Corona + Ukraine-Krise + Klimawandel = ?

12/01/2022

Autor

Edith Gerhardt

Blogbeitrag

Corona + Ukraine-Krise + Klimawandel = positiver Treiber für die Ferienhotellerie im deutschen Inland und angrenzenden Ausland?

Können drei negative Ereignisse in Summe eine positive Wirkung entfalten? So oder so ähnlich lau­tet so manche Mathematikaufgabe beim Rechnen mit negativen Zahlen in der fünften Klasse. Für die Hotel- und Tourismusbranche in Deutschland kann man in der Tat von einer korrekten Gleichung sprechen. Denn die Übernachtungszahlen inländischer Gäste befinden sich wieder auf Vorkrisenniveau, Vertrauen und Nachhaltigkeit finden gerade auch durch die Ukraine-Krise immer stärkere Beachtung und langfristig verändern sich die klimatischen Bedingungen zu Gunsten von deutschen Urlaubsregionen. Hotelstandorte im deutschen Inland und angrenzenden Ausland können in der Folge in den nächsten Jahren deutlich an Attraktivität gewinnen. Sowohl für Betreiber, aber vor allem auch Immobili­eninvestoren sind entsprechende Ferienhotels da­her eine interessante und attraktive Asset-Klasse.

Es liegt auf der Hand, dass die pandemiebedingten Einschränkungen v.a. durch die Beherbergungsverbote von Privatreisenden zu einem deutlichen Einschnitt für alle Hotelbetreiber, ganz gleich, ob im In- oder Ausland, geführt haben. Wie das statistische Bundesamt im August berichtete, konnte für den Juni 2022 ein Zuwachs um 60,5 % zu 2021 erzielt werden – zu 2019 lediglich noch ein Minus von rd. 3 %. Damit haben sich die Übernachtungszahlen seit Jahresbeginn konsequent dem Vorkrisenniveau angenähert. In Bezug auf inländische Gäste konnte diese Entwicklung im Juni sogar übertroffen werden, d.h. das Vorkrisenniveau wurde bereits wieder überschritten. Eine deutliche und eindrucksvolle Kehrtwende, die den grundsätzlichen Trend der Konsumenten hin zu immateriellem Konsum wie Urlauben und Erlebnissen stützt.

Wie die Einschätzung des Zukunftsinstituts belegt, erfährt diese Entwicklung gerade auch durch die Ukraine-Krise, aber natürlich auch den Megatrend der Nachhaltigkeit ­einen weiteren Schub. Denn dies führt zu einer bewussteren Selektion der Reiseziele, verbunden mit einem gesteigerten Vertrauensanspruch. Faktisches und emotionales Sicherheitsempfinden sprechen für viele Touristen daher für inländische oder regional angrenzende Reiseziele. Die Aufgabe der Ferienhotellerie muss es sein, dieses Gefühl glaubhaft zu vermitteln und entsprechende Bindungen aufzubauen – ganz das Gegenteil also zum bestehenden Massentourismus. Gewinnen können wird durch diesen grundlegenden Trend, wer nach Aussage des Zukunftsinstituts in der Lage ist „Reisenden Angebote zu unterbreiten, die ihnen sowohl Sicherheit als auch – und vor allem – Resonanz- und Transformationserlebnisse ermöglichen, orientiert an neo-ökologischen und gemeinschaftlichen Werten.“ D.h. kurz gesagt: „Statt stumpfer Wiederholung von Strand und Büffet werden andere Qualitäten gesucht, die nachhaltige Eindrücke hinterlassen.“ Dafür braucht es die entsprechenden Konzepte zum Kunden sowie ganz wesentlich auch zur Gewinnung und Bindung guter Mitarbeiter.

Schließlich wird auch der Klimawandel zu einem weiteren Zulauf für Ferienhotels in Deutschland und dem angrenzenden Ausland führen. Betrachtet man bereits den aktuellen Sommer 2022, so liegen die Gründe auf der Hand und führten die bekannte Wochenzeitung Die Zeit bereits zur plakativen Frage über einem Artikel „Reist im Sommer 2050 noch jemand nach Italien?“. Temperaturen im Sommer steigen immer weiter, lassen Meere stärker erwärmen, Gefahren von Algen- oder Quallenplagen nehmen zu, Wasser droht zu einem noch knapperen Gut zu werden, wodurch im Extrem die Befüllung des Pools oder sogar die abendliche Dusche nicht mehr sichergestellt werden kann. Dies bedeutet mitnichten die völlige Abkehr vom Urlaub im Süden. Jedoch werden in Westeuropa nördliche Regionen ab Südtirol bis Schweden in der Lage sein, davon zu profitieren – nicht im Massentourismus, aber für den bereits angesprochenen Touristen, der Resonanz- und Transformationserlebnisse sucht – und damit meist auch in einem etwas höheren Preisbereich.

Fazit: Fasst man die Implikationen aus Corona, Ukraine-­ Krise und Klimawandel für den Tourismus zusammen, so werden diese eine positive Auswirkung auf die Ferienhotellerie im deutschen Inland und angrenzenden Ausland haben. Nicht in Form eines Hypes, sondern über eine nachhaltige, stabile und dauerhafte Entwicklung. Nutzbar für sich machen können dies Hotelbetreiber, die Bindung, Sicherheit, Nachhaltigkeit und Gesundheit mit entsprechenden Konzepten zu vereinen wissen. Aber nicht nur der Betrieb wird dadurch attraktiver, sondern vor allem auch die Investition in entsprechende Immobilien – im Sinne der möglichen Mietrenditen sowie durch eine hohe zu erwartende wirtschaftliche Stabilität der Pächter.

weitere Informationen

Werden Sie FondsNews-Leser!

Fachartikel, Informationen und Nachrichten der institutionellen Immobilienwirtschaft.

FondsNews

Beitrag teilen

Soziale Netzwerke