Immobilienbranche: Ein Jahrzehnt Transformation
Autor
Stefan Stute MRICS
Blogbeitrag
Der Immobilienbranche steht ein Jahrzehnt der Transformation bevor
Der Trend zu nachhaltigen Investments führt die Immobilienbranche in eine Dekade der Transformation. Damit der notwendige Dekarbonisierungspfad nicht zu einem Holzweg wird, sind geeignete Strategien gefragt. Mehr denn je ist eine genaue Analyse und Abwägung der Handlungsoptionen notwendig.
Es gilt, eine halbe Billion Euro nicht zu verlieren und den Wohlstand der Beitragszahler zu sichern. Denn deutsche institutionelle Investoren, von Lebensversicherungen bis zu Pensionskassen, verfügen über umfangreiche Vermögenswerte, die Bestandsgebäuden stecken. Damit diese Immobilienwerte auch für die Zukunft Bestand haben, muss die Immobilienbranche die Nachhaltigkeitswende meistern. Die kommenden zehn Jahre werden spannend, denn neben Gewinner:innen wird es zwangsläufig auch Verlierer:innen geben.
Das Gebot der Stunde: Dekarbonisierung im Betrieb
Das erzeugt bei den Investoren einen gewaltigen Handlungsdruck. Leider sind die meisten von einer durchdachten Strategie noch weit entfernt, viel öfter ist Aktionismus zu erkennen. Kein Wunder, denn oft stellt schon die systematische Erhebung der Verbrauchsdaten eine große Herausforderung dar. Aber ohne die Kenntnis des Energieverbrauchs sowie der Ableitung belastbarer CO2-Emissionen ist das Gebot der Stunde nicht zu leisten: die Dekarbonisierung im Betrieb.
Zuviel Orientierung führt zu Verwirrung
Bis zur Entwicklung praxistauglicher Strategien wird es noch dauern. Die mangelnde Orientierung erklärt sich teilweise auch durch die Menge an Initiativen, die aktuell im Thema „Nachhaltigkeit“ eigentlich Orientierung anbieten. Sechs Initiativen stechen hervor, die jeweils Tausende von Mitglieder:innen mit Milliarden Kapital angezogen haben. Die älteste ist das 2009 gegründete Global Impact Investing Network (GIIN) mit über 1.700 Firmen und rund 700 Billionen Dollar und die jüngste die Net Zero Asset Owner Alliance (NZAOA). Seit 2020 vereint sie 74 institutionelle Anleger:innen aus der EU, die zusammen 10,6 Billionen Dollar darstellen. Bis 2050 wollen sie ihre Portfolios auf Netto-Null-THG-Emissionen umstellen.
Allgemein lassen sich die Initiativen grob in zwei Kategorien unterteilen: Die einen legen den Fokus auf die Ziele, die anderen auf das Reporting. Je jünger die Initiativen, desto ehrgeiziger sind meistens ihre Ziele. Ein Zeichen dafür, dass sich die Kriterien in den kommenden Jahren verschärfen könnten. Anders gesagt: Die Dekarbonisierungskurve könnte noch steiler werden, sollte sich der Druck erhöhen, die Pariser Klimaziele tatsächlich zu erreichen. In allen Fällen ist eins klar: Es wird wohl nicht möglich sein, jedes Objekt in die Nachhaltigkeit zu führen.
ESG-Ratings müssen eine Vergleichbarkeit bieten
Im Bereich der ESG-Ratings ist es einfacher, eine Auswahl zu treffen, denn ein praxistaugliches Rating muss eine Vergleichbarkeit bieten. Erstens, um die Fortschritte von Jahr zu Jahr zu belegen, aber auch einen Peergroup Vergleich zu anderen Objekten oder Portfolien zu gewährleiten. In Deutschland hat sich ECORE Initiative positioniert, im internationalen Raum ist aktuell GRESB der Standard. Eine europäische Initiative, die z. B. bei INREV angehängt sein könnte, wäre hier wünschenswert. Die Zeit wird zeigen, welches System sich durchsetzen wird.
Die nächsten zehn Jahre erfordern also ein neues Denken, um ein geeignetes Handeln zu entwickeln. Vor der Wende zur Nachhaltigkeit reichte es, Risiko und Rendite im Blick zu haben. Heute müssen Investments zusätzlich einen ökologischen Mehrwert bieten.
weitere Informationen
Werden Sie FondsNews-Leser!
Fachartikel, Informationen und Nachrichten der institutionellen Immobilienwirtschaft.