Aufbruchstimmung

08.11.2023

Autor

Christian Schröder

Christian Schröderme

COO
MEC METRO-ECE Centermanagement

GmbH & Co KG

Blogbeitrag

Aufbruchstimmung

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – Sprich: Wer seine Verpflichtungen immer weiter aufschiebt, lässt sie nicht verschwinden. Auf Handelsimmobilien trifft dies besonders zu. Viele Standorte brauchen eine Frischzellenkur, eine bauliche und strategische Modernisierung sowie angewandten Klimaschutz. Hinzu kommt eine Neugewichtung von Leben und Arbeit, die den wohnortnahen Handel stärkt. Investoren und Betreiber von Handelsimmobilien müssen jetzt handeln.

Fachmarktzentren sind wesentlicher Teil der städtebaulichen Entwicklung. Die Zielstellung „Stadt der kurzen Wege“ soll die Distanz zwischen Wohnen, Lernen, Arbeiten, Einkaufen und Erholen so kurz wie möglich zu halten – maximal 15 Minuten. Das soll die Stadt umweltfreundlicher und sozialer machen. Die Coronapandemie hat diesen Prozess beschleunigt und den Verbrauchern gezeigt, welchen Mehrwert Fachmarktzentren vor allem durch die Wohnortnähe bieten.

Der stärkere Zuspruch zu den Fachmarktzentren bringt neue Herausforderungen mit sich, um den Verbrauchern gerecht zu werden. Beispiel Mobilität: Künftig muss ein Handelsstandort eine E-Ladeinfrastruktur anbieten, damit die Kunden ihre Fahrzeuge beim Einkauf laden können. Das ist eine sinnvolle Ergänzung des Versorgungsangebots. Der Servicegedanke steht bei Fachmarktzentren zunehmend deutlicher im Vordergrund, die Mobilitätswende ist nur ein Beispiel. Die Verbraucher schätzen zunehmend das One-Stop-Shopping: Ein Mix aus Lebensmittelmärkten, Drogerie, Apotheke, Textildiscountern, Elektronik- und Tierfachgeschäften beweist sich als robust gegen Wirtschaftskrisen und E-Commerce.

Fachmarktzentren werden immer mehr zum sozialen Dreh- und Angelpunkt. Das regionale Miteinander spielt eine bedeutende Rolle. Um erfolgreich zu sein, müssen Handelsimmobilienmanager die sozialen Strukturen und Bedürfnisse der Community vor Ort genau kennen und sie zu einem integralen Bestandteil der standortindividuellen Managementstrategie machen. Eine starke regionale Identifikation fördert Kundenbindung und -zufriedenheit. Eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen und Dienstleistern, zur Stärkung der lokalen Wirtschaft, ist ebenso wichtig. Die Einbindung lokaler Anbieter und Händler in die Handelsstandorte stärkt die Positionierung der Standorte als wichtiger Anker im Leben einer Stadt und Region.

Ein sehr kreatives Beispiel für gutes Community-Management findet sich im Stern Center in Lüdenscheid: Dort hat kürzlich mit „I Like!“ das deutschlandweit erste Social-Studio als Pop-up-Store eröffnet, das die digitale und analoge Welt wertschöpfend miteinander verbindet. Hier gibt es verschiedene Produkte ausgewählter regionaler und überregionaler Influencer. Vorher größtenteils nur Online zu finden, schaffen die exklusiven Waren damit den Weg in den stationären Handel und wirken wie ein Besuchermagnet für das erweiterte, regionale Umfeld des Handelsstandorts.

Das große Thema für Handelsstandorte ist die umfassende Nachhaltigkeit, allen voran der Klimaschutz auf Basis solider Wirtschaftlichkeit. Bereits vor Einführung der Taxonomie und ohne Beachtung von Dekarbonisierungszielen war sich die Branche darüber einig, dass 2/3 aller Handelsimmobilien hohen Modernisierungs- und Instandhaltungsbedarf haben. Mit der Taxonomie und den gesetzlich vorgegebenen Nachhaltigkeitszielen stehen Eigentümer und Betreiber von Handelsstandorten in der Pflicht. Ein Lösungsansatz kann eine objektbezogene ESG-Roadmap sein. Dabei wird auf Basis einer fundierten Datengrundlage und der Anlagestrategie des Eigentümers ein ganzheitliches Ziel für den individuellen Standort entwickelt. Ausgehend von diesem Ziel werden konkrete Maßnahmenpakete zur Zielerreichung erstellt. Entscheidender Faktor ist dabei der angestrebte Zeitpunkt der Finalisierung, da dieser den zur Verfügung stehenden Zeitraum für die Umsetzung bestimmt. Erfahrene Betreiber von Handelsobjekten stimmen die Maßnahmen aufeinander ab, um positive Synergien zu heben. Die Umsetzung der abgestimmten und freigegebenen Maßnahmen liegt in den Händen des örtlichen Standortmanagements mit der notwendigen Objektkenntnis.

Die Vorteile einer solchen Strategie sind klar: Eine mögliche Streckung der Maßnahmen auf einen konkret definierten Zeitplan – entlang des Dekarbonisierungspfads. Im Idealfall ist dabei zu jedem Zeitpunkt bekannt, wo die Immobilie aktuell steht. Selbst im Falle einer Transaktion vor Zielerreichung ist somit erkennbar, welches konkrete Ziel verfolgt wird, welche Ergebnisse erreicht wurden bzw. welche Maßnahmen noch offen sind. Eine derartige Transparenz dürfte das geforderte Reporting deutlich unterstützen.

Um alle diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern gilt klar: Es ist notwendiger denn je, dass sich Investoren, Asset-, Property- und Facilitymanager als Mannschaft verstehen und auf Augenhöhe agieren. Die Komplexität der aktuellen Aufgaben, gerade bei der Nachhaltigkeit, kann keiner allein bewältigen.

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