Stromeigenerzeugung als Säule der Dekarbonisierung

06/29/2023

Autor

Maik Sinagowitz

Maik Sinagowitz

Senior Manager im Geschäftsbereich Strategy and Transactions

Ernst & Young

Blogbeitrag

Stromeigenerzeugung als Säule der Dekarbonisierung

Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken und haben auch in der gesamten Wirtschaft längst Einzug gehalten. Ein Unternehmen nach dem anderen formuliert Ziele für seine Dekarbonisierung und verpackt diese in einer entsprechenden Strategie. Auch in der Finanz- und Immobilienwirtschaft werden Nachhaltigkeitsthemen, nicht erst seit dem Inkrafttreten der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), immer relevanter. Doch was bringt das ambitionierteste Ziel, wenn die Umsetzung lahmt? Wie kann sichergestellt werden, dass die Vorhaben aus der Strategie auch erfolgreich in das Tagesgeschäft integriert werden?

Um die gesetzten Ziele zu erreichen, muss die Strategie in konkrete Maßnahmen übersetzt werden. Auf den Gebäudesektor bezogen bedeutet das: Unternehmen sollten sich vor allem ihre Handlungsoptionen in den Bereichen der Energieversorgung, Gebäudetechnik und Gebäudehülle anschauen. Dabei gilt es, Gebäudetechnik und Gebäudehülle im Einklang zu betrachten und bei Neubauten sowie Renovierungsarbeiten hinsichtlich des Klimaschutzes zu optimieren.

Die verbesserte Gebäudehülle sowie eine moderne Gebäudetechnik wirken sich positiv auf den Energieverbrauch aus. Unter Nachhaltigkeitsaspekten steht dem allerdings die Energiebeschaffung gegenüber, welche bei Netzbezug oft mit hohen CO2-Emissionen verbunden ist. Für eine nachhaltigere Ausrichtung bieten sich die Stromeigenerzeugung sowie ein Bezug von grünem Strom mit PPAs – sogenannten Power Purchasing Agreements – an. Besonders die Eigenerzeugung von Strom durch Photovoltaik-Anlagen wird spätestens mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz der Bundesregierung an neuer Dynamik gewinnen. Durch das Gesetz, welches voraussichtlich im Herbst 2023 verabschiedet wird, soll es auch für Immobilienfonds einfach werden, PV-Anlagen auf den eigenen Immobilien zu errichten und zu betreiben.

Durch die Eigenerzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien kann die Dekarbonisierung einer Immobilie stark vorangetrieben werden. Die Installation einer PV-Anlage in Kombination mit einem Batteriesystem ist dabei eine valide Option. Aufgrund der unterschiedlichen lokalen Begebenheiten der Immobilien, unter anderem bezüglich Standort, Dachfläche und Dachneigung, Mieterstruktur, Verbrauchsverhalten, variieren Komplexität und Machbarkeit jedoch stark.

Daher sollten zunächst mit einer initialen Analyse des Gebäudeportfolios die vorhandenen Potenziale für die Eigenerzeugung von Strom und die Belieferung der Mieter abgeschätzt werden. Unter Betrachtung des historischen Stromverbrauchs der Mieter sollte anschließend ein Abgleich von Erzeugungspotential und Verbrauch erfolgen, um ein Nutzungsmodell zu erstellen. Ist der Verbrauch größer als das Potenzial, kann beispielsweise der Abschluss von PPAs sinnvoll sein, um die durchgängige Verfügbarkeit von grünem Strom zu gewährleisten. Bei einem Potenzialüberschuss wiederum kann Strom in das Netz eingespeist und anderweitig verbraucht oder verkauft werden.

PV-Anlagen bieten jedoch auch einen zusätzlichen Nutzen für die Mieter. Obwohl diese über ihre Stromlieferverträge individuell entscheiden können, bietet eine Nutzung des direkt vor Ort produzierten Stroms, unter anderem für die Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit, erhebliche Vorteile. Außerdem hilft der Bezug von erneuerbaren Energien den Mietern dabei, die eigenen energiebedingten Emissionen zu verringern, und wirkt sich somit positiv in der Dekarbonisierung aus.

Neben der nachhaltigeren Ausrichtung des eigenen Portfolios kann für Immobilienfonds durch den Verkauf des produzierten Stroms eine zusätzliche Einnahmequelle entstehen. Es lohnt daher – trotz initial hoher Finanzierungskosten – Immobilien mit einer eigenen PV-Anlage auszustatten.

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