Von Fahrradfahren, Parkhäusern und Investoren

06.05.2021

Autor

Prof. Dr. Thomas Beyerle

Prof. Dr. Thomas Beyerle

Managing Director

Catella Property Valuation GmbH

Blogbeitrag

In der Transport- und Verkehrswelt ändert sich viel. Etliches davon ist auf den hohen Innovationsgrad, veränderte Konsumenteneinstellungen und politischem Willen in diesem Sektor zurückzuführen. Die Sharing Economy wird immer häufiger Teil von Mobilitätskonzepten, der öffentliche Verkehr wird deutlich ausgebaut und immer besser vernetzt. Fahrradfahren erlebt - nicht zuletzt in der Pandemiezeit - ein anhaltenden Boom. Das Spektrum der individuellen Mobilität nimmt deutlich zu. Nur das autonome Fahren hat sicherlich noch keine Marktreife, aber die Zukunft rückt auch hier näher. Bei so vielen neuen Entwicklungen und Umbrüchen ist es nur konsequent, dass auch die Parkraumbewirtschaftung einem Transformationsprozess unterliegt. Die anhaltenden Schlagzeilen in der Presselandschaft, dass „Parken aus den Innenstädten gedrängt werden muss“, mag zwar kurzfristig dem politischen Willen entspringen, führt gleichwohl zu einem deutlich veränderten Angebots- und auch Preisgefüge für Nutzer – egal wo wir uns in Europa befinden. Mit dem Ergebnis, dass mit der Nachfrage nach einer Parkfläche ein größeres Angebot am Komfortgrad bzw. an Fläche aufkommt und sich diese in der Zahlungsbereitschaft abbildet. „Der Markt“- das sind in Europa aktuell 302 Millionen öffentliche Parkplätze und 52.738 Parkhäuser. Dabei ist die Spreizung deutlich erkennbar zwischen modernen Parkierungsanlagen, freilich mit einem neuen Preisniveau versehen, und den „alten, engen, dunklen Objekten aus den 80ern“. Hinzu kommen Prognosen, welche aktuell unter dem Begriff „Peak Car“ davon ausgehen, dass die Anzahl der PKWs den Höhepunkt in der Summe überschritten hat.

Die Entwicklung der sog. Parkierungsanlagen unterliegt deshalb einem stetigen Wandel. Auch Investoren entdecken diese noch sehr heterogene Assetklasse immer stärker. Die Anzahl der Transaktionen steigt stetig. Investoren finden zunehmend Gefallen aufgrund der prognostizierten Erlössituation pro Stellplatz und Zeiteinheit. Unterstützt wird diese Erwartung auch durch die Digitalisierung der Parkhaussysteme und durch die Nutzung von Smartphone-Apps (Stichwort „smartes“ Parkraummanagement).

Operativ sind „die“ Projektentwickler am dichtestes dran an der Zukunft. Ein „Neues Denken“ innerhalb der Objektkategorie bzw. Stadtplanung, Stichwort Quartiersgaragen, hat Einzug gehalten. Diese Anlagen, decken für ein bestimmtes, abgegrenztes Einzugsgebiet den Parkbedarf der dort lebenden Bewohnerschaft und stehen bei Bedarf auch für andere Nutzergruppen zur Verfügung. Die Garagen werden zumeist am Rande von Quartieren errichtet, können als oberirdische Parkhäuser oder als Tiefgaragen gebaut werden und sind von den Nutzergruppen fußläufig erreichbar (Luftlinie max. 200 bis 300 Meter).

Warum werfen folglich Investoren einen näheren Blick auf die noch junge Asset Klasse Parken? Sie antizipieren die Zukunft. Und diese verheißt, gerade durch die Innovationskraft im Mobilitätssektor, der Metamorphose europäischer Innenstädte und der sich verändernden Verkehrsmittelwahl, keineswegs das Ende des klassischen Parkens. Mehr noch wird der immobilienwirtschaftliche Fokus in den kommenden Jahren auf der Repositionierung von Parkhäusern liegen. Dies führt als Konsequenz zu deutlich höhere Ertragsstrukturen. Eine Zukunft, in der das Parken nicht mehr nötig ist, wird es sicherlich nicht geben. Aus Sicht eines Anlegers bietet diese Assetklasse außerordentliche Investmentchancen.

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