Immobilienfonds als Energieerzeuger: Eine neue Ära

11/24/2023

Autor

Maik Sinagowitz

Maik Sinagowitz

Senior Manager
Strategy and Transactions

Ernst & Young

Blogbeitrag

Immobilienfonds als Energieerzeuger: Eine neue Ära im Investmentbereich

In ihrer Rolle als Immobilienverwalter hatten Immobilienfonds bisher nur eingeschränkte Möglichkeiten, unternehmerisch tätig zu sein. Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz und dem Wachstumschancengesetz hat der Gesetzgeber reagiert und den Weg geebnet, damit auch Immobilienfonds ihren Beitrag zur Energiewende leisten und selbst davon profitieren können.

Die Immobilienbranche durchlebt derzeit eine Krise, geprägt von knappen Baustoffen, steigenden Finanzierungszinsen und zahlreichen Insolvenzen. In diesem Kontext werden neue Geschäftsmodelle, wie die Nutzung von Immobilien für Photovoltaik und gegebenenfalls die Lieferung des Stroms an die Mieter, besonders attraktiv. Immobilienfonds besitzen in Deutschland Gebäude mit Millionen Quadratmetern Nutzfläche, die sich für Photovoltaik-Anlagen eignen. Die Nutzung dieser Flächen für die Stromerzeugung kann zusätzliche Einnahmen generieren und die Nach haltigkeitsbewertung des Immo bilienfonds verbessern. Positive ESG-Rating-Bewertungen werden für Immobilienfonds zunehmend wichtiger. Um weiterhin am Markt attraktiv zu bleiben sind gute ESG-Ratings zwingend notwendig, denn Anleger möchten vermehrt in grüne Investments investieren. Insbesondere institutionelle Anleger priorisieren oft derartige Investitionen.

Um das Potenzial zu heben, gilt es, die regulatorischen Hürden zu überwinden: Das deutsche Investmentrecht ist stark reguliert und Immobilienfonds stehen häufig vor der Frage, ob sie Photovoltaik- Anlagen überhaupt erwerben und betreiben dürfen.

Als weitere große Hürde stellt sich das Investmentsteuerrecht dar. Immobilienfonds sind komplex und unterliegen einer umfangreichen Regulierung. Ein Problem entsteht, wenn Immobilienfonds eine bestimmte Grenze an Einnahmen aus aktiver unternehmerischer Betätigung überschreiten. Dies würde dazu führen, dass alle stillen Reserven eines Immobilienfonds aufgedeckt und besteuert werden müssen. Hohe finanzielle Schäden für die Anleger wären die Folge.

Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass Immobilienfonds in der Stromerzeugung durchaus erfolgreich sein können. Innerhalb des Portfolios des Immobilienfonds bietet die Vermarktung von Dachflächen an Partner oder dem Immobilienfonds zugehörige Unternehmen eine Möglichkeit, risikoarme Erträge zu generieren. Dies kann nicht nur dem Immobilienfonds selbst, sondern auch seinen Partnern zusätzliche Chancen eröffnen. Die Stromerzeugung und -vermarktung durch den Immobilienfonds direkt bietet den Vorteil, dass Kleinanlagen mit bis zu zwei Megawatt Nennleistung, welche den Strom direkt an die Mieter liefern und verkaufen, von der Stromsteuer und Netzentgelten befreit sind.

Dies bietet Immobilienfonds einen Vorteil gegenüber herkömmlichen regionalen Energieversorgern und für diese zu Wettbewerbsnachteilen und Kundenverlusten führen würde. Diese müssten jedoch nicht leer ausgehen, denn Immobilienfonds brauchen regionale und zuverlässige Kooperationspartner, die die Anlagen verwalten und instand halten.

Es ist festzuhalten, dass der Eintritt der Immobilienfonds in die Energieerzeugung als durchaus positiv betrachtet werden kann. Um die Energiewende in Deutschland zu stemmen, bedarf es neben den klassischen Energieversorgern weitere Ressourcen. Dies könnten die Immobilienfonds und Immobilienunternehmen, mit den Ihnen zu Verfügung stehenden Mitteln durchaus leisten, zudem locken attraktive Zusatzeinnahmen. Es wäre also eine Win-Win Situation für die Immobilienfonds, die Energiewende & die Anleger.


Bildquelle Header: AdobeStock_4135763

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