Dekarbonisierungsdruck als Investmentchance
Autor
Frank Schäfer
Blogbeitrag
Dekarbonisierungsdruck als Investmentchance
Die Rahmenbedingungen der globalen Wirtschaft befinden sich im Umbruch und auch der europäische Immobiliensektor ist vom Paradigmenwechsel erfasst. Dabei steht die Dekarbonisierung im Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsbestrebungen. Die Immobilienwirtschaft auf die „Netto-Null“ bei der CO2-Emission zu bringen, ist eine große Herausforderung, birgt gleichzeitig aber auch enorme Investmentchancen.
Diese Entwicklung wird von so gut wie allen Stakeholdern der Immobilie vorangetrieben. Auch wenn die genauen gesetzlichen Vorgaben teils noch erarbeitet werden, ist es klar, wohin die Reise geht: Banken, Investoren, Nutzer – alle verpflichten sich zur Klimaneutralität ihres Geschäfts. So steigt bereits jetzt auf Mieterseite die Nachfrage nach Gebäuden mit hohen ESG-Standards. Die ersten Gesuche nach Net-Zero-Mietflächen sind bereits Realität und es werden mehr.
Die meisten Bestandsgebäude erfüllen die Anforderungen an einen CO2-neutralen Betrieb noch lange nicht. Ihr Status als „nicht nachhaltige“ Immobilien wird sich in der Vermarktung beim Verkauf und bei der Vermietung zunehmend deutlicher bemerkbar machen: Immer mehr Objekte gelten mittlerweile als sogenannte „Stranded Assets“ – was mit Wertabschlägen einhergeht. Viele so gebrandmarkte Gebäude bieten jedoch einen großen Hebel für die Beschleunigung der Dekarbonisierung und attraktive Wertschöpfungspotentiale.
Der Bestand spielt eine zentrale Rolle in der Klimawende, denn durch nachhaltige Neubauten allein sind die Klimaziele nicht erreichbar. Ein Neubau verbraucht in der Entstehung eine ungleich höhere Menge an Energie und Ressourcen als die Wiederbelebung eines Bestandsgebäudes. Zudem wird bei der Renovierung, im Gegensatz zum Abriss, das bereits in der Bausubstanz gebundene CO2, die sogenannte graue Energie, nicht wieder freigesetzt. Damit ist die Verlängerung des Lebenszyklus von Bestandsgebäuden an gewachsenen, etablierten Standorten grundsätzlich die nachhaltigste Lösung.
Für den Investor bietet eine ganzheitliche Manage-to-Green-Strategie nicht nur eine gewisse Absicherung gegen mögliche Wertabschläge, sondern auch erhebliche Wertsteigerungschancen. Das betrifft Immobilien mit Ankaufspotenzial genauso wie die frühzeitige Identifikation von Klima- und Stranded-Asset-Risiken im Bestand. Das Portfolio wird durch einen reduzierten Energieverbrauch und den Verzicht auf immer teurer werdende fossile Energien resilienter. Die Senkung der Nebenkosten und die bessere Gebäudequalität birgt nicht nur Einsparungspotenziale im Betrieb, sondern sorgt auch für eine höhere Mieterzufriedenheit und -loyalität. Eine starke ESG-Performance sichert zudem Zugang zu einer breiteren Auswahl an Finanzierungsoptionen, zu potenziell besseren Konditionen. Gleichzeitig bietet sie höchstmögliche Marktliquidität beim Exit, denn der Kreis der Interessenten beinhaltet so auch die ESG-getrieben Investoren.
Im Prinzip führt kein Weg an der Manage-to-Green-Strategie vorbei, wenn es um die Dekarbonisierung in der Immobilienwirtschaft geht. Denn klar ist: Der Handlungsdruck auf die Bestandshalter steigt. Die Herausforderung besteht in der konkreten Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen auf Objekt- und Portfolio-Ebene. Diese gilt es in eine kosteneffiziente Gesamtstrategie einzubetten. Zahlreiche Bestandshalter sind für ein derartig kleinteiliges und „hands-on“ Asset Management nicht aufgestellt und denken daher im Rahmen ESG-getriebener Workouts über eine Bereinigung ihrer Portfolios nach. Das führt zu einem breiteren Angebot an Assets mit hohem Wertsteigerungspotenzial, womit wiederum die Chancen für spezialisierte Investment Manager steigen.
Manage-to-Green in der Praxis:
Das Fernmeldeamt Hamburg wird auf den neusten Stand bei Energieeffizienz, Technik und den Innenausbauten gehoben. Gleichzeitig wird die denkmalgeschützte Gebäudesubstanz erhalten.
Autorenfoto: Peakside Capital
Bildquelle: Andreas Heller Architects & Designers / Marienburg Real Estate
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