Seniorenwohnen: Nachfrage trifft auf unzureichendes Angebot

14.11.2023

Autorin

Anna Maria Martin

Anna Maria Martin

Senior Consultant

IMMOTISS care GmbH

Blogbeitrag

Seniorenwohnen in Deutschland: Wachsende Nachfrage trifft auf unzureichendes Angebot

Trotz 550.000 bestehenden Wohneinheiten für Senioren mit ergänzendem Betreuungs- und Serviceangebot, besteht derzeit eine Angebotslücke von rund 200.000 Wohneinheiten.

Es fehlen Pflegeplätze und Wohnangebote für Senioren in Deutschland. Denn legt man eine Gesamtversorgungskennziffer von mindestens 10 Prozent der über 65-Jährigen zugrunde, errechnet sich derzeit ein Versorgungsdefizit von rund 2 Prozent bzw. ein Mangel von rund 350.000 Pflegeplätzen und Wohneinheiten.

Betrachtete man den Bereich des Seniorenwohnens innerhalb der Gesamtversorgung und bemisst das adäquate Angebot mit einer Versorgungsquote von 4 Prozent der über 65-Jährigen, ergibt sich bis zum Jahr 2030 ein Angebotsdefizit von rund 260.000 Wohneinheiten. Die zurzeit im Bau oder in der Planung befindlichen Projektentwicklungen umfassen nur rund 43.000 Wohnungen und werden den zusätzlichen Bedarf nur geringfügig decken können.

Außerdem ist davon auszugehen, dass der Mangel auch in den kommenden Jahren bestehen bleibt und durch gesamtgesellschaftliche Entwicklungen noch verstärkt wird. Insbesondere durch drei Entwicklungstrends:

Trend 1: Senioren werden Deutschland in Zukunft prägen. Bedingt durch die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre wird die Zahl der älteren Menschen in Deutschland bis 2050 von 18,4 auf rund 23 Millionen ansteigen. Im Jahr 2050 wird voraussichtlich fast jeder Dritte über 65 Jahre alt sein, was den Bedarf an Pflege und seniorengerechtem Wohnraum erhöhen wird.

Trend 2: Menschen werden immer älter und pflegebedürftiger. Die steigende Lebenserwartung führt zu einer Alterung der Bevölkerung und einer Zunahme der Pflegebedürftigen. In Deutschland gibt es derzeit etwa 5 Millionen Pflegebedürftige, was einer Verdoppelung in den letzten 10 Jahren entspricht. Bis zum Jahr 2050 wird eine weitere Zunahme um etwa 40 Prozent auf über 7 Millionen Pflegebedürftige prognostiziert, wodurch eine erhebliche Steigerung von Pflege- und Betreuungsleistungen sowohl ambulant als auch stationär erforderlich wird. Gleichzeitig bleiben die Menschen aufgrund einer guten medizinischen Versorgung und eines gesundheitsbewussten Lebensstiles auch im höheren Alter aktiver, sodass sie den Wunsch haben, auch als Senioren einer selbstständigen und aktiven Lebensweise nachzugehen.

Trend 3: Die Politik forciert ambulant vor stationär. Im Rahmen der Pflegestärkungsgesetze hat der Gesetzgeber die ambulante Pflege gestärkt und finanziell attraktiver gestaltet. Dies hat zu einer Entwicklung von Wohn- und Pflegekonzepten geführt, bei denen Senioren in barrierefreien Wohnungen leben und gleichzeitig ergänzende Betreuungs-, Service- und Pflegeleistungen erhalten, die eine Versorgung ähnlich wie in stationären Pflegeeinrichtungen ermöglichen.

Die Kombination dieser Entwicklungen verspricht beträchtliches Wachstumspotenzial für den Markt des Seniorenwohnens in Deutschland. Dies wird nicht zuletzt durch das wachsende Interesse sowohl seitens der Nutzer als auch der Investoren unterstrichen. Die vorteilhaften Rahmenbedingungen begünstigen eine nachhaltige Expansion und machen die Entwicklung weiterer Seniorenwohnangebote notwendig.


Den IMMOTISS-Report „Seniorenwohnen in Deutschland“ finden Sie auch unter: https://immotiss.de/

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