Alles im grünen Bereich?

08.08.2022

Autor

Gesa Rohwedder

Gesa Rohwedder

Head of Hospitality Europe

Drees & Sommer SE

Blogbeitrag

Alles im grünen Bereich?

Im Zusammenhang mit nachhaltigen Hotelinvestments taucht immer häufiger die Abkürzung ESG auf. Investoren und Eigentümer stehen vor der Frage, welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen langfristig die Rendite und Wertstabilität ihrer Immobilien sichern.

Bereits heute verzeichnen Immobilien, die Green Building Zertifikate vorweisen können, eine höhere, bzw. bevorzugte Nachfrage am Markt, so auch Hotelimmobilien. Das gilt umso mehr vor dem Hintergrund der gesetzlichen ESG-Regelungen, die sich zukünftig weiter verschärfen werden. Immobilien nehmen beim Klima- und Umweltschutz eine Schlüsselrolle ein, schließlich sind Gebäude laut Umweltbundesamt für etwa 35 Prozent des Energieverbrauchs hierzulande verantwortlich und verursachen rund 30 Prozent des Kohlenstoffdioxidausstoßes. Damit rücken Aspekte wie die Energieeffizienz oder die Wiederverwendbarkeit der Baumaterialien in den Fokus.

Richtige Strategie entscheidend

Wie lässt sich aber feststellen, ob ein Hotelgebäude und der Betrieb wirklich „grün“ sind? Noch gibt es kaum einheitliche Richtlinien oder verbindliche Standards. Vielmehr machen ein wahrer Zertifizierungsdschungel und die sich stetig weiterentwickelnden ESG-Kriterien schwer, sich zu orientieren. Im ersten Schritt ist es für Eigentümer und Betreiber wichtig, den baulichen und technischen Status quo der Hotels sowie die betrieblichen Parameter, wie etwa Energieverbräuche, auf den Prüfstand zu stellen. Dabei können sogenannte ESG-Screenings helfen, die verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit zu bewerten und Potenziale aufzuzeigen. Denn auch wenn Reisende oftmals noch nicht bereit sind, mehr Geld für nachhaltige Hotels auszugeben: Der Druck auf den Wettbewerb am Hotelmarkt wächst. Immer mehr Unternehmen berücksichtigen den CO2-Fußabdruck bei Reiseplanungen. Rahmenverträge werden daher künftig bevorzugt mit den Hotels geschlossen, die einen positiven Impact vorweisen können. So werden „Green Lease-Klauseln“ zukünftig zum Standard bei Pachtverträgen zwischen Eigentümern und Hotelbetreibern und die Transparenz von Daten, z. B. Verbrauchsdaten, eine essentielle Grundlage des Miteinanders.

Abschied von der ökologischen Einbahnstraße

Wer den ökologischen Fußabdruck seiner Immobilie minimieren will, muss umdenken – das gilt auch für das Bauen selbst: Jährlich verschwinden Milliarden Tonnen von Kalk, Kies, Sand und Stahl in Gebäuden. Bei Abriss werden große Teile davon zu Abfall. Dabei ließe sich das gigantische Rohstofflager, das in Gebäuden schlummert, durch ein Umdenken vom linearen Effizienzpfad hin zu einer Circular Economy heben. Cradle to Cradle heißt dieses Designprinzip, das darauf abzielt, Materialien bei Umbau oder Abriss in ursprünglicher Form wiederverwenden zu können. Derzeit gibt es schon tausende zertifizierte Cradle to Cradle-Produkte – darunter Bodenbeläge, Fassadensysteme und Möbel, die komplett schadstofffrei, gesundheitlich unbedenklich und emissionsarm sind. So bleiben Produkte auch dann werthaltig, wenn sie irgendwann das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht haben und – dank exakter Dokumentation im digitalen Gebäudezwilling– einfach wieder zerlegt werden können. Nach internen Berechnungen kann das Bauen nach dem Circular Economy-Prinzip eine Wertsteigerung von bis zu zehn Prozent in Relation zu konventionellen Gebäuden ermöglichen.

Auch, wenn verbindliche ESG-Kriterien noch fehlen: Das Regelwerk wird sich mit den Lehren des Marktes schnell weiterentwickeln. Fest steht: Damit Immobilien, so auch Hotels, nicht zu Stranded Assets werden, ist die ESG-Performance entscheidend.

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