Die Entwicklung der Hotellerie Post-Corona

02/14/2022

Autor

Philipp von Bodman

Philipp von Bodman

Geschäftsführender Gesellschafter

ACHAT Hotel- und Immobilienbetriebsgesellschaft mbH

Blogbeitrag

Der Wille zum Wandel

Totgesagte leben länger. Auf kaum eine Branche trifft dies Post-Corona so sehr zu wie auf die Hotellerie. Und doch ist unklar, wie es weitergeht. Philipp von Bodman, Geschäftsführender Gesellschafter der ACHAT Hotels, hat seine Gruppe von 36 Hotels erfolgreich durch die Pandemie-Krise geführt und zeigt sich zuversichtlich, was die Entwicklung der Hotellerie als Ganzes betrifft. Ein Happy End der Branche knüpft er jedoch an eine Bedingung.

Das Leben nach Corona – mit Corona – hat begonnen. Die Hotellerie hat sich aktiv und akribisch seit Monaten auf den Re-Start des Beherbergungsbetriebs vorbereitet. Hygienetechnisch und betriebswirtschaftlich gesehen, standen und stehen einer Öffnung des Hotel- und Gastrogewerbes keine unüberwindbaren Hindernisse entgegen. Das haben die vergangenen Wochen und Monate überzeugend gezeigt. Es ist davon auszugehen, dass sich auch ein Leben mit einem niedrigen Infektionsgeschehen zum machbaren Alltags-Szenario entwickeln lässt. Doch einige Fragen bleiben: Was haben eineinhalb Jahre Corona mit den Gästen gemacht? Wie wird sich das so wichtige Segment der Businessreisenden entwickeln? Wird es sich erholen? Und: Welche Möglichkeiten gibt es, dass sich die Hotellerie weiterentwickelt?

Wenn Hotel, dann richtig

Klar ist: Ein einfaches „Weiter-So“ kann es nicht geben. Dazu waren die Erfahrungen der Menschen, die unsere Gäste sind, zu einschneidend. Ein simples Übernachtungsangebot, wie vor Corona, wird weniger Menschen davon überzeugen, einen Hotel-Aufenthalt zu buchen. Man hat gesehen und erlebt, dass sehr viel virtuell funktioniert, was vorher so nicht denkbar war. Vor allem bei Business- Meetings- und -Travels. Weniger im Bereich der Leisure-Reisen, hier zeigt sich eine schnellere Erholung. Der Nachholbedarf nach Reise und Erlebnis ist groß. Doch auch hier hat die Pandemie einer zuvor sich bereits beschleunigenden Entwicklung einen enormen Boom beschert: dem Urlaub mit dem Wohnmobil, Wohnwagen oder Ferienhaus. Nicht dass dies die Hotellerie in ihren Grundfesten erschüttern würde. Ganz und gar nicht. Aber es ist einer von vielen Indikatoren dafür, dass Menschen heute mehr wollen als eine pure Übernachtung. Sie wünschen sich Individualität, Erlebnis, Freiheit, Aufmerksamkeit. Und wenn Hotel, dann richtig!

Der Handlungsdruck hat sich erhöht

Noch im Jahr vor der Krise waren deutsche Unternehmen, was Dienstreisen anbelangt, sehr spendabel. Laut Angaben des Verband Deutsches Reisemanagement erreichten die Ausgaben ein Allzeithoch von 55,3 Milliarden Euro. Das hat sich während der Pandemie schlagartig geändert. Selbst die geöffneten Hotels hatten nur Auslastungen zwischen 10 und 20 Prozent. Das wird sich wieder ändern. Doch ist davon auszugehen, dass ein Buchungsniveau bei Business-Travels wie vor Corona eine lange Zeit nicht mehr erreicht werden wird. Auch die gesamten MICE-Bereiche – Meetinges, Incentives, Conventions, Exhibitions und Events – werden voraussichtlich in Zukunft nicht mehr eins zu eins wie vor Corona realisierbar sein. Dazu hat die intensive Erfahrung des digital Machbaren in zu kurzer Zeit zu viele neue Möglichkeiten aufgezeigt. Eine Entwicklung, die es auch ohne die Pandemie gegeben hätte, nur eben nicht so intensiv in so kurzer Zeit. Somit ist der Handlungsdruck größer geworden, neue Bereiche und flexible Modelle zu kreieren.

Ein Plüschtier weist den Weg

Die Hotellerie muss umdenken und weiterdenken lernen. Das ist nicht einfach, in einer Branche, in der traditionelle Prozess- und Führungsmuster lange Zeit funktioniert haben. Flexibilität, das hat die Pandemie gezeigt, ist eine der wichtigsten Anforderungen an Zukunftsfähigkeit in der Hotellerie und dabei gleichzeitig eine ihrer herausragendsten Kompetenzen. Ein Beispiel: Die ACHAT Hotels haben vor der Pandemie bereits einen grundlegenden Marken-Neustart gelauncht. Die Kerninhalte: Authentizität, positive Erlebnis-Momente, Gastfreundschaft auf ganzer Linie. Heute nach der Pandemie-Pause konnte die Hotel-Gruppe in kürzester Zeit ein neues Kunden- und Angebotssegment öffnen: Citytrips mit Kids. Angeführt vom neuen plüschig-emotionalen Markenbotschafter ECHTI erschließen sich damit neue Marktsegmente, die vor der Pandemie in dieser Form kaum auf dem Schirm hatte. So lässt sich das voraussichtlich noch länger offenstehende Nachfragefenster der Businessreisenden mit Familienreisenden wieder schließen.

In neuen Bahnen denken

Die Hotellerie lernt heute sehr schnell und intensiv in neuen Bahnen zu denken. Sie muss es. Wer dies nicht kann oder will, wird über kurz oder lang Schwierigkeiten bekommen, dem Konkurrenzdruck nicht standhalten können und sich von den wirtschaftlichen Pandemiefolgen nur schwer erholen. Insgesamt gesehen kann die Zukunfts-Aussicht der Hotellerie zuversichtlich betrachtet werden. Sollten keine völlig unvorhersehbaren Ereignisse auftreten, dürfte in zwei bis drei Jahren wieder ein hohes Maß an Branchenstabilität erreicht sein. Wichtigste Voraussetzung wird aber bleiben: der Wille zum Wandel.

Dies ist ein Auszug aus dem FondsBuch 2022.

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