Die Zukunft der klimaneutralen Immobilie

28.06.2024

Autor

Matthias Münch

Matthias Münch

Head of Sales

aedifion GmbH

Blogbeitrag

Die Zukunft der klimaneutralen Immobilie

Stellen wir uns eine Zukunft vor, in der alle Bereiche unserer Gesellschaft ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt werden. Eine Zukunft, in der Immobilien durch intelligente Stromerzeugung, -speicherung und -verteilung völlig emissionsfrei und im Einklang mit dieser Umgebung betrieben werden. In dieser „neuen Welt“ sind Gebäude nicht mehr nur Orte, an denen gelebt und gearbeitet wird, sondern integraler Bestandteil der Energiewende.

Die Vision der klimaneutralen Immobilie ist keine Utopie, sondern ein notwendiges Ziel. 40 Prozent des Endenergieverbrauchs und rund 36 Prozent der energiebedingten CO2 -Emissionen in Europa entfallen auf den Betrieb von Gebäuden. Der Gesetzgeber hat die Notwendigkeit zum Handeln erkannt. So etabliert die EU-Taxonomie-Verordnung Nachhaltigkeit als wesentliches Investitionskriterium bei der Immobilienfinanzierung. Kapital werden künftig nur diejenigen erhalten, die eine konsequente Strategie für ökologische Nachhaltigkeit nachweisen. Eine große Aufgabe, wenn man bedenkt, dass rund 80 Prozent aller Gebäude, die im Jahr 2050 stehen werden, heute schon gebaut sind.

Die Anforderungen sind in der EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) definiert und auf Bundesebene im Gebäudeenergiegesetz (GEG) verankert. Ab dem Jahr 2045 dürfen Gebäude in Deutschland nur noch mit erneuerbaren Energien beheizt werden. Strenge Anforderungen an die Gebäudeautomation sollen eine effiziente Nutzung dieser Ressourcen gewährleisten. Bis zu 40 % Energieverbrauch, CO2 -Emissionen und Betriebskosten können so eingespart werden.

Quelle: aedifion, eigene Darstellung

Die Energiewende weiterdenken

Doch ist die Dekarbonisierung des Gebäudesektors allein durch den Ausbau erneuerbarer Energien erreicht, frei nach dem Motto "grüner Strom = nachhaltige Immobilie"?

So einfach ist es leider nicht. Denn die Strommengen aus Sonne, Wind & Co. schwanken, je nach Wetterlage und Tageszeit, stärker als konventionell erzeug ter Strom. Gleichzeitig steigt die Nachfrage, zum Beispiel durch den Ausbau der E-Mobilität und die zunehmende Zahl von Wärmepumpen. Fehlt es zusätzlich an leistungsfähiger Infrastruktur, wie derzeit im brandenburgischen Oranienburg, stößt das Stromnetz in Zeiten hoher Nachfrage an seine Kapazitätsgrenzen. Gesellschaftlich und volkswirtschaftlich ein Desaster.

Es ist also klar: Die Energiewende und die Zukunft der klimaneutralen Immobilie müssen weitergedacht werden.

Auf dem Weg zur All Electric Society

Ein vielversprechendes Zukunftsbild zur Bewältigung dieser Aufgabe ist die “All Electric Society”. Sie beschreibt eine Welt, in der regenerativ und CO2 -neutral erzeugter Strom durch die intelligente Vernetzung aller Verbrauchssektoren zur zentralen Energieform der Wirtschaft und des täglichen Lebens wird. Dabei spielt die Kopplung der Verbrauchssektoren und deren digitale Vernetzung eine besondere Rolle.

Hier kommen Gebäude ins Spiel. Durch Demand Side Management können sie schon heute ihren Stromverbrauch flexibel an die Auslastung des Stromnetzes anpassen und sogar aktiv am Energiemarkt teilnehmen, indem sie ihren überschüssigen oder selbst erzeugten Strom gewinnbringend weiter vermarkten. Möglich wird dies durch die Integration von KI-basierten Cloud-Lösungen in die Gebäudeautomation. Sie können Verbrauchsmuster in Echtzeit analysieren und die Anlagensteuerung dynamisch optimieren.

Quelle: Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) des Umweltbundesamtes (https://www.umweltbundesamt.de/ sites/default/files/medien/479/publikationen/2024_uba_hg_erneuerbareenergien_dt.pdf), eigene Darstellung

Die Dringlichkeit des Handelns wird deutlich, wenn man die Folgen des Nichthandelns betrachtet. Geringere Renditen, ausbleibende Mieter, Bußgelder und Wertverluste bis hin zu "Stranded Assets" sind mögliche Szenarien. Alternativ können Eigentümer durch frühzeitiges Handeln Betriebskosten sparen, Wertverluste vermeiden und von besseren Finanzierungskonditionen profitieren. Es gilt also, jetzt zu handeln und die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Gebäude nicht länger Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sind.

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