Büroflächen der Zukunft für die Arbeit der Zukunft

09/14/2023

Autor

Prof. Dr. Thomas Beyerle

Prof. Dr. Thomas Beyerle

Head of Group Research

Catella Real Estate AG

Blogbeitrag

„Büroflächen der Zukunft für die Arbeit der Zukunft“

Auch wenn es keiner bisher laut sagen möchte: die Verzweiflung in den Führungsetagen ist zunehmend spürbar. Belegungsquoten von 60 % werden schon als Erfolg bezeichnet. Flächeneffizienz sieht sicher anders aus. Die Rede ist von den Konsequenzen des größten globalen Feldversuchs der Menschheit als taktische Maßnahme infolge der Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 – dem Arbeiten von zuhause. Zwar ging es in dem bisherigen „für“ und „wider“ immer um die Bürobeschäftigten und ihre Anwesenheit, doch langsam geraten auch die Büroflächen selbst, bzw. die sichtbaren Leerstände in den Fokus der Wirtschaftlichkeit. Die prinzipielle Frage lautet deshalb mit dem drohenden Ende des jeweiligen Mietvertrags bzw. Prolongation: welches Büroflächenvolumen benötigen wir demnächst?

Keine klare Struktur erkennbar

Die Postpandemie-Phase geht nunmehr ins zweite Jahr – auch in den deutschen Bürolandschaften. Dabei oszillieren die Aussagen und Erfahrungswerte zwischen „keine Auswirkungen“, „Konnektivität und Kommunikation ist entscheidend“ bis hin zu „hybrid ist weiter auf dem Vormarsch“. In der Kurzfassung lautet die Umschreibung: Es wird kein Zurück mehr geben zur Montag-Freitag-Routine. Natürlich ist dieses Postulat immer abzugleichen mit den branchenspezifischen Belangen, eine Kommunikationsagentur hat sicher einen anderen zeitlichen Wirkungsgrad auf der Fläche als eine Anwaltskanzlei. Doch stimmt das wirklich? Haben denn nicht gerade die letzten beiden Jahre gezeigt, dass alles möglich ist?

Man sollte dabei aber auch bedenken, dass das vielzitierte „Homeoffice“ für die allermeisten zwar eine kurzfristige Möglichkeit dargestellt hat, den Arbeitstag neu zu organisieren, doch nur die wenigsten können dies „zu Hause“ auch wirklich umsetzen. Einfacher formuliert: Wenn nur rund 15 % der deutschen Haushalte über ein eigenes Arbeitszimmer verfügen, stellt sich die Frage nach der langfristigen operativen Umsetzung nicht wirklich. Doch wie bekommt man den Geist der Homeoffice Freiheit wieder in die Flasche?

Umfragen als Spiegelbild des Zeitgeists

Die Ergebnisse verschiedener Umfragen in den Jahren 2020, 2022 und 2023 bei Immobilieninvestoren, zeigen deutlich, dass sich nach zwei Jahren der Pandemie das Arbeiten im Homeoffice nachhaltig etabliert hat und in Zukunft wohl auch weiter zum festen Bestandteil der Büroarbeitswelt gehören wird. Auf der anderen Seite bleibt die Relevanz des klassischen Büros auch weiterhin bestehen, wenn auch die Anforderungen an die Fläche in einem Transformationsprozess sind – mehr in Richtung Qualität an zentralen Standorten.

Helfen nur noch überzeugende Argumente?

Unternehmen stehen aktuell vor dem Dilemma den Dreiklang zwischen Mitarbeiterzufriedenheit, Qualität der Büroflächen und Kosten derselbigen in Einklang zu bringen. Nähert man sich rational der Problemstellung, fällt das Ergebnis klar aus: bei der Durchsetzung des Homeoffice Gedankens reagieren Unternehmen entweder durch Reduktion der Büroflächen pro Kopf, dafür hoffentlich qualitativ hochwertiger oder es drohen in letzter Konsequenz Zwangsmaßnahmen, um alle wieder zurückzuholen. Ein hartes Wort, doch ein Blick in die angelsächsischen Länder, gerade bei den globalen Tech-Unternehmen und Investmentbanken verdeutlicht, dass der Druck massiv zunimmt. Anwesenheit wird – wieder – eine Variable der Leistungserstellung im Büro. Das vielzitierte „Bier nach vier“ hat gezeigt, dass es mit der Freiwilligkeit und dem Nudgen offensichtlich nicht gelungen ist. Man sollte auch in Deutschland erwarten, dass das Imperium zurückschlägt und das „Zurück ins Büro“ anordnet. Die angespannte konjunkturelle Lage mag hier ihr übriges tun. Ok, ein Tag in der Woche wird weiterhin drin sein, denn der Geist ist aus der Flasche.

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