Immobilien-FondsNews - das Interview

09/27/2021

Interviewpartner

Thomas Pfeiffer

Thomas Pfeiffer

Geschäftsführer

Norddeutsche Kirchliche Versorgungskasse (NKVK)

Interview

Das Interview: Heute mit Thomas Pfeiffer, 
Geschäftsführer der Norddeutschen Kirchlichen Versorgungskassen (NKVK)

Wie sind Sie mit Ihren Immobilienanlagen aufgestellt?

Aktuell sind wir mit 300 Millionen Euro in Immobilien investiert. Das entspricht etwa 15 Prozent unserer Gesamtanlagen. Diesen Anteil wollen wir auf 20 Prozent erhöhen. Die Investitionen laufen über deutsche Immobilienspezialfonds, wobei wir auf kleinere Gemeinschaftsfonds setzen.

Wie sieht Ihre geografische und sektorale Immobilienstrategie aus?


In den letzten 10 bis 15 Jahren haben wir die geografische Diversifikation stark vorangetrieben. So sind wir derzeit neben einem traditionellen Schwerpunkt in Deutschland vorrangig in Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien investiert. Daneben spielen Skandinavien und Südeuropa zunehmend eine Rolle. Neu hinzu kamen zuletzt auch Objekte in den USA. Traditionell kommen wir bei der sektoralen Aufteilung vor allem aus dem Bereich der Büroimmobilien. Seit einigen Jahren bauen wir allerdings auch den Anteil Einzelhandel getrennt nach Nahversorgungsobjekten mit Schwerpunkt Lebensmitteleinzelhandel und Highstreet-Immobilien aus. Daneben befinden sich Hotels sowie zunehmend Logistikimmobilien im Portfolio.

Gibt es bei Ihrer Organisation Besonderheiten, die es zu berücksichtigen gilt?

Zunächst sind wir ein sehr langfristig orientierter Investor und legen einen Schwerpunkt auf die laufenden Erträge. Dann investieren wir als kirchliche Versorgungskasse nicht in Wohnimmobilien, um jegliche Risiken im Zusammenhang mit Mieterauseinandersetzungen zu vermeiden.

Worauf legen Sie bei Neuinvestitionen Wert?

Alle Aspekte der Nachhaltigkeit im Sinne der ESG-Definitionen sind uns sehr wichtig. Hierbei richten wir uns am Leitfaden der Evangelischen Kirche in Deutschland aus. Neben den etablierten ökologischen Aspekten legen wir, insbesondere bei den Mietverhältnissen, zunehmend Wert auf die soziale Komponente.

Welche aktuellen Entwicklungen sind für Sie von Bedeutung?

Bei Büroflächen werden die Anforderungen an deren Flexibilität und Gestaltung deutlich steigen. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund, dass Unternehmen auch künftig in der Lage sein müssen, auf einen wechselnden Bedarf an Heimarbeitsplätzen beweglich zu reagieren. Angeheizt vom E-Commerce wird die Nachfrage nach Logistikimmobilien – mit der Folge von weiter sinkenden Renditen – erhalten bleiben. Dasselbe gilt für den Einzelhandel Nahversorgung. Wie schnell sich der Einzelhandel Highstreet sowie das Segment der Hotelimmobilien erholen werden, richtet sich auch nach der weiteren Corona-Entwicklung und ihrem dauerhaften Einfluss auf das Verbraucherverhalten; beides ist derzeit nur schwer vorhersehbar.

Was wünschen Sie sich von den Fondsanbietern?

Ich wünsche mir eine stärkere Befassung mit Aspekten der Immobilienbewirtschaftung, das heißt nicht nur mit den Ankaufskriterien, sondern auch viel detaillierter mit der späteren Verwaltung der einzelnen Liegenschaften. Das ist für uns auch eine zentrale Frage von Nachhaltigkeitsaspekten. Des Weiteren sollten strategische und taktische Überlegungen zur Ausrichtung des Gesamtportfolios stärker einer laufenden Überprüfung unterzogen und mit den Anlegern rückgekoppelt werden. Dies sollte auch in das Reporting einfließen, in dem daneben das Thema Nachhaltigkeit größere Berücksichtigung finden sollte.

Thomas Pfeiffer ist Geschäftsführer der Norddeutschen Kirchlichen Versorgungskasse (NKVK). Der Volljurist war zunächst bei der Allianz Lebensversicherungs-AG und später als Geschäftsführer der Hessischen Zahnärzteversorgung tätig. Seit 1997 leitet er die NKVK und verantwortet die Pensions- und Beihilfezahlung der evangelisch-lutherischen Kirchen in Niedersachsen. Hier ist die Vermögensanlage im Bereich der liquiden wie illiquiden Kapitalanlagen sein Schwerpunkt.

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