Tokenisierung in der Asset Klasse Real Estate Debt

10.01.2022

Autor

Hanno Kowalski

Hanno Kowalski

Managing Partner

FAP Invest GmbH

Blogbeitrag

Die Finanzwelt sieht sich mit einer revolutionären Entwicklung konfrontiert: Mit der Tokenisierung von Vermögenswerten. Studien des Weltwirtschaftsforums gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2029 etwa 10 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) tokenisiert sein werden. Das wären über 10 Trillionen US-Dollar.

In Deutschland gelten seit Ende 2019 Kryptowerte als offizielles Finanzinstrument mit entsprechender Regulierung. Wer seitdem mit seinem Geschäftsmodell auf digitale Vermögenswerte wie etwa Bitcoin setzt, braucht dafür eine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Anfang dieses Jahres wurde das Gesetzes zur Einführung von elektronischen Wertpapieren (eWpG) verabschiedet. Damit ist der Weg frei für den digitalen Handel mit Kryptowertpapieren.

Die Blockchain-Technologie ermöglicht den Handel mit digitalen Vermögenswerten. Bitcoin ist dabei nur ein Anwendungsfall der Blockchain-Technologie. Denn theoretisch kann man alles tokenisieren, sprich als digitales Anlageprodukt abbilden, ganz egal ob materielle oder immaterielle Güter wie Staatsanleihen, Immobilien oder Lizenzrechte.

Was ist Tokenisierung?

Tokenisierung ist die Zerstückelung einer Einheit in Einzelteile. Die einzelnen Stücke nennt man Token. Jedes Teil, jeder Vermögenswert, hat einen fest zugeordneten Wert sowie Rechte und Pflichten und ist damit handelbar (Asset Token). Anstatt einer Urkunde „verbrieft“ ein digitaler Token die jeweiligen Besitzverhältnisse. Daneben gibt es Debt Token (Forderungsrechte) und Equity Token (Beteiligungsrechte).

Eine Studie der Hamburg Commercial Bank AG (HCOB) und des Frankfurt School Blockchain Center (FSBC) sagt ganz klar: Die Tokenisierung von Immobilien auf Blockchain-Basis hat das Potenzial, den konservativen Immobilienmarkt zu revolutionieren. Mit dem Modell des digitalen Eigentums wird das Finanzsystem in jedem Fall effizienter, zugänglicher und noch globaler:

  • Digitale Vermögenswerte machen den komplexen Weg über Banken, Börsen und Vermittler überflüssig. Die Abwicklung von Transaktionen wird deutlich günstiger und schneller.
  • Die Technologie garantiert eine transparente Übermittlung von Geldmitteln in Sekundenschnelle.
  • Tokenisierung kann Marktmanipulationen erheblich reduzieren, da jede Transaktion transparent, redundant, unveränderlich, und nachvollziehbar für alle Beteiligten aufgezeichnet wird.

Wie sich der Markt entwickelt

Aktuell konzentriert sich die Tokenisierung insbesondere auf standardisierte Emissionsprodukte, wie klassisches Eigenkapital in Form von Aktien oder Schuldscheindarlehen. Doch die Tokenisierung von illiquiden und nicht handelbaren Vermögenswerten wie Immobilien nimmt rasant an Fahrt auf. Die USA verzeichnet bereits tokenisierte Deals mit einem Transaktionsvolumen von mehr als 30 Millionen US-Dollar.

Mittel- bis langfristig wird Tokenisierung aber auch bei uns eine große Bandbreite an Use Cases aufweisen – dazu gehören dann sicherlich auch Projektfinanzierungen, die aktuell nur in großen Tranchen vollzogen werden. Um die Tokenisierung voranzutreiben muss es zunächst aber eine Weiterentwicklung des rechtlichen Rahmens geben: Eine „Blockchainisierung“ der Volkswirtschaft ist notwendig.

Noch überwiegen die Bedenken von institutionellen Investoren bei Investitionen in digitale Assets. Noch möchte keiner der Etablierten der Erste sein, der beispielsweise in der Asset Klasse Real Estate Debt ein Projektentwicklungs-Darlehen mit marktüblichem Volumen verbrieft und den aufwendigen „Proof of Concept“ erbringt. Doch die Entwicklungen sind rasant. Gerade Tech-Unternehmen versuchen, erste Projekte umzusetzen. Aber auch sie scheitern oft an den vielen regulatorischen Themen.

Doch wer zu lange wartet, verfügt nicht über das nötige Know-how, wenn der unvermeidbare Umbruch im Finanzierungsmarkt beginnt. Dieser könnte wie so oft aus dem Ausland kommen und einige Marktteilnehmer in seiner Wirkung überraschen. Es gilt sich also auseinanderzusetzen mit dem Thema Digital Assets.

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