Wohnen - weiterhin eine krisenfeste Investition?

09.05.2022

Autor

Jürgen Uwira

Jürgen Uwira

Geschäftsführer

PROJECT Real Estate Trust GmbH

Blogbeitrag

Betongold oder Ende einer Boom-Dekade – Wohnimmobilieninvestitionen in Zeiten der Klimakrise und des Ukraine-Krieges

Wohnimmobilien werden langläufig mit Attributen wie „krisenfeste Investition“, „Stabilitätsanker im Portfolio“ oder „Betongold“ versehen. Und in der Tat haben sich auch in der Corona-Pandemie europäische und insbesondere deutsche Wohnimmobilien bislang erneut bewährt. Mit der Klimakrise und der überraschenden Aufkündigung der KfW-Förderung sowie den Sanktionen aufgrund des Ukraine-Krieges kommen weitere Herausforderungen auf Wohnimmobilieninvestoren zu. Wird sich in diesem Kontext die Wohnimmobilie erneut als krisenfeste Investition behaupten?

Lieferengpässe, Inflation und Zinsentwicklung

Bereits durch die Corona-Pandemie haben Lieferengpässe die Preise in die Höhe getrieben. Verstärkt werden diese Effekte durch die steigenden Energie- und Rohstoffpreise aufgrund der Wirtschaftssanktionen als Folge des Krieges in der Ukraine. Ebenso führen bereits eingeleitete Maßnahmen gegen den Klimawandel zu einer Verteuerung von Waren und Dienstleistungen. Es spricht also Vieles dafür, dass höhere Inflationsraten nicht nur ein kurzfristiges Phänomen sein werden.

Ob dies auch in der EU zu signifikanten Zinserhöhungen führt, ist angesichts der hohen Staatsschulden der EU-Länder unwahrscheinlich. Vermutlich wird die EZB einen eher behutsamen Kurs der Zinserhöhung beschreiten.

Die Auswirkungen auf inländische Wohnimmobilien sind schwer abschätzbar. Immobilien bieten einen Schutz gegen Inflation. Russische Käufer spielen auf dem deutschen Wohnimmobilieninvestmentmarkt keine große Rolle. Steigende Zinsen hingegen belasten die Nachfrage nach Immobilien. Und die Energiepreise werden längerfristig auf hohem Niveau bleiben – das belastet Mieter und mittelfristig auch Vermieter, da der Spielraum für Erhöhungen der Nettokaltmieten sinkt.

Doch es gibt kaum Alternativen – Export und Industrie werden stärker betroffen sein, ebenso ist ein Rückgang der Renditen für Staatsanleihen wahrscheinlich – deutsche Wohnimmobilien werden daher stark nachgefragt bleiben.

Klimaschutz ist schlagartig auch zu einer sicherheitspolitischen Frage geworden

Der Gebäudesektor inklusive Baustoffe ist für fast 30 Prozent der CO2-Belastung in Deutschland verantwortlich, entsprechend sehen gesetzliche Vorschriften und die EU ESG-Ziele die Reduzierung dieser umweltschädlichen Emissionen vor. Mit der Bundesförderung effizienter Gebäude wird energieeffiziente Bauweise und Sanierung belohnt. Sicher, der überraschende Förderungsstopp der KfW im Januar war mehr als nur unglücklich. An der Kernforderung, die Einsparung der CO2-Emissionen im gesamten Lebenszyklus in den Vordergrund zu rücken und den Ausbau erneuerbarer Energien zu forcieren, ist aber wenig einzuwenden.

Die europäische Politik hat schnell mit weitreichenden wirtschaftlichen Sanktionen auf den russischen Einmarsch in der Ukraine reagiert. Die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas soll europaweit reduziert werden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien bekommt schlagartig auch einen sicherheitspolitischen Aspekt – ein weiterer Grund energieeffiziente Bauweise in Zukunft ausreichend zu fördern.

Neubau und Sanierung werden durch höhere energetische Standards teurer, staatliche Förderungen werden dies voraussichtlich nicht vollständig kompensieren können. Durch den Ukraine-Krieg wird sich der bereits eingesetzte klimapolitische Strukturwandel beschleunigen – energieeffiziente Gebäude, die nicht auf Öl oder Gas angewiesen sind, dürften zu den Gewinnern zählen, stärker nachgefragt und damit wertvoller werden.

In Summe spricht vieles dafür, dass die richtigen, insbesondere energieeffizienten Wohnimmobilien ihrem Ruf als „Stabilitätsanker“ erneut gerecht werden können.

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