Hotelmarkt Europa – Revival nach der Pandemie

08/15/2022

Autor

Dr. Andri Eglitis

Dr. Andri Eglitis

Head Research

Swiss Life Asset Managers Germany

Blogbeitrag

Hotelmarkt Europa – Revival nach der Pandemie

Fundamental durch den Zukunftsmarkt Freizeit und Tourismus sehr gut unterlegt, sorgte die Pandemie im Hotelsektor für einen ungeahnten Stillstand. Der Markt beginnt sich zu erholen und wird zu alter Stärke zurückkehren, aber es wird ein paar Jahre dauern – und strukturelle Veränderungen werden bleiben, die es auch für Investoren zu berücksichtigen gilt.

Mit der Aufhebung der Reisebeschränkungen sind seit 2021 im Reise- und Hotelgewerbe positive Trends zu verzeichnen, z.B. bei Wachstum von Passagier- und Übernachtungszahlen oder der Auslastung von Hotels. Die Niveaus aus 2019 liegen jedoch noch ein Stück entfernt und die Entwicklung zwischen einzelnen Destinationen und Typen von Hotels divergiert.

Nach den Einschränkungen zu Pandemiezeiten sehnen sich die Menschen nach Urlaub und sind bereit, auch mehr fürs Reisen auszugeben – unterstützt durch hohe Sparquoten während der Lockdowns, auch wenn der aktuelle Preisauftrieb gegenläufig wirkt. Spürbar fehlen dürften auf mittlere Sicht jedoch internationale Gäste aus Asien und Nordamerika, eingeschränkt durch die Pandemie und abgeschreckt vom Krieg in Europa. Für Standorte und Hotels, die von touristischer inländischer bzw. europäischer Nachfrage abhängen, ist aber von einer zügigen Erholung auszugehen.

Übernachtungszahlen für Deutschland nach Herkunft der Gäste

Demgegenüber hat die Pandemie gelehrt, dass im Geschäftsbereich zahlreiche Reisen digital ersetzt werden können – zeitsparend für die Beteiligten, kostensparend und ESG-konform für die Unternehmen. Das Ende der BusinessTrips ist dies jedoch nicht: Nach rund zwei Jahren „Abstinenz“ verspüren viele den Bedarf an persönlichen Kontakten, seien es Geschäftstermine oder Messen/Kongresse. Eine Reduzierung von Geschäftsreisen und Konferenzen wird dennoch dauerhaft bleiben und auf dem BusinessSegment lasten.

Nicht nur die Nachfrageseite hat sich verändert, auch die Strukturen in den Betrieben haben und werden sich weiter wandeln. Vielen Hotels fehlen Arbeitskräfte, die sich in Pandemiezeiten umorientiert haben. Zugleich steigen neben den Personal- auch die Betriebskosten für Energie oder Lebensmittel. Digitale und andere technische Möglichkeiten bieten in Teilen Abhilfe, wie das Beispiel der Selbstbedienung bei Check-In/Out andeutet. Solche Maßnahmen lassen sich vor allem im preisgünstigen Hotelsegment umsetzen, weniger in der servicebezogenen hochpreisigen Hotellerie. Höhere Einnahmen sind somit nötig und deuten sich in höheren Zimmerpreisen aktuell auch an.

Für die Betreiber waren die Beschränkungen während der Hochphase der Pandemie eine Herausforderung, die durch staatliche Hilfe abgefedert wurde. Die Zahl der Insolvenzen blieb verhältnismäßig gering, negative Folgeeffekte nach Auslaufen der Hilfen bleiben aber möglich. Einige Hotelketten haben gerade in der Krisenphase auf Expansion gesetzt, sei es durch Übernahmen oder organisches Wachstum. Damit ist die Grundlage für eine weitere Stärkung der Betreiberlandschaft gegeben – eine wichtige Voraussetzung auch für Immobilieninvestoren.

Transaktionsvolumen im Hotelsektor in Europa

Institutionelle Anleger stehen dem Hotelsektor inzwischen wieder positiver gegenüber. Das Transaktionsvolumen in Europa summierte sich 2021 auf ca. 16 Milliarden Euro – nach dem Rückgang in 2020 eine deutliche Erholung, ohne jedoch die Niveaus der Vorjahre zu erreichen. Das erste Quartal 2022 setzte den positiven Trend mit einem Volumen von ca. 2,8 Milliarden Euro fort. Die Preise zeigten sich die letzten Jahre robust: Es gab in der Pandemiephase kaum Notverkäufe, die gesuchten „Schnäppchen“ ließen sich nicht umsetzen, und die Spitzenrenditen liegen heute auf dem Niveau wie vor der Krise.

Also alles gut am Hotelmarkt? Die Zeiten bleiben für die Betreiber nicht einfach, gerade mit neuen Unsicherheiten um Konjunktur und Stimmung der Verbraucher. Strukturell spricht jedoch mittelfristig viel für das Segment mit Schwerpunkt auf Freizeit/Tourismus. Mit Verzögerung und mehr Anpassungen dürfte das Business Segment nachziehen.

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