Zwischen Regulierung und ESG-Vorreiterrolle
Autor
Hendrik Aholt
Blogbeitrag
Wie Immobilien Investment Manager das Fundament für eine erfolgreiche ESG- Transformation entwickeln können
Die Zeit zu handeln ist jetzt
Immobilienfonds mit ESG-Fokus gewinnen verstärkt an Relevanz. Neben wandelnden Anforderungen der Investoren gehören zu den wesentlichen Treibern auch die neuen Offenlegungspflichten gemäß Offenlegungs- und Taxonomie-Verordnung. Immobilien Investment Manager verspüren einen immer größeren Druck auf diesen Zug aufzuspringen, verlieren im regulatorischen Dschungel aber häufig die strategische Orientierung. Während einige Marktteilnehmer es geschafft haben, sich erfolgreich als nachhaltige Manager zu positionieren, sind andere primär damit beschäftigt durch das Verstehen und Abarbeiten der externen Anforderungen ihre regulatorische Konformität sicherzustellen.
Bestimmung des individuellen ESG-Ambitionslevels
Die erfolgreiche Positionierung im ESG-Umfeld erfordert weit mehr als die rein regulatorische Perspektive. Benötigt wird vielmehr ein klares, langfristiges Konzept unter Berücksichtigung aller Unternehmensdimensionen und eine klare Strategie inwiefern und in welchem Ausmaß ESG-Kriterien entlang der Produkte, Assets sowie auf Unternehmensebene integriert werden sollen (ESG-Ambitionslevel).
Das Ambitionslevel kann vereinfacht in drei Gruppen unterteilt werden:
- Der „Complier“, der ausschließlich die gesetzlichen ESG-Mindestanforderungen berücksichtigen möchte.
- Der „Adopter“, der sich markt- und branchenkonform positionieren möchte.
- Der „Pionier“, der im Bereich ESG eine Vorreiterrolle einnehmen möchte.
Definition und Operationalisierung einer ESG-Strategie
Wir empfehlen die Ableitung der ESG-Strategie auf Basis des festgelegten Ambitionslevels. Hierzu gehört neben der visionären Komponente auch die Definition konkreter Maßnahmen zur Operationalisierung der Strategie inklusive Umsetzungs- und Verantwortlichkeitsplanung sowie ein Steuerungsmodell, das die Erfolgsmessung während und nach der Umsetzung ermöglicht. Wichtig ist zudem, dass das Ambitionslevel nicht „schwarz/weiß“ auf das Gesamtunternehmen und seine Produkte angesetzt werden muss. Vielmehr kann ein differenzierter Fokus gelegt werden und z.B. eine Pionier-Rolle im „S“-Bereich auf Unternehmensebene und ausgewählte Produkte gelegt werden, während für das „E“, das „G“ und die anderen Produkte eher der Pfad eines „Adopters“ eingeschlagen wird.
Der Start einer erfolgreichen ESG-Transformation
Den Startpunkt einer erfolgreichen ESG-Transformation bildet typischerweise eine Ist- Aufnahme, die im Rahmen von Kurzinterviews bzw. der Sichtung existierender Unterlagen (z.B. Unternehmensstrategie oder bestehende ESG-Policies) erfolgen kann. Dies wird gefolgt von einer Selbsteinschätzung zur Erfassung der ESG-Ziele und Vision verschiedenster Schlüsselpersonen eines Unternehmens. Daraus ergibt sich eine erste Indikation für das individuelle ESG-Ambitionslevel bzw. wird aufgezeigt, an welchen Stellen die Meinung innerhalb der Organisation divergiert. Es bietet sich an, diese Ergebnisse schließlich im Rahmen eines ESG-Strategieworkshops mit allen relevanten Entscheidern zu diskutieren. Sie ermöglichen die Bestimmung strategischer Leitplanken und bilden damit die Überleitung zur Definition eines Maßnahmenkatalogs.
Daneben greifen wir im Zuge eines solchen Workshops auf unser eigens definiertes „ESG- Toolkit“ zurück, welches speziell zur Ableitung von ESG-Handlungsmaßnahmen entwickelt wurde. Mithilfe von mehr als 30 Kategorien über Unternehmens-, Produkt-, Asset- und Datenebene hinweg bietet es eine Orientierungshilfe für Immobilien Investment Manager entlang der drei Gruppen: Complier, Adopter und Pionier.
ESG-Ambitionslevel inkl. verpflichtender und freiwilliger Maßnahmen auf Unternehmens-, Produkt- und Datenebene (nicht abschließende Aufzählung von Beispielen)
Werden die Ergebnisse aus einem solchen Kurzprojekt auf eine sinnvolle Zeitschiene gelegt und mit Verantwortlichkeiten sowie Steuerungsmaßnahmen hinterlegt, haben Immobilien Investment Manager bereits ein solides Fundament für die Zukunft ihrer Organisation gelegt. Die weitere Herausforderung liegt dann „nur noch“ in der Umsetzung…