CO2-Erfassung im Gebäudebestand

08/05/2021

Autor

Karsten Jungk

Karsten Jungk

Geschäftsführer und Partner

Wüest Partner

Blogbeitrag

CO2-Erfassung im Gebäudebestand

Mit der Verschärfung des Klimaschutzgesetz 2021 durch das Bundeskabinett soll die Klimaneutralität bereits 2045 erreicht werden. Dafür müssen die bisher bis 2050 getroffenen Maßnahmen deutlich verschärft werden. Laut der Studie „Klimaneutrales Deutschland“ im Auftrag der Agora Energiewende ist bei Neubauten kurz- bis mittelfristig ein vollständiger Verzicht auf fossile Brennstoffe und ein massiv verstärkter Einsatz von Wärmepumpen, optimalerweise in Ergänzung mit Photovoltaik für die Stromversorgung, notwendig. Auch eine signifikante Erhöhung der Sanierungsrate ist dringend erforderlich: 90 Prozent der Gebäude müssten bis 2050 neu gebaut oder saniert worden sein.

Wo stehen meine Objekte heute?

In der sektoralen Betrachtung des CO2-Ausstoßes wird für die Immobilienwirtschaft nur der laufende Verbrauch aus Heizung, Kühlung und Betrieb erfasst. Mit Blick auf die einzelne Immobilie ist bereits die Festlegung des Startpunktes für die Absenkung des CO2-Austoßes eine Herausforderung für Investoren und Asset Manager. Noch gibt es kein flächendeckendes Smart Metering. Auch der Datenschutz verhindert (noch) eine umfassende Verbrauchsdatenerfassung. Unabhängig vom Gebäude ist das Mieterverhalten ein wesentlicher Faktor bei der Reduktion von Energieverbrauch, aber durch den Vermieter nicht direkt beeinflussbar. Die Ermittlung von bauphysikalischen Parametern auf Basis der Bauelemente und Gebäudestruktur ermöglicht auch ohne Messdaten die überschlägige Ermittlung des CO2-Verbauchs. Sie ist notwendig, um konkrete Maßnahmen zur CO2-Absenkung abzuleiten und zu bepreisen. Darüber hinaus sollten auch die „graue Energie“ (beim Bau der Gebäude) und die Fernwärme-Bilanz mit einbezogen werden.

CO2-Bestimmung ohne Messdaten

Liegen keine Verbrauchsmessdaten von Objekten vor, gibt es die folgende Möglichkeit der Bestimmung des CO2-Austoßes:

Basierend auf Verbrauchsdaten von rund 60.000 Gebäuden aller Nutzungsarten wurde im Rahmen einer Untersuchung für das Schweizerische Bundesamt für Umwelt von Wüest Partner ein CO2-Rechner entwickelt und im Folgenden auf die spezifischen rechtlichen und tatsächlichen Rahmenbedingungen in Deutschland angepasst. Dieser ermittelt die CO2-Werte anhand folgender Input-Parameter: genauer geografischer Standort, Klimastation, Nutzung, Energiebezugsfläche, Anzahl der beheizten Geschosse, Baujahr, Energieträger (Öl, Gas, Fernwärme etc.), Art, Qualität und Sanierungstand der wesentlichen Bauelemente (Fassade, Fenster, Dach, Keller). Wenn vorhanden, kann optional der Energieverbrauch der zurückliegenden Jahre mit einfließen.

Da der Standort nicht veränderbar ist und die Nutzung und Ausmaße des Gebäudes sich nicht auf den spezifischen Energieverbrauch pro Quadratmeter Nutzfläche auswirken, kann nur über die Verbesserung/ Erneuerung von einzelnen Bauteilen eine signifikante Energieeinsparung erreicht werden. Insofern ist die Erfassung der Bauteile und ihrer Optimierungsfähigkeit die Grundlage für die Ermittlung der Absenkpotenziale. Messdaten allein reichen hierfür nicht.

CO2-Absenkpfad

Im Ergebnis der Berechnung kann auf Basis der Optimierung der einzelnen Bauteile ein CO2-Absenkpfad für einzelne Gebäude oder ganze Portfolios festgelegt werden. Mit überschaubarem Aufwand werden objektgenau energetisch und wirtschaftlich optimale Maßnahmen für die Reduktion des CO2-Ausstoßes ermittelt. Danach folgt die Einordnung der Immobilien in das Portfolio und den Dekarbonisierungspfad. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur Erreichung der Klimaziele bei, sondern sichern auch die zukünftige Nutzbarkeit und vermeiden „Stranded Assets“.

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