standorten führen, sodass insbesondere Standorte im Umfeld von Güterverkehrszentren und wichtigen Transportkorridoren weiter an Bedeutung gewinnen.

Ferner dürften Standorte in Metropolregionen von einer Neuordnung der Wertschöpfungs- und Lieferketten profitieren, wenn auf die räumliche Nähe von Einkaufs-, Produktions- und Absatzmärkten gesetzt wird (Local-for-Local-Sourcing). Lagerflächen bzw. Cityparks der letzten Meile in Form von Lieferzentren, Hubs und kleineren Abholpunkten müssen näher in die Innenstädte vorrücken, um das stark wachsende Paketvolumen bei zugleich immer kürzeren Lieferzeiten (Stichwort „same hour delivery“) bewältigen zu können. Daher wird weiter eine hohe Nachfrage nach kleinteiligen, dezentralen Objekten als innerstädtische Verteilzentren mit schnellem Zugang zu den bevölkerungsstarken Gebieten erwartet. Städtische Räume könn-ten darüber hinaus mit dem Trend zur digitalisierten, auf Industrie 4.0 ausgerichteten Warenproduktion maßgebliche neue Impulse erfahren. Kennzeichnend dafür ist eine emissionsarme Produktion in kleinen Losgrößen unter hohem Kundeneinbezug. Das typische Standortmuster umfasst u.a. konsumnahe digitale Innovationen in der City, kreative Handwerksbetriebe, Manufakturen und Start-ups in sonstigen innerstädtischen Lagen, High-Tech-Distrikte vor allem im randstädtischen Raum sowie industrielle Fabrikproduktion, die eher im Randbereich städtischer Agglomerationen angesiedelt ist. Damit einher geht grundsätzlich eine enge Verzahnung von Produktion, Logistik, Büro und Service. Entsprechend ist davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Light Industrial Flächen in urbanen Räumen langfristig hoch bleiben wird.

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